Todesstrafe für den Austritt aus dem Islam in Marokko

Diskussionen rund um Glaubensfragen

Moderatoren: niels, Kirche und Religionen

Forumsregeln
Glaube und Religion im Eichsfeld Wiki:
Religion im Eichsfeld
Kategorie: Religion im Eichsfeld
Kirchen im Eichsfeld
niels
Site Admin
Beiträge: 2323
Registriert: Freitag 22. März 2002, 16:15
PLZ: 37075
voller Name: Niels Dettenbach
Wohnort: Göttingen
Kontaktdaten:

Todesstrafe für den Austritt aus dem Islam in Marokko

Ungelesener Beitrag von niels »

Aus einem aktuellen Rechtsgutachten der obersten staatlichen Religionsbehörde Marokkos (welche nicht unwesentlich an der Rechtsbildung im Staat Marokko beteiligt ist) geht hervor, das Muslime, die ihren Glauben verlassen (wozu der Interpretation nach selbst Kinder islamischer Eltern gehören), gemäß der per Koran "definierten" Shariah mit dem Tod zu bestrafen sind:
Der Pro­phet, in Frie­den und Heil, sagte: “Wer auch im­mer seine Re­li­gion wech­selt, tö­tet ihn”. Er hat auch er­klärt, dass es ver­bo­ten ist, das Blut ei­nes Mu­sel­manns zu ver­gies­sen, aus­ser in ei­nem die­ser drei Fälle: Der­je­nige, der Ehe­bruch be­geht, wäh­rend er ver­hei­ra­tet ist, der­je­nige, der ei­nen Mord be­geht, und die Apost­asie: Der­je­nige, der seine Re­li­gion oder Ge­meinde ver­lässt.
Der oberste Rat der Ou­lé­mas (der staat­li­chen Re­li­gi­ons­hü­ter), die höchste staat­li­che re­li­giöse In­sti­tu­tion, ab­ge­seg­net durch den Kö­nig Mo­ham­med VI, und un­ter ih­nen der Mi­nis­ter für is­la­mi­sche An­ge­le­gen­hei­ten.
— — -
Hier die ur­sprüng­li­che Be­kannt­ma­chung des obers­ten Rat der Ou­lé­mas be­züg­lich der Frei­heit der Re­li­gion, die be­stä­tigt, dass der Ab­fall vom Glau­ben durch die To­des­strafe sank­tio­niert wer­den muss. Ge­wisse ma­rok­ka­ni­sche Me­dien ha­ben ges­tern das De­menti der in­ter­mi­nis­te­ri­el­len Mis­sion der Men­schen­recchte be­züg­lich die­ser Be­kannt­ma­chung pu­bli­ziert. Tat­säch­lich ist es das Mi­nis­te­rium der Ha­bous und nicht die De­le­ga­tion sel­ber, die den Rat um die­ses Ur­teil ge­be­ten hat. Der letz­tere hat im April 2012 dar­auf ge­ant­wor­tet. Hier eine weit­ge­hend wort­ge­treue Über­set­zung des Ori­gi­nal­tex­tes, kürz­lich er­schie­nen in ei­ner Samm­lung von Fat­was und Be­kannt­ma­chun­gen (2004 — 2012) des Ra­tes der Oulémas:
http://heiniger-net.ch/archives/2912


Damit macht Marokko gleich fünf Schritte rüpckwärts, nachdem es über viele Jahrzehnte sukzessive in Richtung Aufklärung und Menschenrechte gegangen ist. Die inzwischen wieder omnipräsente Neoislamisierung Marokkos ist vor allem für jene kaum zu übersehen, die das Land bereits vor Jahrzehnten besuchten. Selbst "multikulturelle" Städte wie Tanger gleichen inzwischen dem öden "Schick" saudi-arabischer oder emiratischer "Baukunst" a la islamischem Disneyland - Religion bzw. religiöse Dominanz ist in der Öffentlichkeit derart stark präsent wie lange nicht mehr zuvor.

Eigentlich schade um ein so schönes Land mit derart vielfältiger Bevölkerung...
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 25 Gäste