Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

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Heinrich5

Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zu christlicher Ethik fallen vielen Menschen oft zuerst die Zehn Gebote ein. In Sonntagsreden von Politikern werden sie gerne als Grundlage einer humanen und gerechten Gesellschaft bezeichnet. Sie gehören zu den populärsten Texten des Alten Testaments.
Doch können Sie wirklich dem Anspruch an eine verantwortungsvolle Ethik gerecht werden?
Die zehn Gebote finden sich in der Bibel in zwei Varianten (Ex 20,2–17 und Dtn 5,6–21), die sich leicht unterscheiden. In der Überlieferungslegende werden sie durch Mose dem Gottesvolk am Sinai übergeben. In Wirklichkeit haben diese Gebote eine jahrhundertelange Überlieferungsgeschichte hinter sich, die in Teilen noch vor der Sesshaftwerdung Israels im zweiten Jahrtausend v. Chr. anzusetzen ist und die ihren Abschluss erst im sechsten Jahrhundert v. Chr. gefunden hat. Auf alle Fälle sind sie über 2000 Jahre alt. Mit der Person Mose dürften sie eher nichts zu tun haben. Sie haben im Prinzip auch weder etwas mit dem Christentum noch mit dem klassischen Judentum zu tun. Denn das klassische Judentum mit Thora und Synagoge, mit Rabbinern und Gesetzesauslegung ist deutlich jüngeren Datums und so, wie wir es kennen, sogar erst nach der Zeitenwende anzusetzen.
Und das Christentum, das ja im Wesentlichen ein Heidenchristentum ist, war seinerseits mit dem Judentum nur entfernt verwandt. Nur die christliche Dogmatik zieht hier Verbindungslinien und bringt zusammen, was nicht zusammengehört. Die Zehn Gebote sind gerichtet an das fiktive Volk Israel, das in der Zeit nach dem babylonischen Exil als eigenständiges politisches Gebilde gar nicht mehr bestand. Es ist ein Gesetzestext, der mit uns heute vielleicht ebenso wenig zu tun haben sollte wie der Codex Hammurabi, den man im Louvre heute noch bestaunen kann. Kann ein solcher Text für uns heute eine ethische Relevanz haben? Sehen wir uns die Gebote einmal näher an.

Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.

Dieser Satz ist gleich zu Beginn eines der Unworte der biblischen Überlieferung überhaupt. Denn er markiert, ja fordert geradezu die religiöse Intoleranz. Unter Berufung auf dieses Unwort hat die christliche Kirche andere Religionen blutig verfolgt. Während z. B. das Grundgesetz mit der Würde des Menschen beginnt, erhebt hier ein Gott seine exklusiven Herrschaftsansprüche. Während ein moderner Verfassungsstaat Religionsfreiheit vertritt, ist dieser Gedanke unserem antiken Text noch völlig fremd. Die religiöse Intoleranz ist eine alttestamentliche Konstante, dieses Gebot kann kein Vorbild für eine heutige Ethik sein. Es kann höchstens zur Anschauung dienen, welches Gebot eine moderne Gesellschaft nicht haben sollte. Seinem Geiste nach ist es verfassungsfeindlich.

Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde oder im Wasser

Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen bis zur dritten und vierten Generation

Auch weiterhin werden wir auf so etwas wie die Würde des Menschen vergeblich warten. Sie kommt im Alten Testament nicht vor. Stattdessen auch hier die Propagierung religiöser Intoleranz. In der ältesten Form (im Exodustext) war mit dem Bilderverbot auch die Zerstörung fremder Kultstätten (vor allem kanaanäischer Fruchtbarkeitskulte) gemeint, von denen es in Israel bis zur Kultreform Josias (ca. 622 v. Chr.) und vielleicht auch später noch eine ganze Reihe gegeben hat. Die göttliche Strafandrohung gegen Abweichler geht von einer Kollektivschuld aus, die von modernem Rechtsempfinden sich deutlich unterscheidet. Rache und Eifersucht sind hier die Handlungsmaxime eines Gottes, der hoffnungslos modernem rechtsstaatlichem Denken hinterherhinkt. Auch solche Sätze können ja wohl kaum gemeint sein, wenn von den positiven ethischen Grundlagen des Christentums die Rede ist.

Aus: „Der Jesuswahn“, von Heinz-Werner Kubitza, Tectum-Verlag, Seite 334 / 335
Zehn Gebote:
Sie haben im Judentum wie im Christentum zentralen Rang für die theologische Ethik und haben die Kirchengeschichte und die Kulturgeschichte Europas geprägt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Zehn_Gebote
Christel
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Re: Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich5 hat geschrieben:
Es ist ein Gesetzestext, der mit uns heute vielleicht ebenso wenig zu tun haben sollte wie der Codex Hammurabi, den man im Louvre heute noch bestaunen kann. Kann ein solcher Text für uns heute eine ethische Relevanz haben? Sehen wir uns die Gebote einmal näher an.
http://de.wikipedia.org/wiki/Codex_Hammurapi

Mit uns hat beides etwas zu tun, da unser Rechtssystem nicht aus dem NICHTS entstanden ist. Jedes Gesetz, also auch unsere Gesetz, setzt der Toleranz grenzen. Es sagt nämlich, was gar nicht geht.

