Der gehörnte Josef

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Heinrich5
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Der gehörnte Josef

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zum Weihnachts-Artikel der ungeklärten Schwangerschaft und nicht erklärbaren Jungfrauengeburt Marias

viewtopic.php?f=10&t=3684

hier noch eine Bemerkung zum gehörnten Ehemann Josef:

(Gekürzt, nach: „Josef – der merkwürdig moderne, neue Mann“, von Alan Posener)

Im Christentum verehrt man die Jungfrau Maria, nicht aber ihren Mann Josef. Der jüdische Bauhandwerker spricht in den Mythen der Bibel kein einziges Wort. Ohne ihn könnten die Christen aber Weihnachten nicht feiern.

Josefsehe

Christen verehren Maria, die Mutter Jesu. Für Josef scheint oft eher Mitleid oder gar Spott übrig zu bleiben; so etwa, wenn man abschätzig von einer "Josefsehe" spricht: einer Ehe, die nicht vollzogen wird, weil der Mann zu alt oder zu schwach dazu ist oder wenn geschiedene Katholiken sich erneut verheiraten aber dann auf Sex verzichten sollen.

Die Ehe wird, wenn man sich die Story noch weiter ausmalen will, wie damals üblich, wahrscheinlich von den Eltern arrangiert worden und Maria höchstens 14 Jahre alt gewesen sein, vielleicht erst zwölf.

Wie aber "zeigte sich" die Schwangerschaft des Mädchens? War sie bereits für alle sichtbar? Oder hat die Verlobte des Bauhandwerkers ihm heimlich die Schwangerschaft gebeichtet? Wer von uns heutigen Männern würde in vergleichbarer Lage seiner Verlobten die Versicherung abnehmen, ihr Kind sei göttlicher Herkunft?
Auch Josef nimmt zunächst an, seine Braut sei fremdgegangen. Doch weil er "gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte", so der Mythenerzähler Matthäus, beschließt er, "sich in aller Stille von ihr zu trennen".

Dabei hätte Maria aber nach geltendem Recht gesteinigt werden müssen

Wenn Josef als "gerecht" bezeichnet wird, so bedeutet das: Er befolgt das Gesetz des Mose. Das aber schreibt vor:

"Wenn ein unberührtes Mädchen mit einem Mann verlobt ist und ein anderer Mann sich mit ihr hinlegt, dann sollt ihr beide steinigen, und sie sollen sterben. Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen."

Josef aber schreckt vor solch erbarmungsloser „Gerechtigkeit“ zurück. Er ist da nicht „gerecht“. Deshalb will er sich heimlich aus dem Staub machen. Man wird dann in ihm den Vater des Kindes vermuten. Die Verführte und Verlassene trifft aber nach jüdischem Recht keine Schuld. Denn Sex zwischen Verlobten ist zwar verpönt, gilt aber als Vollzug der Ehe und setzt die Frau in ihre ehelichen Rechte ein. So wird Josef, der Schuldlose, alle Schuld auf sich nehmen. Ein großes Vorbild für seinen Sohn Jesus.

Welcher Mann würde heute so handeln?

Doch Josefs Gewissen – oder ist es eher die Liebe zu seiner in Not geratenen Braut? – lässt ihm selbst diesen Ausweg nicht: "Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen, denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist."

Offenbar wird auch dem adoptierten Sohn Jesus diese fromme Lüge erzählt. Als der Zwölfjährige nach dem Pessachfest im Jerusalemer Tempel zurückbleibt, sagt Maria zu ihm: "Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht!"

Das Christentum verdankt Josef viel

So wie Josef seine schwangere Braut zu sich nimmt, so wird sein Sohn geradezu berüchtigt dafür, dass er "gefallene" Frauen um sich sammelt. Ausgerechnet im Haus eines Pharisäers (wir würden heute sagen: eines strikten Anhängers der Scharia) lässt er sich von einer stadtbekannten "Sünderin" – vermutlich einer Ehebrecherin oder gar Prostituierten – die Füße waschen und erklärt dem schockierten Gastgeber: "Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie so viel Liebe gezeigt hat."

Gesetz des Alten und Gesetz des Neuen Bunds

Wenn manche Christen heute immer noch scharf unterscheiden zwischen dem Gesetz des Alten und dem Gesetz des Neuen Bunds, zwischen Mose und Jesus, zwischen einem Gesetz der Rache und einem Gesetz der Vergebung, dann unterschlagen sie den Juden Josef. Dann unterschlagen sie die Männer von Jerusalem, die beschämt von dannen schlichen, statt an der Ehebrecherin die Strafe zu vollziehen, und zwar "die Ältesten zuerst".

