Seite 1 von 1
Drei Millionen Dollar für Einsteins Gottesbrief
Verfasst: Donnerstag 11. Oktober 2012, 09:51
von Heinrich5
"Primitiver Aberglaube":
In einem Brief fand Albert Einstein deutliche Worte zu allen Religionen und zur Rolle des jüdischen Volks. Nun wird das Dokument versteigert - und hat schon Minuten nach Beginn der Auktion ein erstes Gebot über drei Millionen Dollar erhalten.
New York/Hamburg - Fast 7000 Dollar pro Wort: Ein aufsehenerregender Brief Albert Einsteins mit Gedanken zu Religion und Judentum soll jetzt in den USA versteigert werden - für mindestens drei Millionen Dollar. Das Startgebot, umgerechnet rund 2,3 Millionen Euro hoch, wurde schon zehn Minuten nach Beginn der eBay-Auktion abgegeben. Sollte es ernstgemeint sein - was bei solchen Auktionen nicht immer der Fall ist - wäre schon jetzt sicher, dass der Brief einen neuen Eigentümer findet.
Einstein hatte den sogenannten Gottesbrief im Januar 1954, gut ein Jahr vor seinem Tod, auf Deutsch geschrieben.
"Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger aber doch reichlich primitiver Legenden", heißt es in dem Schreiben an den Philosophen Erich Gutkind, der Einstein zuvor sein Buch "Entscheide Dich für das Leben" geschickt hatte.
"Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie alle anderen Religionen eine Incarnation des primitiven Aberglaubens", erklärte der Physiker.
Der kurze Brief - er umfasst 435 Wörter - war erst vor vier Jahren bekanntgeworden und hatte die Sicht auf Einstein erheblich verändert. Widersprüchliche Äußerungen des Physikers zu Gott und Religion hatten immer wieder zu Fragen geführt, doch der Brief von 1954 machte vieles klarer.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 60231.html
Re: Drei Millionen Dollar für Einsteins Gottesbrief
Verfasst: Donnerstag 11. Oktober 2012, 17:12
von Liborius
Wer soll dieses Märchen eigentlich glauben?
2,3 Mio Euro für einen Brief in einer Ebay Aktion mit einem anonymen Abieter und ohne jede Echtheitszertifikate und auch ohne jede Möglichkeit die Echtheit durch Experten bestimmen zu lassen.
Es muß also schon ein ganz krankes Gehirn mit viel Geld sein, da fällt mir nur der Dawkins als möglicher Käufer ein.
Re: Drei Millionen Dollar für Einsteins Gottesbrief
Verfasst: Donnerstag 11. Oktober 2012, 18:18
von Heinrich5
Zitat Liborius:
Wer soll dieses Märchen eigentlich glauben?
Tja, was nicht sein darf – kann eben nicht sein.
Dabei glaubst Du sonst auch alle Märchen aus der Bibel. Angefangen bei der Wasser zu Wein Verwandlung, der wunderbaren Brotvermehrung, dem laufen über das Wasser, der Erweckung Toter usw.
Einstein bezeichnet sie als „eine Sammlung ehrwürdiger aber doch reichlich primitiver Legenden“
Der Link zu ebay: http://www.ebay.com/itm/ws/eBayISAPI.dl ... 0736802914
Über die „Drei Millionen Dollar für Einsteins Gottesbrief“ berichten etliche unabhängige seriöse Quellen nicht nur in Deutschland sondern auch in Österreich und der Schweiz.
Berliner Morgenpost:
http://www.morgenpost.de/printarchiv/wi ... ingen.html
Rheinische Post:
http://nachrichten.rp-online.de/panoram ... -1.3024177
Handelsblatt:
http://www.handelsblatt.com/technologie ... 29038.html
Morgenweb vom Mannheimer Morgen:
http://www.morgenweb.de/nachrichten/ver ... n-1.754320
Spiegel-Online:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 60231.html
Aus Österreich:
http://orf.at/stories/2144923/
Zuletzt waren vor sechs Jahren ein Manuskript und ein Brief des jugendlichen Einstein versteigert worden, für zusammen 512.000 Euro.
Aus der Schweiz:
http://www.20min.ch/wissen/news/story/- ... --27788027
Re: Drei Millionen Dollar für Einsteins Gottesbrief
Verfasst: Donnerstag 11. Oktober 2012, 19:45
von Liborius
Was glaubst Du wohl wieviel Presseorgane, darunter auch sehr seriöse Zeitungen, berichteten als die Hitler-Tagebücher plötzlich auftauchten.
Re: Drei Millionen Dollar für Einsteins Gottesbrief
Verfasst: Donnerstag 11. Oktober 2012, 20:01
von Heinrich5
Nun warte es doch erstmal mal ab. Die ebay Auktion hat am 08.10. begonnen und endet am 18.10. Dann werden wir weiter sehen.