Schaun wir uns die „Die Zehn Gebote“ an. Sie entstammen der jüdischen Thora und finden sich in unserem Alten Testament unter Ex 20,2-17:
Dann sprach Gott alle diese Worte:
2 Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
3 Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
4 Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
5 Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation;
6 bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.
7 Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.
8 Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!
9 Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun.
10 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat.
11 Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.
12 Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
13 Du sollst nicht morden.
14 Du sollst nicht die Ehe brechen.
15 Du sollst nicht stehlen.
16 Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
17 Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.
Und in einer zweiten Version unter Dtn. 6-21:
6 Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
7 Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
8 Du sollst dir kein Gottesbildnis machen, das irgendetwas darstellt am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
9 Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen und an der dritten und vierten Generation;
10 bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.
11 Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.
Andere Übersetzungsmöglichkeit: Du sollst bei dem Namen des Herrn, deines Gottes, keinen Meineid schwören, denn der Herr spricht den nicht frei, der bei seinem Namen einen Meineid schwört. - Die oben gegebene weitere Übersetzung erlaubt es, auch anderen Missbrauch des Jahwenamens, etwa durch Magie, einzuschließen.
12 Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat.
13 Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun.

14 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du.
der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat, wörtlich: der in deinen Stadttoren ist. - So immer, wenn diese Wendung wiederkehrt.
15 Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.
16 Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat, damit du lange lebst und es dir gut geht in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
17 Du sollst nicht morden,
Manche Bibelausgaben zählen die VV. 17-20 nur als V. 17; entsprechend ändert sich die Zählung der folgenden Verse.
18 du sollst nicht die Ehe brechen,
19 du sollst nicht stehlen,
20 du sollst nicht Falsches gegen deinen Nächsten aussagen,
21 du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen und du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren, nicht sein Feld, seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel, nichts, was deinem Nächsten gehört.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

Ungelesener Beitrag von Christel »

Zehn Gebote - Fortsetzung: Wer spricht zu wem? - Vorgeschichte:

Die zehn Gebote haben eine Vorgeschichte. Diese müssen wir uns zuerst ansehen.

„Gottkönigtum“

Seit der frühdynastischen Zeit verstand sich der König (Pharao) als Sohn der Himmelsgottheiten; er war zugleich ihr Bevollmächtigter, Abgesandter, Partner und Nachfolger. Die letztgenannte Gleichsetzung bezieht sich auf die Regierungszeit der Götter, die nach altägyptischer Mythologie zuvor auf der Erde herrschten. Die in der Vergangenheit öfter postulierte göttliche Identifikation mit Horus entspricht nicht der Quellenlage und dem Weltbild, das aus drei Ebenen bestand. Vielmehr sah sich der König auf einer eigenen Ebene zwischen dem göttlichen Himmel und den auf der Erde befindlichen Menschen. Dem König wurde mit seiner Krönung das Amt des „göttlichen Horus“ übertragen. Dieser Vorgang manifestierte sich im Horusnamen. Damit übernahm der König als irdischer Herrscher das „väterliche Amt des Horus“ und galt ergänzend seit der 4. Dynastie als „Sohn des Re“.
http://de.wikipedia.org/wiki/Pharao