In der Weihnachtsgeschichte hat Josef eine stumme Rolle. In mittelalterlichen Darstellungen der Geburt Jesu sitzt Josef oft abseits, fast unbeteiligt. Es gibt nur wenige Bilder, die ihn mit dem Kind zeigen, das ihn Vater nannte. Mit dieser Vernachlässigung wird einem Mann Unrecht getan, der unsere Vorstellung davon, was ein guter Vater sein sollte, mehr geprägt hat als sonst irgendjemand in der Geschichte.

http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... -Mann.html
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Re: Der gehörnte Josef

Ungelesener Beitrag von niels »

...das fällt mir doch gleich noch eine "alternative" Option der Geschehnisse ein:

"Wieviele Männer braucht es um einen Messias zu zeugen?
Alle, außer den Dorfschreiner..."
Christel
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Re: Der gehörnte Josef

Ungelesener Beitrag von Christel »

Im Christentum verehrt man die Jungfrau Maria, nicht aber ihren Mann Josef. http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... -Mann.html
Komisch, in meinem Elternhaus stand keine Maria. Wir hatten eine kleine Figur. Sie stellte den Hl. Josef dar, Josef der Arbeiter.
Auch Josef nimmt zunächst an, seine Braut sei fremdgegangen. Doch weil er "gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte", so Matthäus, beschließt er, "sich in aller Stille von ihr zu trennen". Wenn Josef als "gerecht" bezeichnet wird, so bedeutet das: Er befolgt das Gesetz des Mose. Das aber schreibt vor: "Wenn ein unberührtes Mädchen mit einem Mann verlobt ist und ein anderer Mann sich mit ihr hinlegt, dann sollt ihr beide steinigen, und sie sollen sterben. Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen. http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... -Mann.html
Die Folgerung, dass Josef als „gerecht“ bezeichnet wird, weil er das Gesetz des Moses befolgt ist widersinnig, denn Josef befolgt hier ja gerade nicht das Gesetz des Mose.
Außerdem steht die Geschichte im Neuen Testament bei Matthäus. Abgefasst wahrscheinlich um 90 n. Christus, in Syrien, eine judenchristliche Gemeinde.

Nein, Josef ist gerecht, weil er Maria gegenüber gerecht ist, ihr gerecht werden will. Letzlich ist Josefs Gerechtigkeit aber noch größer. Er bleibt und steht zu Maria und dem Kind.

Warum?

Josef ist nicht „gehörnt“:
Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.
Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.
Der Name Jesus (Jeschua) wird hier als «Retter», «Erlöser» gedeutet.
Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat:
Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, /
einen Sohn wird sie gebären, /
und man wird ihm den Namen Immanuel geben, /
das heißt übersetzt: Gott ist mit uns. (Jes 7,14)
Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Er erkannte sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus.
«Erkennen» wird im Alten Orient auch als Umschreibung des ehelichen Verkehrs gebraucht.
Mt 1,20-25

Letztlich geht es in der Geschichte weder um Maria, noch um Josef. Es dreht sich alles um das Kind. Was ist das für ein Kind? Wer ist Jesus?
Jesus kommt von Gott. Er ist der von Gott gesandte Retter / Erlöser. In ihm ist Gott da für uns.

PS: Mt 1,1-17
Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams:
2 Abraham war der Vater von Isaak, /
Isaak von Jakob, /
Jakob von Juda und seinen Brüdern.
3 Juda war der Vater von Perez und Serach
...
Mattan von Jakob.
16 Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; /
von ihr wurde Jesus geboren, /
der der Christus (der Messias) genannt wird.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Heinrich5
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Re: Der gehörnte Josef

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

"Wer die Bibel symbolisch deutet, findet einen tiefen Sinn. Wer sie wörtlich nimmt, führt Menschen zum Unglauben"
Theologe und Psychotherapeut Eugen Drewermann