Mich selbst interessiert der Preis für den Brief überhaupt nicht. Auch nicht ob es in diesem Fall mit rechten Dingen zugeht.
Mir kommt es mehr auf den Inhalt an und der ist authentisch. Der Originalbrief wurde vor vier Jahren gefunden und hat schon mehrere Prüfungen überstanden. Da gibt es keine Zweifel.
Re: Drei Millionen Dollar für Einsteins Gottesbrief
Verfasst: Donnerstag 11. Oktober 2012, 20:16
von Heinrich5
Der Text des Originalbriefes
Princeton, 3.1.54
Lieber Herr Gutkind!
Angefeuert durch wiederholte Anregung Brouwers habe ich in den letzten Tagen viel gelesen in Ihrem Buche, für dessen Sendung ich Ihnen sehr danke. Was mir dabei besonders auffiel war dies. Wir sind einander inbezug auf die faktische Einstellung zum Leben und zur menschlichen Gemeinschaft weitgehend identisch: über-persönliches Ideal mit dem Streben nach Befreiung von ich-zentrierten Wünschen, Streben nach Verschönerung und Veredelung des Daseins mit Betonung des rein Menschlichen, wobei das leblose Ding nur als Mittel anzusehen ist, dem keine beherrschende Funktion eingeräumt werden darf (Diese Einstellung ist es besonders, die uns als ein echt "unamerican attitude" verbindet.)
Trotzdem hätte ich mich ohne Brouwers Ermunterung nie dazu gebracht, mich irgendwie eingehend mit Ihrem Buch zu befassen, weil es in einer für mich unzugänglichen Sprache geschrieben ist. Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger aber doch reichlich primitiver Legenden. Keine noch so feinsinnige Auslegung kann (für mich) etwas daran ändern. Diese verfeinerten Auslegungen sind naturgemäss höchst mannigfaltig und haben so gut wie nichts mit dem Urtext zu schaffen. Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie alle anderen Religionen eine Incarnation (sic) des primitiven Aberglaubens. Und das jüdische Volk, zu dem ich gerne gehöre und mit dessen Mentalität ich tief verwachsen bin, hat für mich doch keine andersartige Dignität als alle anderen Völker. Soweit meine Erfahrung reicht ist es auch um nichts besser als andere menschliche Gruppen wenn es auch durch Mangel an Macht gegen die schlimmsten Auswüchse gesichert ist. Sonst kann ich nichts "Auserwähltes" an ihm wahrnehmen.
Überhaupt empfinde ich es schmerzlich, dass Sie eine priviligierte Stellung beanspruchen und sie durch zwei Mauern des Stolzes zu verteidigen suchen, eine äussere als Mensch und eine innere als Jude. Als Mensch beanspruchen Sie gewissermassen eine Dispens von der sonst akzeptierten Kausalität, als Jude ein Privileg für Monotheismus. Aber eine begrenzte Kausalität ist überhaupt keine Kausalität mehr, wie wohl zuerst unser wunderbarer Spinoza mit aller Schärfe erkannt hat. Und die animistische Auffassung der Naturreligionen wird im Prinzip durch Monopolisierung nicht aufgehoben. Durch solche Mauern können wir nur zu einer gewissen Selbsttäuschung gelangen; aber unsere moralischen Bemühungen werden durch sie nicht gefördert. Eher das Gegenteil.
Nachdem ich Ihnen nun ganz offen unsere Differenzen in den intellektuellen Überlegungen ausgesprochen habe, ist es mir doch klar, dass wir uns im Wesentlichen ganz nahe stehen, nämlich in den Bewertungen menschlichen Verhaltens. Das Trennende ist nur intellektuelles Beiwerk oder die "Rationalisierung" in Freud'scher Sprache. Deshalb denke ich, dass wir uns recht wohl verstehen würden, wenn wir uns über konkrete Dinge unterhielten.
Mit freundlichen Dank und besten Wünschen,
Ihr A. Einstein.
Re: Drei Millionen Dollar für Einsteins Gottesbrief
Verfasst: Samstag 13. Oktober 2012, 13:30
von niels
@Liborius:
Nun, was Du "glaubst" ist mir reichlich egal.
Ich habe hier ein schon etwas "älteres" Buch "Albert Einstein - Mein Weltbild" (Erstdruck 1934 in Amsterdam - nun beim Europa Verlag Zürich) - eine Sammlung von Reden, Briefen und Vorträgen Einsteins, in denen er sich zu weltanschaulichen Fragen äußerte - in welchen er eine weithin übereinstimmende Position bzgl. Religion wie den nicht selten herangetragenen Ansinnen von Religiösen gegen ihn vielfach deutlich macht - inkl. sehr ähnlicher Briefe.