Diesem Gottkönig musste Israel dienen, so die Vorgeschichte, dienen. Zur Geschichte:
15 Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer und so wird man mich nennen in allen Generationen.
16 Geh, versammle die Ältesten Israels und sag ihnen: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, ist mir erschienen und hat mir gesagt: Ich habe sorgsam auf euch geachtet und habe gesehen, was man euch in Ägypten antut.
17 Darum habe ich beschlossen, euch aus dem Elend Ägyptens hinaufzuführen in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen.
18 Wenn sie auf dich hören, so geh mit den Ältesten Israels zum König von Ägypten; sagt ihm: Jahwe, der Gott der Hebräer, ist uns begegnet. Und jetzt wollen wir drei Tagesmärsche weit in die Wüste ziehen und Jahwe, unserem Gott, Schlachtopfer darbringen.
Ex 3, 15-18
Danach gingen Mose und Aaron zum Pharao und sagten: So spricht Jahwe, der Gott Israels: Lass mein Volk ziehen, damit sie mir in der Wüste ein Fest feiern können.
2 Der Pharao erwiderte: Wer ist Jahwe, dass ich auf ihn hören und Israel ziehen lassen sollte? Ich kenne Jahwe nicht und denke auch nicht daran, Israel ziehen zu lassen.
3 Da sagten sie: Der Gott der Hebräer ist uns begegnet und jetzt wollen wir drei Tagesmärsche weit in die Wüste ziehen und Jahwe, unserem Gott, Schlachtopfer darbringen, damit er uns nicht mit Pest oder Schwert straft.
4 Der König von Ägypten entgegnete ihnen: Warum, Mose und Aaron, wollt ihr die Leute zum Nichtstun verleiten? Fort mit euch, tut euren Frondienst!
5 Der Pharao fuhr fort: So viele Leute sind jetzt im Land und ihr wollt sie vom Frondienst abhalten?
6 Am selben Tag noch gab der Pharao den Antreibern der Leute und den Listenführern die Anweisung:
7 Gebt den Leuten nicht mehr, wie bisher, Stroh zum Ziegelmachen! Sie sollen selber gehen und sich Stroh besorgen.
Stroh, zu Häcksel geschnitten, dient bei der Ziegelherstellung als Bindemittel für den Lehm.
8 Legt ihnen aber das gleiche Soll an Ziegeln auf, das sie bisher erfüllen mussten. Lasst ihnen davon nichts nach! Denn sie sind faul, und deshalb schreien sie: Wir wollen gehen und unserem Gott Schlachtopfer darbringen.
9 Erschwert man den Leuten die Arbeit, dann sind sie beschäftigt und kümmern sich nicht um leeres Geschwätz.
10 Da gingen die Antreiber der Leute und die Listenführer zu den Leuten und sagten: So spricht der Pharao: Ich gebe euch kein Stroh mehr.
11 Geht selbst und besorgt euch Stroh, wo ihr es findet. Von eurem Arbeitssoll aber wird euch nichts erlassen.
12 Die Leute verteilten sich also über ganz Ägypten, um sich Stroh zu besorgen.
13 Die Antreiber drängten und sagten: Ihr müsst euer tägliches Soll erfüllen wie bisher, als euch noch Stroh geliefert wurde.
14 Die Antreiber des Pharao schlugen die israelitischen Listenführer, die sie eingesetzt hatten, und sagten: Warum habt ihr heute nicht wie neulich noch das festgesetzte Soll an Ziegeln erfüllt?
15 Da gingen die israelitischen Listenführer zum Pharao und erhoben vor ihm Klage: Warum tust du deinen Sklaven das an?
16 Man gibt deinen Sklaven kein Stroh, aber man sagt uns: Macht Ziegel! Schau, man hat deine Sklaven geschlagen; die Schuld aber liegt bei deinen Leuten.
17 Er entgegnete: Faul seid ihr, faul. Nur deshalb sagt ihr: Wir wollen gehen und Jahwe Schlachtopfer darbringen.
18 Jetzt aber fort mit euch und tut eure Arbeit! Stroh bekommt ihr nicht, aber euer Soll an Ziegeln müsst ihr erfüllen.
19 Da sahen sich die israelitischen Listenführer in einer üblen Lage, weil man ihnen sagte: Nichts von eurem täglichen Soll an Ziegeln wird euch erlassen.
Ex 5,1-19

Es ist also von Anfang an für das Volk Israel eine Frage der Entscheidung, wem sie dienen, dem „Gott“ Pharao, der sie verklavt oder dem Gott Jahwe, der sie aus der Sklaverei herausführen will.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

Ungelesener Beitrag von Christel »

Zehn Gebote - Fortsetzung: Wer spricht zu wem? - Das Bundesvolk:

Es folgt die Geschichte einer Befreiung und Flucht. Am Ende steht der Bund zwischen dem befreiten Volk und dem Gott, der das Volk befreit hat:
Als Bundeslade (hebräisch: אָרוֹן הָבְּרִית ʔārōn hābrīt, neuhebräisch: Aron habrit) wird ein mythischer Kultgegenstand des Volkes Israel bezeichnet. Sie enthielt nach Darstellung der Tora die Steintafeln mit den Zehn Geboten, die Moses von Gott erhielt. Die Bundeslade galt demnach beim Auszug Israels aus Ägypten unter Mose als Garant für Gottes Gegenwart inmitten des Volkes. Sie ist bis heute Symbol für den Bund Gottes mit dem Volk Israel (daher der Name „Bundeslade“). http://de.wikipedia.org/wiki/Bundeslade
Es handelt sich also nicht um einen Erlass Gottes an alle Welt, sondern um einen Bund mit den Menschen, die sich von Gott / Jahwe befreien ließen, ein Bund mit seinem Volk.

Folglich ist die Abwendung von Gott (Jahwe) ein Bundesbruch:
Wenn ich dieses Volk in das Land geführt habe, das ich seinen Vätern mit einem Schwur versprochen habe, in das Land, wo Milch und Honig fließen, und wenn es gegessen hat und satt und fett geworden ist und sich anderen Göttern zugewandt hat, wenn sie ihnen gedient und mich verworfen haben und es so meinen Bund gebrochen hat,
Dtn 31,20
Gottes große Liebe:

Als Israel jung war, gewann ich ihn lieb, /
ich rief meinen Sohn aus Ägypten.
2 Je mehr ich sie rief, /
desto mehr liefen sie von mir weg. Sie opferten den Baalen /
und brachten den Götterbildern Rauchopfer dar.
3 Ich war es, der Efraim gehen lehrte, /
ich nahm ihn auf meine Arme. Sie aber haben nicht erkannt, /
dass ich sie heilen wollte.
4 Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, /
mit den Ketten der Liebe. Ich war da für sie wie die (Eltern), /
die den Säugling an ihre Wangen heben. /
Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen.
(Hos 11,1-4)
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

Ungelesener Beitrag von Christel »

Wozu rufen die 10 Gebote auf?