Zitat Christel:
Die Folgerung, dass Josef als „gerecht“ bezeichnet wird, weil er das Gesetz des Moses befolgt ist widersinnig, denn Josef befolgt hier ja gerade nicht das Gesetz des Mose.
Außerdem steht die Geschichte im Neuen Testament bei Matthäus.
Alan Posener schreibt das doch richtig:
Auch Josef nimmt zunächst an, seine Braut sei fremdgegangen. Doch weil er "gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte", so Matthäus, beschließt er, "sich in aller Stille von ihr zu trennen". Wenn Josef als "gerecht" bezeichnet wird, so bedeutet das: Er befolgt das Gesetz des Mose. Das aber schreibt vor: "Wenn ein unberührtes Mädchen mit einem Mann verlobt ist und ein anderer Mann sich mit ihr hinlegt, dann sollt ihr beide steinigen, und sie sollen sterben. Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen.
Matthäus bezeichnet Josef in seinem Weihnachts-Mythos fälschlich als „gerecht“, denn er befolgte nicht das Gesetz des Mose. Auf diesen Widerspruch weist Alan Posener hin. Wäre Josef gerecht gewesen hätte die schwangere Maria nach jüdischem Gesetz gesteinigt werden müssen. Jesus wäre nie geboren worden. Für die Erfinder des Weihnachtsmärchen, der Geburt Jesus, war Maria, die jüdische Mutter, zunächst nichts als eine Notwendigkeit, ein Mittel zum Zweck. Denn wenn sich Gott als Mensch inkarniert, wenn er den Menschen als Mensch begegnet, dann benötigt er eine menschliche Mutter. Deshalb durfte Josef nicht gerecht sein obwohl Matthäus ihn als solchen bezeichnet.

Zitat Christel:
Josef ist nicht „gehörnt“:
Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.
Welcher heutige Mann würde aufgrund eines bloßen Traums so handeln wie Josef? Josef nimmt Maria der Legende nach als Ehefrau und zieht ihren Erstgeborenen, der nicht von ihm gezeugt ist, wie sein eigenes Kind auf. Auch dem adoptierten Sohn wird diese fromme Lüge, seiner Erzeugung durch den Heiligen Geist, erzählt.

Als der Zwölfjährige nach dem Pessachfest im Jerusalemer Tempel zurückbleibt, sagt Maria zu ihm: "Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater (? - Josef) und ich haben dich voll Angst gesucht!" Später wird der Wanderprediger Jesus seine Anhänger lehren, Gott mit dem aramäischen Wort "Abba" anzusprechen, das ist etwa: "Papa". So nennen bis heute jüdische Kinder ihre Väter; so wird Jesus als Kind Josef angesprochen haben

Das Wunder der Mutter Maria

Die Geschichte der Jungfrau Maria, die in jüdischen Überlieferungen eine Friseuse ist, die es mit einem Römer trieb, im islamischen Koran eine verehrte Jungfrau, die einen bedeutenden Propheten gebar und in der christlichen Bibel die Mutter Gottes, ist eine der merkwürdigsten überhaupt.

Als die Jungfrau Maria geboren und ihre Jungfräulichkeit bewahrt hatte, da wollte die Hebamme Salome dieses Wunder nicht glauben. So untersuchte sie "unter Anlegung ihres Fingers" Maria. Und hatte Grund zur Klage: "Siehe da, meine Hand fällt verbrannt von mir ab." So berichtet es das Protevangelium des Jakobus. So verteidigen die alten Legenden das Wunder der jungfräulichen Mutter. Die Kirche hat dieses Evangelium nie in den Kanon der Heiligen Schrift aufgenommen, doch das Wunder blieb in der Welt.

Für die Erfinder der Evangelien war Maria, die jüdische Mutter, zunächst nichts als eine Notwendigkeit, ein Mittel zum Zweck. Denn wenn sich Gott als Mensch inkarniert, wenn er den Menschen als Mensch begegnet, dann benötigt er eine menschliche Mutter. Diese Mutter hat ihre Bestimmung erfüllt mit der Geburt und viel mehr als die Geschichte dieser Geburt und ihre Umstände haben die Evangelisten über Maria auch nicht zu berichten.
Und nicht einen Augenblick bezweifeln die ersten unwissenden Christen das Wunder der Maria. Legenden entstehen, Geschichten werden gestrickt. Wie die des Jakobus, dessen nichtkanonisches Evangelium sich ganz der Maria widmet. Auch dies ist eine Geschichte der Wunder. Anna, Marias Mutter, wird ähnlich wie Sara, Isaaks Mutter, schwanger durch die Gnade Gottes, Maria vermag zu laufen mit sechs Monaten, ihr Gatte Joseph wird ihr durch ein Zeichen Gottes, einen ergrünenden Stab, erwählt.

Die Volksfrömmigkeit verlangt nach solchen Geschichten, denn die Mutter ist eine Gestalt, die den Menschen und ihren realen Erfahrungen am nächsten kommt. In der Wahrnehmung der Christen wird Maria beinahe zum Teil des dreieinigen Gottes. Der Gott des Christentums vermenschlicht sich in seinem Sohn - und dessen Mutter bildet den Schlussstein dieser Brücke zum Menschen. Für viele Gläubige war und ist Maria gleichsam das Missing Link zwischen Mensch und Gott.