Beispiele:
aus "gibt es eine jüdische Weltanschauung":
"Judentum ist kein Glaube. der jüdische Gott ist nur eine Verneinung des Aberglaubens, ein Phantasieersatz für dessen Beseitigung, Es ist auch der Versuch, das Moralgesetz auf Furcht zu gründen, ein bedauernswerter, unrühmlicher Versuch."
oder "Religion und Wissenschaft":
"Alles, was von den Menschen getan und erdacht wird, gilt der Befriedigung gefühlter Bedürfnisse sowie der Stillung von Schmerzen. Dies muß man sich immer vor Augen halten, wenn man geistige Bewegungen und ihre Entwicklung verstehen will
...
Wenn wir hierüber nachdenken, so sehen wir bald, daß an der Wiege des religiösen Denkens und Elebens die verschiedensten Gefühle stehen. Beim Primitiven ist es in erster Linie die Furcht, die religiöse Vorstellungen hervorruft. Furcht vor Hunger, wilden Tieren, Krankheit Tod. Da auf dieser Stufe des Daseins die Einsicht in die kausalen Zusammenhänge gering zu sein pflegt, spiegelt uns der menschliche Geist selbst mehr oder minder analoge Wesen vor, von deren Wollen und Wirken die gefürchteten Erlebnisse abhängen.
Man denkt nun, die Gesinnung jener Wesen sich günstig zu stimmen, indem man Handlungen begeht und Opfer bringt, welche nach dem von Geschlecht zu Geschlecht überlieferten Glauben jene Wesen besänftigen bzw. dem menschen geneigt machen. Ich spreche von Furcht-Religion. Diese wird nicht erzeugt, aber doch wesentlich stabilisiert duch die Bildung einer besonderen Priesterkaste, welche sich als Mittlerin zwischen den gefürchteten Wesen und dem Volke ausgibt und hierauf eine Vormachtstellkung gründet."
Einsteins Scharfsinn ist hier ev. noch hinzuzubemerken, das ebendieses Prinzip bereits bei "niederen" Primaten gar nicht selten zu beobachten ist (-> siehe z.B. "imaginärer Alpha").
Allerdings führt er seine Herleitung dann noch wesentlich weiter bis in die "modernen" Ausprägungen der Religionen fort, in denen lediglich andere Bedürfnisse und Erwartungen wiederspiegeln ("Furcht-Gott" -> "sozialen Gott" der "Liebe" usw.) - auch wenn zB die katholische Kirche sich nicht mal paar Schritte vom Urprinzip der Furchtreligion fortentwickelt hat.
Soweit der Brief nicht von A.E. selbst verfasst wurde, so zeigte der "Fälscher" immerhin eine sehr detailgetreue Kenntnis zu Einsteins Leben, Wirken und den Inhalten seiner Korrespondenz.
Ich kann dieses Buch nur als Lektüre empfehlen: ISBN 3 548 02065 8
Re: Drei Millionen Dollar für Einsteins Gottesbrief
Verfasst: Dienstag 23. Oktober 2012, 11:51
von Heinrich5
Ebay meldet die Versteigerung des Gottesbriefes.
Demnach ist er für 3.000100,00 US $ am 18.10.2012 um 12.28 Uhr an einen Bieter gegangen.
http://offer.ebay.com/ws/eBayISAPI.dll? ... 0736802914
Das kann man glauben oder auch nicht. Ich hätte keine 300 Dollar dafür ausgegeben. Für mich ist nur der Inhalt wichtig. Der Brief gehört in ein Museum und nicht unter Verschluss bei einem Privatsammler.
Re: Drei Millionen Dollar für Einsteins Gottesbrief
Verfasst: Dienstag 23. Oktober 2012, 12:07
von niels
Solange ein solcher Privatsammler Faksimilies / Zugang zum Textinhalt ermöglicht - idealerweise auch Forschern Zugang einräumt, habe ich nichts dagegen, das er in privatem Besitz steht, denn gerade Private haben sich um derlei historische Güter in der Vergangenheit am intensivsten gekümmert.
Wer 3 Mio dafür ausgibt, der dürfte kaum Interesse daran haben ihn in einem Banksafe unzugänglich dauerhaft wegzuschließen.
Ich finde es immer schade zu sehen, welche Mengen an historischen Gütern oder gar Schriften in deutschen oder anderen Museumskellern für die Masse unzugänglich dahinverrotten, weil entweder Geld fehlt oder öffentliches Interesse (weil "zu speziell"). Dennoch bin ich dafür das Sammlern solcher Dinge auch Auflagen gemacht werden - zB für den Erhalt wie die Zugänglichmachung bei Forschungsbedarf, auch wenn die meisten daran von sich aus Interesse haben dürften.