Der erste Teil ruft zur Treue zu dem Gott auf, der Israel aus der Sklaverei befreit hat.
Zum Bund gehört außerdem die Verpflichtung auf eine bestimmte Ethik. Diese nicht zu beachten bedeutet ebenfalls Bruch des Bundes mit Gott:
3 Du sollst nicht morden.
14 Du sollst nicht die Ehe brechen.
15 Du sollst nicht stehlen.
16 Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
17 Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.
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Re: Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

Ungelesener Beitrag von Christel »

Zusammenfassung:

Ziel und Inhalt der 10 Gebote ergeben sich nicht nur aus den Versen selbst sondern auch aus der Vorgeschichte.
Diese erzählt, wer Gott ist:
Gott offenbart sich als «Ich-bin-da», als Gott der Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, der sorgsam auf dieses Volk geachtet und gesehen hat, was man ihnen in Ägypten antat und darum beschlossen hat, sie aus dem Elend Ägyptens hinaufzuführen (Ex 3, 14ff.)

Es geschieht also Befreiung zum Wohl / Heil des Volkes.
Aus der erfahrene Befreiung ergibt sich die ethische Verpflichtung, selbst danach zu leben, niemanden zu übervorteilen,… und diese Gotteserfahrung weiterzugeben = Tradition.
Pessach

Im jüdischen Frühlingsmonat Nissan wird Pessach gefeiert. Das Gedächtnis an die Befreiung Israels aus ägyptischer Knechtschaft, dem Kernstück biblischer Heilsgeschichte. Es beginnt am Vorabend mit dem Sedermahl im Familienkreis. Speisen wie Bitterkräuter, Salzwasser, Mazzes (ungesäuertes Brot), geröstete Lammknochen usw. erinnern an die biblischen Ereignisse. Zwischen Pessach und dem sieben Wochen späteren Schawuot liegen die "Tage der Trauer".
http://religionv1.orf.at/projekt03/reli ... sttage.htm
Simchat Tora

Der letzte Tag des Festes ist Simchat Tora (das Fest der Torafreude). Beim Synagogengottesdienst werden alle Tora-Rollen unter Gesang und Tanz sieben Mal um das Lesepult getragen.
http://religionv1.orf.at/projekt03/reli ... sttage.htm


Soweit die 10 Gebote im Alten Bund.
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Re: Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

Ungelesener Beitrag von niels »

@Christel: Auch Hitler trat "zur Befreiung des Volkes" auf - zu "dessen Wohl".

Das damit nicht alle Menschen gemeint waren, war ebenso selbstverständlich, es ging um "das Volk". Jesus war nicht gerade ein "jüdischer Buddha"..., wer "seinen Vater" lästerte, konnte auch ihn erzürnen und zum Gewalttäter / Kriminellen machen... Neu war, im Gegensatz zum Judentum, das Gott auf einmal für alle "zugänglich" wurde - ein erfolgreiches Konzept "Weltreligion" seiner Zeit...

Bei Jesus wie den Juden ging und geht es auch vornehmlich um die "Befreiung" des eigenen Volkes.

Bei den zehn Geboten geht es vornehmlich um den bzw die "Nächsten" - das "nahe" das Gegenteil von "alle"ist, liegt auf der Hand. Die "allgemeineren" Gebote waren schon damals übliches Rechtsverständnis - interessant daher, das man dies den Leuten nochmal "beizubringen" suchte.

Mir ist bekannt, das so mancher Christling heute behauptet, es ginge bei allen christlichen Geboten oder "Jesus Liebe" um "alle Menschen", das aber ist weitgehend willkürliche Interpretation, wenn "Gott" überhaupt ein Interesse an "allen Menschen" zeigte, dann insoweit es um den Glauben an ihn ging, denn nur wer an ihn glaubte/glaubt, ist auch voller Teil des Volkes - so wie in jeder ideologisch geprägten Diktatur üblich.

Zumal: Vom "Gott der Liebe" ist ja bekanntlich schon nach wenigen Jahrzehnten/-hunderten nicht viel übrig geblieben - gerade im Umgang mit "Anderen" war das Christentum mindestens ebenso gewalttätig und haßerfüllt wie die anderen abrahamitischen / monotheistischen Religionen.

espekt vor allen Menschen hingegen findet / fand man wohl eher noch bei Gautama ("Buddha") - Jahrtausende früher...
Christel
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Re: Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:@Christel: Auch Hitler trat "zur Befreiung des Volkes" auf - zu "dessen Wohl".
Ich finde Deinen Nazivergleich mehr als nur unpassend!
- Du stellst damit die Juden, das Volk welches die Shoa durchleben musste mit Hitler auf eine Stufe. – Ich könnt kotzen! :(
- Eine Flucht aus der Sklaverei und die daraus folgenden ethischen Verpflichtungen machen aus Juden keine Nazis!
- Das jüdische Gesetz (Tora) schützt auch die Fremden:
"Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen." (Ex 22,20)
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Christel:
Es ist also von Anfang an für das Volk Israel eine Frage der Entscheidung, wem sie dienen, dem „Gott“ Pharao, der sie verklavt oder dem Gott Jahwe, der sie aus der Sklaverei herausführen will.
Bei Sigmund Freud, der sich eingehend damit beschäftigt hat, liest sich das anders.