Schon Theologen wie Rudolf Bultmann wussten, dass es keinen Sinn macht dem Wunder der Maria mit historischer oder naturwissenschaftlicher Argumentation begegnen zu wollen. Ein Wunder, das eben macht es aus, trägt seine Rechtfertigung und seine Begründung in sich selbst.

"Seit den neutestamentlichen Wundergeschichten hat sich das Christentum bis heute immer mehr zu einem Wunderglauben entwickelt, hat es sich in immer sonderbareren Kuriositäten und Abstrusitäten entfaltet und verflüchtigt. Und diese sind so sehr das Maß christlichen Glaubensverständnisses geworden, dass einer, der heute an nichts anderes glauben will als an Jesus und seine Auferstehung, in den Augen der Kirche ein Ketzer ist“
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Re: Der gehörnte Josef

Ungelesener Beitrag von niels »

@Christel: Demnach sind schon mal alle halbwegs konsequenten Protestanten / Evangelikalen / Lutheraner "Ungläubige"?!?

Das ist erkennbar Schwachfug, da diese Leute ja an "die Bibel", ja sogar nach "deren Wortlaut" glauben, deren Historizität sie ebensowenig konsequent rational / evidenzbasiert hinterfragen wie andere Kirchen.

Da die Bibel eine mythische Erzählung und kein durchweg faktenvermittelndes, rationales Lehrbuch ist, ist JEDE Interpretation des Textes lediglich eine "Sichtweise" von vielen ebenso möglichen, die ebenso wenig rational / evidenzbasiert legitimierbar / legitimiert sind. Je höher die "Abstkationsebene", desto weiter differieren folglich die Interpretationen. Deiner "Logik" nach ist derjenige der "Gläubigste", der die Abstraktion der Interpretation maximiert. Da mit zunehmender irrationaler (dazu gehört auch scheinrationaler, zB weil zirkulär evident / "Zirkelschluß") Abstraktion des Textes der Bezug zu den behaupteten "Fakten" des Textes verlorengeht, ergibt sich eine extensive Menge verschiedener, diverser und vielerlei konträrer Interpretationen, deren Erkenntnisgehalt schon deshalb gen Null tendiert, da es eine nahezu beliebige Menge an gleichabstrakten Interpretationen gibt bzw geben kann, die - da letztlich irrational / scheinrational abgeleitet -keine rationale Legitimation finden können, die sie über andere stellt.

Die rationale, evidenzgebundene Interpretation der Bibel bringt sicher eine Menge an Erkenntnissen zutage - zB über soziokulturelle Zusammenhänge und Entwicklungen der Zeit, wenige historische Fakten, die Entwicklung des Weltbildes von Menschen im mittleren Osten (Fernost hatte ja eine eigenständige zu der Zeit) wie die Zustände im späten römischen Reich. Die aber interessiert wohl die meisten Christen herzlich wenig - vor allem dort, wo sie die Sage, den Bibel-Epos als Mythos, als soziokulturelles Produkt ihrer Zeit, entlarven könnten und tut.

Und: schon die allermeisten frühesten Christen waren der Ueberzeugung, das die Bibelgeschichte "wahr" sei - also faktisch wie rational und dieser Glaube zog sich auch im Katholizismus bis hin in die Neuzeit und bis heute.

Mehr als die Hälfte der Amis sind ernsthaft davon überzeugt, das die "Evolution" von Universum und irdischem Leben ein Schöpfungsprodukt sei, das nicht älter als 6000-10.000 Jahre sein könne und binnen 7 Tagen "erschaffen" worden sei - im wörtlichsten Sinne. Ebendiesen Schmuß glaubten zumindest auch viele der Katholen im Eichsfeld, die ich noch als Kind kennenlernen durfte und ich kenne nicht wenige, die davon bis heute überzeugt sind - die Entstehung des Menschen aus Primaten / Affen ebenso für "kommunistische Erfindungen" halten wie Dinosaurier u.ä..

Die "abstrahierte" Interpretation der Bibel wurde erst durch Theologen geschaffen, als Aufklärung und wissenschaftlicher Fortschritt unter den Gebildeteren grobe Zweifel aufwarfen, die es zu Deckeln galt. So hat die Theolügie heute für jede Ebene der "Bildung" ine passende Interpretation der Bibel auf Lager, die allerdings untereinander weithin inkompatibel sind. D.h. während der eine Katholik noch an Adam und Eva als seine historischen Vorfahren von vor 6000 Jahren glaubt (real wohlgemerkt), woran ihn auch kaum ein Pfaffe oder Theolüge zu hindern bzw. aufzuklären sucht, glaubt der andere an ein wirres Konstrukt, nachdem Gott sich in der Singularität des Urknalles "zeige" bzw. "dort" die "Parameter des Seins" definierte (was nur solange funktioniert, bis sich herausstellt, das unser Universum wie Urknall nur einer von millionen war und ist, wie sie analog der Spontanemission von Teilchen laufend und "überall" stattfinden.

