Erst gestern lief einmal mehr eine TV-Doku zum Thema "Wissenschaft im Islam", in der einmal mehr das "goldene Zeitalter des Islam" heraufbeschwworen wurde.
Bei genauerer Betrachtung fällt auf, das diese nicht wenig verbreitete Darstellung doch von groben Ungenauigkeiten durchsetzt ist, ja sogar die Frage erlaubt sein muß, WAS genau der Islam denn an wissenschaftlichen Erkenntnissen geschaffen hat bzw. Auf welche wir heute zu verzichten hätten, hätte es den Islam in den betreffenden Ländern nicht gegeben? DIESE eigentliche Fragestellung scheint kaum verfolgt worden zu sein, stattdessen verkauft man den Islam als einen "Innovator" oder als Basis für wesentliche wissenschaftliche Errungenschaften und kulturelle Leistungen, auch fernab von Calligraphie.
Mein Eindruck ist eher, das der Islam nachhaltig kaum minder hemmend wie zerstörend auf wissenschaftlichen wie kulturellen Fortschritt wirkte/wirkt wie auch das Christentum.
Natürlich war das geistig wie kulturell "dunkle" Zeitalter des christlichen Europas ein merklicher Kontrast zum wissenschaftlich wie kulturell entwickelteren mittleren Osten. Aber auch wenn alle Bewohner des mittleren Ostens in Europa selbstverständlich als "Moslems" galten, so lässt sich maximal feststellen, das der Islam in den Ländern eine anders geartete, aber nicht unbedingt geringere hemmende Wirkung auf Wissenschaft und Kultur hatte.
Nur ein beliebtes Beispiel ist ja die Medizin, die im Islam wesentlich fortschrittlicher gewesen sei. Tatsache aber ist, das das zumindest bei den Christen geltende absolute Verbot den menschlichen Körper zu öffnen so nicht im mittleren Osten durchgesetzt werden konnte, vor allem aber nichtmuslimische Völker / Kulturen im Rahmen der Islamisierung nicht so einflussreich unterjocht werden konnten bzw wurden, aus denen wohl der Großteil des antiken wie eigenen Wissens kam (Perser zB). Man kann den damaligen Herrschern zwar schon unterstellen, das sie oft weniger religiösen Einfluß auf die Wissenschaft wie andere Kulturen nahmen, damit aber kann man dem Islam diese doch lange nicht als eigene Leistung unterschieben/zuschreiben? Uberliefert sind ja nicht wenige Vorfälle / Beispiele, wo sich Imame / hohe Religiöse gegen die Wissenschaft ins Zeug legten, wenn auch mit weniger Erfolg als im christlichen Europa. Allein die Tatsache, das der Islam keinen "Papst", damit keinen zentralistischen Machthaber hatte, dem sogar alle weltlichen Herrscher "unterstellt" waren, macht den Islam nicht zur "liberaleren" Religion.
WAS hat der Islam denn der Wissenschaft gebracht, auf was wir ohne Islam hätten heute verzichten müssen?
Die Mär vom "goldenen Zeitalter des Islam"
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Re: Die Mär vom "goldenen Zeitalter des Islam"
@niels
erstaunlich Deine lückenhafte Kenntnisse.
Der Kalif war religiöses wie auch politisches Oberhaupt des Islam. Nach der Trennung zwischen Sunniten und Schiiten im Jahr 661 konnte der Titel Kalif und Nachfolger des Propheten nur die Sunniten bis zum 101. Kalifen Abdulmecit II., der am 3.März 1924 abdanken musste, aufweisen.
Bis zu diesem Datum gab es also zumindest in der größten Gruppe der Sunniten ein Oberhaupt ähnlich dem Papst bei den Katholiken.
Es waren Araber, Perser und andere die Wissen aus Indien und Byzanz bewahrten und weitergaben. Hierin allein liegt ein großer Verdienst. Das diese Menschen gleichzeitig Muslime waren, ist eigentlich nebensächlich.
Das Mittelalter in Europa als dunkel zu bezeichnen, ist ein Stammtischgeschwätz und ebenso falsch wie die Meinung, damals glaubten die Menschen an eine Erde als Scheibe. Venedig, Genua z.B. waren Seefahrer-Republiken. Hier konnte man niemanden erzählen das die Erde eine Scheibe sei, denn diese Seefahrer wussten ein Schiff erscheint erst mit der Mastspitze am Horizont. Oder vom Ausguck in der Mastspitze konnte man weiter schauen. Dies konnte der MA-Bürger aber auch in Konstanz erfahren. Beim Besteigen des Münstertums kann man immer wieder aus den Öffnungen den Bodensee sehen. Bei klaren Wetter sieht man zunächst nichts von Bregenz. Nach jeder Treppenstufe erst die Türme der Kirchen, dann die Dächer und schliesslich die Häuser an der Uferpromenade.
Hier ein Link über Wissenschaft und Technik im Mittelalter.
http://www.lehnswesen.de/page/html_wissenschaft.html
erstaunlich Deine lückenhafte Kenntnisse.
Der Kalif war religiöses wie auch politisches Oberhaupt des Islam. Nach der Trennung zwischen Sunniten und Schiiten im Jahr 661 konnte der Titel Kalif und Nachfolger des Propheten nur die Sunniten bis zum 101. Kalifen Abdulmecit II., der am 3.März 1924 abdanken musste, aufweisen.
Bis zu diesem Datum gab es also zumindest in der größten Gruppe der Sunniten ein Oberhaupt ähnlich dem Papst bei den Katholiken.
Es waren Araber, Perser und andere die Wissen aus Indien und Byzanz bewahrten und weitergaben. Hierin allein liegt ein großer Verdienst. Das diese Menschen gleichzeitig Muslime waren, ist eigentlich nebensächlich.
Das Mittelalter in Europa als dunkel zu bezeichnen, ist ein Stammtischgeschwätz und ebenso falsch wie die Meinung, damals glaubten die Menschen an eine Erde als Scheibe. Venedig, Genua z.B. waren Seefahrer-Republiken. Hier konnte man niemanden erzählen das die Erde eine Scheibe sei, denn diese Seefahrer wussten ein Schiff erscheint erst mit der Mastspitze am Horizont. Oder vom Ausguck in der Mastspitze konnte man weiter schauen. Dies konnte der MA-Bürger aber auch in Konstanz erfahren. Beim Besteigen des Münstertums kann man immer wieder aus den Öffnungen den Bodensee sehen. Bei klaren Wetter sieht man zunächst nichts von Bregenz. Nach jeder Treppenstufe erst die Türme der Kirchen, dann die Dächer und schliesslich die Häuser an der Uferpromenade.
Hier ein Link über Wissenschaft und Technik im Mittelalter.
http://www.lehnswesen.de/page/html_wissenschaft.html
Re: Die Mär vom "goldenen Zeitalter des Islam"
Genau genommen ist das „dunkle Mittelalter“ eine Erfindung der Renaissance, die sich selbst als Epoche der Wiedergeburt der griechisch-römischen Antike verstanden und diese idealisierten.
Daraus ist ein Klischee erwachsen, darauf basieren viele populäre Irrtümer: Nicht im Mittelalter blühte in Europa der Hexenwahn sondern in der Renaissance. Die Antike gab es nie in Europa, das war eine Periode im Mittelmeerraum…
Daraus ist ein Klischee erwachsen, darauf basieren viele populäre Irrtümer: Nicht im Mittelalter blühte in Europa der Hexenwahn sondern in der Renaissance. Die Antike gab es nie in Europa, das war eine Periode im Mittelmeerraum…
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