Hier ein Auszug aus seiner Schrift „Der Mann Moses und die monotheistische Religion“
(oder von der Religion des Aton - über den mosaischen Judaismus - zum Christentum)

(Konspekt)

1. Entstehung einer monotheistischen Religion in Ägypten
In der Priesterschule des Sonnentempels zu On (Heliopolis) entstand die Tendenz von der Vorstellung eines universellen Gottes (unter eventuellen asiatische Einströmungen) und seiner Betonung seiner ethischen Werte. Unter Amenhotep III. nahm die Verehrung des Sonnengottes Aton (oder Atum) einen neuen Aufschwung. Aton wurde bald zum universellen und einzigen Gott. Es entstand die ägyptische monotheistische Religion des Sonnengottes Aton. Die Priester des Gottes Amon erhoben sich gegen die neue Religion. Die Priestererhebung wurde von Amenhotep IV unterdrückt, der sich dann sogar in Ikhnaton umbenannte. (Amon im Namen Amenhotep wurde gestrichen).

2. Erhebung der „Aton“-Religion zur Staatsreligion unter Ikhnaton 1375 v. Chr.

Alle Anzeichen anderer Götter (Polytheismus) wurden liquidiert. Bei der Priesterschaft des alten Gottes Amon entstand eine fanatische Rachsucht gegen Ikhnaton und den Gott Aton

3. Der Tod Ikhnaton und der Untergang seiner Staatsreligion

Im Jahr 1358 v. Chr. stirbt Ikhnaton nach 17 Jahren Regierungszeit. Seine durch ihn eingeführte monotheistische Religion wird wieder abgeschafft. Die Priester des Amon gewinnen wieder die Oberhand, Gott Aton wurde wieder durch Amon und viele andere Götter ersetzt.
Bis 1350 war eine Anarchie vorhanden, welche durch den Feldherrn Haremhab beseitigt wurde. Die 18. Dynastie gab es fortan nicht mehr.

4. Der Ägypter Moses bewahrt die Aton Religion, macht sich zum Führer der Juden und stülpt den Juden (seinen mosaischen Glauben) die monotheistische Aton-Religion über. (Befreier, Gesetzgeber, Religionsstifter)
Mose = ägyptisch = das Kind.
Thut – mose (Thotmes)
Ah – mose
Ra –mose (Ramses)

Moses war ein vornehmer Ägypter, vielleicht Prinz, Priester oder hoher Beamter, ein Mitglied des königlichen Hauses. Was wichtiger ist: er war ein Anhänger der Aton-Religion. Mit dem Tode Ikhnatons und dem Untergang der Aton-Religion und der 18. Dynastie in Ägypten, verlor Mose seine gesellschaftliche Stellung. Bei Mose entstand der Plan, ein neues Reich zu gründen, ein neues Volk zu finden, dem er die von Ägypten verschmähte neue Religion zur Verehrung schenken wollte.
Dieses Volk fand er in der Grenzprovinz Gosen in der sich semitische Stämme niedergelassen hatten. Er setzte sich mit ihnen ins Einvernehmen, stellte sich an ihre Spitze , besorgte ihre Abwanderung „mit starker Hand“. Die Autorität Mose und die fehlende Zentralgewalt von 1358 bis 1350 (Anarchie) ermöglichte einen friedlichen Auszug der semitischen Stämme mit dem Ziel Kanaan. Dort waren nach dem Zusammenbruch der ägyptischen Herrschaft kriegerische Aramäer eingebrochen und hatten so gezeigt, wo ein tüchtiges Volk sich neuen Landbesitz holen konnte. Als Gegenleistung führte Mose bei den nun von ihm geführten semitischen Stämmen den ägyptischen Brauch der Beschneidung (Weihe) und die Übernahme der Aton-Religion ein. Ein geheiligtes Volk wollte er aus ihnen machen, welches nicht im mindesten hinter dem ägyptischen zurückstehen konnte.