Die Abstraktion geht dann soweit, das sie mit der Bibelsage ebenso kopatibel ist wie mit den meisten anderen Märchen von Grimm oder kreationistischen Stories, die sich Menschen so jemals ausgedacht haben.

" Josef ist nicht „gehörnt“ "
Natürlich IST Josef "gehörnt" - er hat das Kind eines anderen aufzuziehen, seine Lebensressourcen für diesen "Bastard" einzubringen, ein Kind, das nicht seine individuellen Gene mittträgt.

Ich könnte mir auch gut vorstellen, warum es Jesus so wichtig war zu sagen, das niemand dem Eheweib seines "Nächsten" begehren solle - vor allem, wenn er hier aus eigener, familiärer Erfahrung sprach...
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Re: Der gehörnte Josef

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich, ehrlich gesagt, ich halte nichts von den Bibelinterpretationen eines Eugen Drewermann, auch nichts von denen von Uta Ranke-Heinemann und schon gar nichts von denen des Atheisten Alan Posener oder Deinen.
Übrigens nicht Posener, Du gehst sogar soweit den Evangelisten Matthäus korrigieren zu wollen. Hast Du schon mal was vom Kontext gehört oder vom Sitz im Leben?
niels hat geschrieben:@Christel: Demnach sind schon mal alle halbwegs konsequenten Protestanten / Evangelikalen / Lutheraner "Ungläubige"?!?
Demnach? Wonach?
Entschuldige, es gibt keinen Zusammenhang zwischen, dem was ich schrieb, und Deinen Behauptungen?
Auch fehlt in Deinem Beitrag der thematische Bezug.


Nur so viel zu Deinem Text. – Ich nehme an, Du hast während Deiner Schulzeit im Literaturunterricht etwas über die Interpretation literarische Texte gehört. Wenn ja, dann solltest Du wissen, dass es hier Regeln gibt und die Interpretation keineswegs beliebig ist.
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Re: Der gehörnte Josef

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Christel:
Heinrich, ehrlich gesagt, ich halte nichts von den Bibelinterpretationen eines Eugen Drewermann, auch nichts von denen von Uta Ranke-Heinemann und schon gar nichts von denen des Atheisten Alan Posener oder Deinen.
Ehrlich gesagt, ich auch nicht. Diese alten Mythen nun auch noch verschieden zu interpretieren ist eine unnütze Arbeit, eine Arbeit für die Katz. Für mich ist diese Mühe Lebenszeitverschwendung.

Dagegen halte ich sehr viel von studierten Theologen wie Peter de Rosa oder Ranke-Heinemann und viele andere, welche trotz ihrer seit Kindheitstagen verhafteten Indoktrination noch die Kurve bekommen haben und vom Geisterschiff Religion rechtzeitig abspringen konnten. Etlichen sind erst bei ihrem Theolügiestudium die Augen aufgegangen.
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Re: Der gehörnte Josef

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich6 hat geschrieben:Ehrlich gesagt, ich auch nicht. Diese alten Mythen nun auch noch verschieden zu interpretieren ist eine unnütze Arbeit, eine Arbeit für die Katz. Für mich ist diese Mühe Lebenszeitverschwendung.
Heinrich, es ist erstaunlich wie viel Lebenszeit Du verschwendest mit Bibelinterpretation. Dabei ist nicht zu übersehen, dass Du keine Ahnung von Theologie hast. Niels übrigens auch nicht. Gerade hier ist das nicht zu übersehen. - Eine bißchen intelligentete Kritik wäre wünschenswert.

Nun ja ein Theologiestudium bringt es auch nicht immer. - Dennoch, Christsein und bleiben ohne Wissen, ohne Vertiefung dürfte heute kaum noch funktionieren. Daher empfehle ich diesen Kurs "Grundkurs Theologie". http://www.bildungshaus-st-ursula.de/fr ... 0,1,1,10,0,,
Ein Kurs, nicht nur ein Buch. Im Kurs kann man seine Fragen loswerden, man kann diskutieren, er wird begleitet.
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Re: Der gehörnte Josef

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Christel:
Dabei ist nicht zu übersehen, dass Du keine Ahnung von Theologie hast. Niels übrigens auch nicht.
Das kann schon sein, das meine Ahnung von Theolügie nicht an deine Ahnung von Theolügie heranreicht. Offensichtlich hast du dich mit Hilfe deiner besuchten Kurse in diese irrsinnige Theorie weiter reingekniet und reingesteigert. Auch das ist nicht zu übersehen.