5. Auf seinem Zug nimmt das Volk der (ägyptischen, mosaischen ) Juden in Meribat-Quades die Religion des Gottes Jahwe an.
Davor wurde der ägyptische Moses schon vorher in einer Erhebung gegen ihn getötet. Ursache wird gewesen sein, dass die Lehre des Mose noch schroffer wie die seines Lehrers Ikhnaton gewesen war. Er befahl und drängte dem Volk seinen Glauben auf. Mose und Ikhnaton fanden das Schicksal das aller aufgeklärten Despoten wartet. Die Bevormundeten und Verkürzten (nur noch einen Gott) erhoben sich und warfen die Last der ihnen aufgebürdeten Religion ab. Im Gegensatz zu Ikhnaton, den die zahmen Ägypter bis zu dessen Tod duldeten, räumten die wilden Semiten den Tyrannen Mose einfach aus dem Wege.

In einer Örtlichkeit, die Meribat-Quades genannt wird, einer Oase im Landstrich südlich von Palästina, zwischen dem östlichen Ausgang der Sinai-Halbinsel und dem Westrand von Arabien übernahmen die von Mose geführten Semiten die Verehrung des Vulkan-Gottes Jahwe vom arabischen Stamm der Midianiter. Der ägyptische Mose wurde schon vorher erschlagen. Neuer Mittler zwischen Gott und Volk wird der Schwiegersohn des midianitischen Priester Jethro der ebenfalls zufällig Moses heißt, aber ein Hirt ist.
Der aus Ägypten zurückgekehrte Stamm vereinigte sich später mit im Landstrich zwischen Ägypten und Kanaan verwandten Stämmen die dort seit längerer zeit ansässig waren. Es entstand das Volk Israel. Alle hatten gemeinsam die Religion des Vulkan-Gottes (Götzen) Jahwe inne. Das vereinigte Volk Israel war somit stark genug, in Kanaan einzufallen.

6. Die Leviten führen die Tradition der Aton-Religion wieder ein. Der Glaube der Juden wird wieder mosaisch (monotheistisch) Der Gott Aton heißt aber weiterhin Jahwe. Die alte Jahwe Religion geht vollständig unter und macht dem mosaischen Glauben Platz
Mose ging in Ägypten nicht unbegleitet zu dem ihm fremden Volk der Semiten. In begleiteten sein Gefolge , seine nächsten Anhänger, seine Schreiber, sein Gesinde. Das waren ursprünglich seine Leviten, welche danach die wichtigsten Priesterposten besetzten.
Eine gute Anzahl dieser Leviten entging der Katastrophe der Tötung des ägyptischen Mose und des Untergang seiner mosaischen Religionsstiftung. Diese Reste vermehrten sich in der nächsten Generation , verschmolzen mit dem Volke in dem sie lebten, aber sie blieben ihrem Herrn treu, bewahrten das Andenken an ihn und pflegten die Tradition seiner Lehren. Zur Zeit der Vereinigung mit den Jahwegläubigen bildeten sie eine einflussreiche den anderen kulturell überlegenen Minorität.

Bei der Religionsstiftung in Quades wurde ein Kompromiß geschlossen. Die Beschneidung wurde beibehalten und die Erinnerung an den Auszug aus Ägypten und an die Gestalt des Moses wurde als Erinnerung in einem Bericht an die Vorzeit aufgenommen. Nach einem langen Zeitraum kam die Zeit, wo man den Mord an Moses bedauerte. Es blieb die Tradition der Lehre des Mose erhalten und ihr Einfluß erreichte, allerdings erst allmählich im laufe der Jahrhunderte, was Moses selbst versagt geblieben war. Der Schatten des Gottes Aton „lebend in Maat“ (Wahrheit, Gerechtigkeit) wurde stärker als der Gott Jahwe. Niemand zweifelte daran, das nur die Idee des anderen Gottes das Volk Israel alle Schicksalsschläge überstehen ließ. Der mosaische Gott trug den Endsieg davon, der Anteil der Leviten daran ist nicht mehr festzustellen. Aus der Mitte des Volkes erhoben sich in nichtabreißender Reihe Männer (Propheten ) die durch ihre Herkunft mit Mose verbunden, aber von der großen und mächtigen Tradition erfasst, die allmählich im Dunkeln angewachsen war, und diese Männer, die Propheten, waren es, die unermüdlich die alte mosaische Lehre verkündeten, die Gottheit verschmähe Opfer und Zeremoniell, sie fordere nur Glauben und ein Leben in Wahrheit und Gerechtigkeit („Maat“). Die Bemühungen der Propheten hatten dauernden Erfolg; die Lehren mit denen sie den alten Glauben wiederherstellten, wurden zum bleibenden Inhalt der jüdischen Religion. Es ist Ehre genug für das jüdische Volk, dass es eine solche Tradition erhalten und Männer hervorbringen konnte, die ihr eine Stimme liehen, auch wenn die Anregung dazu von außen, von einem großen fremden Mann (Mose) gekommen war.

Das kann man natürlich alles ignorieren und statt dessen fleißig aus dem Alten Testament zitieren.
Christel
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Re: Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

Ungelesener Beitrag von Christel »

@ Heinrich, ich ignoriere es nicht, ich halte es einfach für falsch!