Zitat Christel:
Dennoch, Christsein und bleiben ohne Wissen, ohne Vertiefung dürfte heute kaum noch funktionieren.
Das sehe ich auch so. Ohne freiwillige Teilnahme an der von religiösen Einrichtungen angebotenen Gehirnwäsche in Form von Kursen kommen heute immer mehr Christen auf die Idee, dass Religion der letzte Husten sein könnte. Deshalb bleiben auch heute die Kirchenbänke leer und die Kirchenaustritte nehmen zu.
Deshalb machst du hier auch immer wieder (wohl erfolglos) Werbung für die Teilnahme an irgendwelchen ominösen Kursen.

Du hast dich doch auch mal für diese deine Truppe stark gemacht:
http://www.cursillo-bewegung.de/erfurt.html
War wohl auch ein Schuss in den Ofen?
Dankbar rückwärts
mutig vorwärts
gläubig aufwärts
:D :D :D
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Re: Der gehörnte Josef

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich verstehe, dass Du gegen Glaubenskurse bist. Menschen, mit nur oberflächlichem Glaubenswissen, lassen sich nun mal leichter von Deiner Weltanschauung überzeugen.

Ich empfehle, was ich kenne und womit ich selbst gute Erfahrungen gemacht habe.

Für das Verständnis von der Weihnachtsgeschichte Mt 1,18-25 ist auch ein Bibelkurs gut geeignet.
Manchmal tut es schon ein kurzes Einführungsbuch in die Bibel. Wenn das grundlegende Verständnis vermittelt wird, dass die Bibel eine „Bibliothek“ aus vielen unterschiedlichen Schriften, von unterschiedlichen Verfassern ist, die in verschiedenen Jahrhunderten geschrieben wurden. Nur das Neue Testament ist der spezielle christliche Teil. Dort dreht sich alles um nur eine zentrale Person – Jesus Christus.

Die zentrale Stellung von Jesus Christus im kath. Glauben ist in der Theologie sehr gut herausgearbeitet worden. Während die Bibel erzählend in Bildern beschreibt, ist die Theologie sachlich und systematisch.

Egal, wie die biblischen Erzählungen interpretiert werden, als Bilder, welche die Bedeutung zeigen oder als wörtlich zu nehmende historische Begebenheit… Alles läuft nur darauf hinaus:
Gott wird Mensch, nicht durch Zeugung, sondern Inkarnation, durch das Wirken des Hl. Geistes -> Schöpfung. Ganz Gott und ganz Mensch (Zwei-Naturen Christi. )
Das Bild der Jungfrau zeigt, dass keine Zeugung stattfand oder wie Lukas schreibt: „Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ Lk 1,34
Ebenfalls von mir bereits genannt, der Stammbaum Jesu Mt 1,1-17 läuft über Josef.

Bei Thesen, wie der „gehörnte Josef“, frage ich mich, wissen sie es wirklich nicht? Oder wissen sie’s und wollen andere nur lächerlich machen?

Der Glaubenskurs „Cursillo“ beinhaltet zwar auch Theorie, ist aber sehr viel Praxis orientierter. Jedes Thema wird mit praktischen Lebenserfahrungen verbunden. Es geht um das Wesentliche im Christsein, um zentrale Punkte christlicher Lebensgestaltung.
Kurse sind hier zu finden: http://www.cursillo.de/ oder auch hier http://www.cursillo.at/
2014 ist wieder ein Wander-Cursillo „Cursillo unterwegs“ geplant http://www.cursillo-bewegung.de/sekretariate.html
Im Eichsfeld sind hier Angebote zu finden: http://www.cursillo-bewegung.de/hildesheim.html
In Erfurt wird es voraussichtlich 2015 einen „Cursillo kompakt“ geben.
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Re: Der gehörnte Josef

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Christel:
Ich verstehe, dass Du gegen Glaubenskurse bist. Menschen, mit nur oberflächlichem Glaubenswissen, lassen sich nun mal leichter von Deiner Weltanschauung überzeugen.
Wie ich schon in vorhergehenden Beiträgen schrieb:
Dagegen halte ich sehr viel von studierten Theologen wie Peter de Rosa oder Ranke-Heinemann und viele andere, welche trotz ihrer seit Kindheitstagen verhafteten Indoktrination noch die Kurve bekommen haben und vom Geisterschiff Religion rechtzeitig abspringen konnten. Etlichen sind erst bei ihrem Theolügiestudium die Augen aufgegangen.
Das sind keine Menschen mit „oberflächlichen Glaubenswissen“. Die haben das studiert und nicht nur alberne Kurse besucht.
Christel
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Re: Der gehörnte Josef

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich, echt gut, dass wir mal einer Meinung sind. Ein richtiges Theologiestudium ist das Optimale!
Universität Erfurt
Katholisch-Theologische Fakultät
Nordhäuser Str. 63
D-99098 Erfurt

Telefon: +49 (0) 36159077 0
Telefax: +49 (0) 36159077 20
Email: dekanat.kthfak@uni-erfurt.de
Studierendenrat der Katholisch-Theologischen Fakultät
Domstraße 10
D-99084 Erfurt
Email: fskaththeol@uni-erfurt.de
http://www.katholische-theologie.info/F ... fault.aspx
Ich habe noch was. Beim Kath. Bibelwerk in Stuttgart kann man sich z.B. für nur 2,- € diese Zeitschrift bestellen:
Bibel heute 1/08
Josef - Vater Jesu
Im Vergleich zu Maria führt der Vater Jesu geradezu ein Schattendasein. Die Auskünfte der Bibel über Josef, den Vater Jesu, sind sehr spärlich. Der Evangelist Lukas nennt nur Wohnort und Beruf. Matthäus dagegen zieht eine Verbindung von Josef über König David bis zu Abraham. Darüber hinaus zeigt er einen Mann, der wie sein alttestamentlicher Namensvetter mit Träumen umzugehen weiß, und „gerecht“ war. Es ist spannend, den Spuren Josefs in der Bibel nachzugehen und einige Linien weiter zu ziehen. Was für ein Vater war Josef von Nazaret? Wie weit hat er Jesu Bild vom „himmlischen Vater“ geprägt? „Bibel heute“ wagt diese Zugänge und liefert überraschende Einsichten – auch für Väter von heute!
2,00 Euro
https://www.bibelwerk.de/shop/Zeitschri ... 30701.html
Darin findet man auf S. 12 eine andere Deutung der Gerechtigkeit von Josef „Mt 1,9“, anders als die Deutung von Alan Posener und Heinrich6.

In „Bibel heute“ wird darauf hingewiesen, dass im giechischen Urtext an dieser Stelle Josef als „dikaios“ bezeichnet wird. Die Einheitsübersetzung übersetzt es mit „gerecht“, Luther übersetzt „fromm“.
Weiter steht dort:
Was er [Matthäus] aber im Letzten mit dikaios meint, verstehen wir erst im Horizont seines Evangeliums. In welcher Richtung er es verstanden wissen will, bekundet er im Gleichnis vom gütigen Arbeitsherrn (Mt 20,1-16). Dort verspricht der Weinbergbesitzer denen, die er drei Stunden nach Arbeitsbeginn auf dem Markt anheuert, dass er ihnen geben wird, „was dikaios ist“ (V.4). Als er dann bei der Auszahlung am Abend selbst den Zuletztgekommenen denselben Denar gibt wie den Ganztagsarbeiteren, ist es klar: dikaios ist keinesfalls mit „gerecht“ (EÜ), allenfalls mit „fromm“ (LÜ), am besten aber „mit weitem und großem Herzen“ zu übersetzen. Ein weites und großes Herz lässt eine Drei eine gerade Zahl sein, seine Prägezeichen sind Güte und Bahrmherzigkeit. Josef war ein dikaios, weil er in seinen Maria betreffenden Planungen ganz im Sinne der neuen Gerechtigkeit ein weites und großes Herz zeigte: Er wollte sie heimlich entlassen, nicht nur, um sie dem Gesetz zu entziehen, sondern auch um ihren Ruf zu schützen. So wird Josef zur ersten Modellfigur der von Jesus geforderten neuen Gerechtigkeit, die „weit größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer“ (Mt 5,20).
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Der gehörnte Josef

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Christel:
Heinrich, echt gut, dass wir mal einer Meinung sind. Ein richtiges Theologiestudium ist das Optimale!
Ich bin zwar ganz und gar nicht deiner Meinung aber es gibt unbestreitbar etliche „Theologen“ die im oder nach dem Studium vom Glauben gänzlich abgefallen sind.

Jesus selbst hat nichts geschrieben
für die Menschen, die ihn lieben.
Wer den Heiland richtig ehrte,
dessen Wunder schnell vermehrte.

Viele Jahre später dann
fingen sie zu schreiben an.
Wie von Deschner gut beschrieben,
stahl man Mythen nach Belieben.

Perser, Griechen, Römer schon,
kannten einen Gottessohn,
den der Vater schickt ins Wetter
als des Menschen edler Retter.