Ich schrieb am » Fr 31 Aug, 2012 18:19
Christel hat geschrieben:Gott offenbart sich als «Ich-bin-da», als Gott der Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, der sorgsam auf dieses Volk geachtet und gesehen hat, was man ihnen in Ägypten antat und darum beschlossen hat, sie aus dem Elend Ägyptens hinaufzuführen (Ex 3, 14ff.)
Diese Umschreibungen lassen darauf schließen, dass hier vom Monotheismus noch keine Rede war.

Der Pharao ist „Sohn der Himmelsgottheiten“, ein Gottkönig http://de.wikipedia.org/wiki/Pharao
Israel blickt hingegen, auch nachdem sie Sesshaft geworden waren, auf eine lange Geschichte ohne König zurück. Außerdem gibt es eine lange Tradition der Königskritik.
Als Israel wie die anderen Völker einen König wollte wird dies als Abfall von Gott (Jahwe) gedeutet:
Aber Samuel missfiel es, dass sie sagten: Gib uns einen König, der uns regieren soll. Samuel betete deshalb zum Herrn, und der Herr sagte zu Samuel: Hör auf die Stimme des Volkes in allem, was sie zu dir sagen. Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen: Ich soll nicht mehr ihr König sein.(1 Sam 8,6f.)


Außerdem, man kann es drehen wie man will, letztlich ist Gott „Aton“ mit der Sonne identisch. http://de.wikipedia.org/wiki/Aton
Laut dem „ersten Schöpfungsbericht“ ist Aton nur eine Leuchte, die Gott am 4. Tag geschaffen und am Himmelsgewölbe befestigt hat.
Seit wann sind Lampen Götter?

Meine Deutung ist noch aus einem anderen Grund vollkommen richtig: Ich stellte den Glauben der heutigen Juden richtig dar. Zu Pessach (auch Pascha) und Simchat Tora wird dies bis auf den heutigen Tag feierlich begangen. Ein Mensch wird in seinem Verhalten nur von dem bestimmt, was er selbst glaubt.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich hatte am Fr 31 Aug, 2012 18:19 geschrieben:
Christel hat geschrieben:Soweit die 10 Gebote im Alten Bund.
Ich will dennoch ergänzen:
Der Tanach (= unser AT) mit der Thora (dem Pentateuch, also Mose 1-5) sind im Judentum sehr wichtig.
Sie sind narrativ, sie spiegeln den Stand der „Gesetzgebung“ der Entstehungszeit wieder und bedürfen der Deutung.
Beispiel:
Ist jemanden von Euch schon einmal diese Dopplung aufgefallen?
14 Du sollst nicht die Ehe brechen.
17 Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört. (Ex 20 + Dtn 5)
Ich habe es heute zufällig in einem Buch gelesen. Das ist keine Doppelung. In Ex 20, 14 geht es um Ehebruch, in Ex 20,17 aber um Dienstbarmachung z.B. Schulden abarbeiten lassen.

Die Deutung der Hl. Schrift erfolgt innerhalb des Judentums durch die Tradition. Es gibt den Talmud. Es gibt rabbinische Schulen… Wer meint, erst (nur) Jesus habe die biblischen Texte auf ihren Sinn zugespitzt unterschätzt das Judentum. – Es gibt in christlich-fundamentalistischen Gruppen Probleme durch die Bibelauslegung, die im Judentum nicht vorkommen. Im Alten Testament gibt es z.B. ein Blutverbot, daher lehnen Zeugen Jehovas die Bluttransfusion ab. Für Juden ist klar, Gott ist ein Gott des Lebens und natürlich ist die Bluttransfusion erlaubt, denn es gilt Leben zu retten.
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Re: Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heute habe ich mich mit einem pensionierten evangelischen Pfarrer darüber unterhalten. Er meinte, die 10 Gebote seien Gebote der Freiheit, die wichtig sind, damit eine Gesellschaft gesund bleibt.
Ihm war der Unterschied zwischen den beiden Versen bekannt. Er sagte im letzten Vers geht es um ums haben wollen, aneignen…, besitzen…

Damit sind wir bei den 10 Geboten im Christentum. Jetzt wird es kompliziert:
Alles bisher Gesagte stimmt! Im Religionsunterricht lernen Christen gewöhnlich die 10 Gebote, allerdings in anderer Form.
@ Jesus fordert eine bessere Gerechtigkeit, man kann sagen er verschärft einerseits, andererseits integriert er mehr und verkündet eine größere Barmherzigkeit.
@ Paulus schreibt z.B. an die Galater: „Ich missachte die Gnade Gottes in keiner Weise; denn käme die Gerechtigkeit durch das Gesetz, so wäre Christus vergeblich gestorben.“ (Gal 2,16-21)
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Re: Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

Ungelesener Beitrag von niels »

@Christel:

1.) In "welcher Form" lernen denn die Kinder in der Schule die zehn Gebote, wenn nicht die der Christen?

2.) Steht in den Geboten nicht nur nichts von "Freiheit", die gesamte kirchliche Lehre hat alles andere als "Freiheit" des Menschen zu Ziel.

Wir haben in den letzten Jahrhunderten Grundrechte basierend auf freiheitlichen Grundprinzipien entwickelt, da Freiheit nur aus Recht erwachsen kann, aber auch die Gleichstellung vor dem Gesetz ebenso Basis von Gleichberechtigung und Freiheit ist.

Das Prinzip, das aus Recht / Gesetz Freiheit erst erwachsen kann, ist weitaus älter als die Bibel und keineswegs "Jesus" Erfindung.

Religion ist der Versuch sich als Gruppe gegenüber anderen Gruppen evolutionäre Vorteile zu verschaffen - oder auch nur einer anderen etwas entgeensetzen zu können. Mit einem umfassenden, für alle greifenden Freiheitsbegriff hat dies ebensowenig zu tun wie dem Begriff individueller Freiheit.

Ich finde es immer wieder erstaunlich naiv, wie selbstverständlich Menschen Religion als unabdingbare Basis von Freiheit verstehen oder sogar überzeugt sind, das Freiheit erst aus Religion erwachsen könne - dabei nicht mal erkennen / verstehen, wie Freiheit heute realisiert ist / wird. Spätestens wenn wir einmal wieder unser Grundgesetz zugunsten eines Kirchenrechts aufgeben würden, dürften die meisten dieser Menschen aufwachen, denen Freiheit heute selbstverständlich geworden ist. Der Mensch war und ist bekanntlich nirgends so "frei" wie dort, wo insbesondere religiöse oder religiös geprägte Gesetze gelten - sei es in Staaten oder auch ehem selbstgewählten Gruppierungen.
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Re: Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

Ungelesener Beitrag von Liborius »

@niels

was hat der Freiheitsbegriff in einer Gebotssammlung zu tun?

Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.
Jean-Jacques Rousseau
ist doch eine sehr zutreffende Interpretation

Auch der atheistische Sozialismus hat den Wert von Geboten erkannt und solche formuliert. Sollte Dir doch aus der Schulzeit in der DDR noch geläufig sein. Auch hier kein Wort von Freiheit.

Die 10 sozialistischen Gebote des W. Ulbricht
1. Du sollst Dich stets für die internationale Solidarität der Arbeiterklasse und aller Werktätigen sowie für die unverbrüchliche Verbundenheit aller sozialistischen Länder einsetzen.
2. Du sollst Dein Vaterland lieben und stets bereit sein, Deine ganze Kraft und Fähigkeit für die Verteidigung der Arbeiter-und-Bauern-Macht einzusetzen.
3. Du sollst helfen, die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen zu beseitigen.
4. Du sollst gute Taten für den Sozialismus vollbringen, denn der Sozialismus führt zu einem besseren Leben für alle Werktätigen.
5. Du sollst beim Aufbau des Sozialismus im Geiste der gegenseitigen Hilfe und der kameradschaftlichen Zusammenarbeit handeln, das Kollektiv achten und seine Kritik beherzigen.
6. Du sollst das Volkseigentum schützen und mehren.
7. Du sollst stets nach Verbesserung Deiner Leistung streben, sparsam sein und die sozialistische Arbeitsdisziplin festigen.
8. Du sollst Deine Kinder im Geiste des Friedens und des Sozialismus zu allseitig gebildeten, charakterfesten und körperlich gestählten Menschen erziehen.
9. Du sollst sauber und anständig leben und Deine Familie achten.
10. Du sollst Solidarität mit den um nationale Befreiung kämpfenden und den ihre nationale Unabhängigkeit verteidigenden Völkern üben.
Christel
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Re: Gebote der Bibel rufen zur Intoleranz auf

Ungelesener Beitrag von Christel »

Hallo Niels,

ich verstehe Deine Frage nicht? Du hattest doch selbst Religionsunterricht!
Dort hast Du die 10 Gebote höchstwahrscheinlich nicht in der Form gelernt, wie sie in der Bibel stehen (in Ex 20 bzw. Dtn 5), sondern ihr habt ein Unterrichtsbuch verwendet. Dort wurden die 10 Gebote kindgerecht und in vereinfachter Form präsentiert. Wenn Du in diesem Unterricht nichts von dem Ausbruch in die Freiheit gehört haben solltest (Vorgeschichte, Auszug aus Ägypten), dann tut mir das leid. Das ist ein Versäumnis.

Möglicherweise hast Du als Kind nicht verstanden, dass der Dekalog sich eigentlich nicht an Kinder wendet, sondern an mündige erwachsene Männer. Also an Männer, die durchaus Macht über andere Menschen haben. Ja, die Gebote begrenzen deren Macht und Freiheit, um die Freiheit der Schwächeren zu schützen. - Die 10 Gebote sind so etwas wie das Grundgesetz.
niels hat geschrieben:Religion ist der Versuch sich als Gruppe gegenüber anderen Gruppen evolutionäre Vorteile zu verschaffen
Nein! Das ist Sozialdarwinismus. Ich halte diese Aussage für falsch und Teil einer gefährlichen Ideologie.
Erst Rassenkampf, dann Klassenkampf, jetzt Kampf gegen die Religion?
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