Jungfernzeugung gab es auch,
das war bei den Göttern Brauch.
Prediger der Hochmoral
gab es damals ohne Zahl.

Vieles kam von Indien her,
Jesus gleicht dem Buddha sehr.
Kreuzigung und Himmelfahrt
ward schon früher offenbart.

Und des Jesus´ Heil’genschein
könnt die heil’ge Sonne sein.
Rumspazieren nach dem Tode
war schon lange groß in Mode.

Die Lizenz zum Wassertaufen
konnt man bei den Griechen kaufen.
Heilig war schon Griechen Wein,
das kann kaum ein Zufall sein.

Doch es kommt noch etwas krasser:
Denn ein Gott macht Wein aus Wasser.
Isis trinkt Osiris’ Blut,
der’s im Becher reichen tut.

Jesus essen? Daran schuld
ist der alte Mithraskult.
Aßen Syrer heil’gen Fisch,
kam die Göttin auf den Tisch.

Fleißig wurde importiert,
und man hat sich nicht geniert,
seinen Glauben zu verändern
durch den Quatsch aus fremden Ländern.

Wie befohlen glaubt der Christ,
dass sein Glaube richtig ist.
Bös ist, wer an Gott nicht glaubt,
anderen die Hoffnung raubt.

Angesichts der Zahl der Götter,
die die Menschen schon verehrt,
frage ich als Reli-Spötter:
nur der Christ glaubt nicht verkehrt?

(Aus: Reimbibel von Wolfgang Klosterhalfen)
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Re: Der gehörnte Josef

Ungelesener Beitrag von niels »

@Christel:
Theologie ist keine Wissenschaft - zumindest keine Tätigkeit, die den Anforderungen wissenschaftlicher Grundsätze auch nur näherungsweise gewachsen ist. Eine ganze Reihe wesentlicher Prinzipien (Unabhängigkeit der Lehre/Forschung) ist bei Theologen faktisch nicht gegeben. Das eerklärt auch, warum islamische Theologen zu ganz anderen, nicht selten gegensätzlichen "Ergebnissen" kommen wie christliche Theologen.

Will man sich mit der historischen Realität befassen, dann sind Historiker (ggf. noch Archäologen) die primären Ansprechpartner.
Christel
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Re: Der gehörnte Josef

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:Das eerklärt auch, warum islamische Theologen zu ganz anderen, nicht selten gegensätzlichen "Ergebnissen" kommen wie christliche Theologen.
Nein! Die Erklärung ist viel simpler. Gegenstand der Theologie ist der jewilige geschichtlich überlieferte Glaube an Gott einer bestimmten Tradition. Da es sich beim Christentum und Islam um unterschiedliche Traditionen handelt ist folglich ihr Gegenstand unterschiedlich. Ist der Gegenstand (Objekt der Betrachtung) unterschiedlich, folgen daraus unterschiedliche Ergebnisse.
niels hat geschrieben:Will man sich mit der historischen Realität befassen, dann sind Historiker (ggf. noch Archäologen) die primären Ansprechpartner.
Meinst Du, Historiker kommen bezüglich Gottes auf eine einheitliche Lösung?
Auch Historiker können sich nur mit dem Glauben der Menschen an Gott beschäftigen. Doch Experten für den Glauben sind sie in der Regel nicht.
Der Theologie dient die Geschichtswissenschaft, genau so wie die Literaturwissenschaft, die Sprachwissenschaft… als Hilfswissenschaft.
Das Theologiestudium entspricht den üblichen wissenschaftlichen Kriterien. Ein Teilgebiet der Theologie ist z.B. die Einleitungswissenschaft. Sie gehört zur biblischen Exegese und untersucht die biblischen Bücher betreffs ihrer Struktur, ihrem literarischen Aufbau, den in ihnen enthaltenen literarischen Gattungen, Verfasserschaft, Adressaten, Entstehungsort und Zeit der Abfassung.

Ich benutze hier meist das anerkannte Standardwerk des evangelischen Theologen Udo Schnelle „Einleitung in das Neue Testament“. Inzwischen in der 8., neubearb. Aufl. 24.04.2013 erhältlich.
Diese Einleitung behandelt die Entstehungsverhältnisse der 27 neutestamentlichen Schriften und stellt die theologischen Grundgedanken jeder Schrift und die Tendenzen der neuesten Forschung dar. Darüber hinaus werden Themen wie die Chronologie des paulinischen Wirkens, die Paulus-Schule, methodische Überlegungen zu Teilungshypothesen, die Gattung Evangelium, Pseudepigraphie und das Werden des neutestamentlichen Kanons ausführlich erörtert.

"Umfassend und beeindruckend."
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