Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

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Heinrich5
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Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Eine Studie der Evangelischen Kirche zeigt: Der rasante Glaubensverlust ist nicht rückgängig zu machen. Zugleich gibt es mehr treue Christen als gedacht. Die wollen aber keine politisierenden Pfarrer.

Die Verfestigung der Religionslosigkeit konstatiert die neue Studie sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche. Im EKD-Auftrag von TNS Emnid befragt wurden nämlich nicht nur rund 2000 repräsentativ ausgewählte Kirchenmitglieder, sondern auch 565 ausgetretene ehemalige Protestanten sowie 446 Konfessionslose, die noch nie einer Religionsgemeinschaft angehörten.

Unter missionarischen Gesichtspunkten ist eine so intensive Beschäftigung mit den Fernen unbedingt geboten, muss die Kirche doch wissen, wie jene Menschen denken und interessiert werden könnten. Doch ergeben hat sich bei der Untersuchung, dass missionarisch hier kaum etwas zu holen ist.
Besonders deutlich wird das an den Gründen, die Ausgetretene für ihr Verlassen der Kirche anführen. Die größte Zustimmung erhalten da Aussagen, die kirchlichen Argumenten nicht zugänglich sind: Dass einem die Kirche "gleichgültig" sei, dass man "Religion fürs Leben nicht brauche" und dass die Kirche grundsätzlich "unglaubwürdig" sei. Diese am meisten genannten Gründe bezeugen ein derart festes Desinteresse an Glaubensbotschaften, dass kaum vorstellbar ist, wie die Kirche daran etwas ändern könnte

Was die Zukunft bringt, lässt sich daran ablesen, dass in Ost wie West sogar unter den getauften Kirchenmitgliedern die Bindung umso geringer wird, je jünger die befragten Personen sind. Nicht einmal ein Drittel der Evangelischen unter 30 fühlt sich der Kirche noch verbunden. Da wächst auch schon innerhalb der Kirche massenhaft Religionslosigkeit heran.

http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... -Gott.html
niels
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Re: Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

Ungelesener Beitrag von niels »

...ich kopier mal nen Kommentar, um mir das Forumulieren zu ersparen, denn er sagt schon das, was ich dazu zu bemerken hätte:
thomin • vor einer Stunde

Endlich einmal gute Nachrichten. Ich finde es ohnehin erschreckend wie viele erwachsene Menschen nach wie vor ernsthaft an Märchengeschichten glauben. Bezeichnend ist dabei wohl das folgende Zitat:

"Da diese Studie den bekannten Befund bestätigt, dass die Offenheit für religiöses Denken fast durchweg in der Kindheit und Jugend geweckt wird, ist es für die Kirche eine schlechte Nachricht, dass immer weniger Menschen über eine religiöse Erziehung zu berichten wissen."

Das ist wohl die verblümteste Beschreibung dafür, dass sich die Kirche wieder mehr Indoktrination im Kindesalter wünscht die ich bislang gelesen habe. In diesem Zusammenhang auch noch das Wort "Offenheit" zu gebrauchen schlägt dem Fass in der Tat den Boden aus.
Christel
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Re: Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

Ungelesener Beitrag von Christel »

Mit der Grafik auf http://www.welt.de/ bin ich nicht zurechtgekommen. Auf den Seiten der EKD fand ich diese, für mich sehr viel aussagekräftigere Grafik:
http://www.ekd.de/download/kmu5_300dpi_ ... tionen.jpg

Hier ist tatsächlich ein deutlicher Unterschied in punkto Kirchenverbundenheit der Mitglieder der evangelischen Kirche in West und Ost sichtbar.

Laut „Welt“ sagen von 14- bis 21-Jährigen Kirchenmitgliedern in Westdeutschland nur 49% und in Ostdeutschland 64%, dass sie religiös erzogen worden seien.
Das heißt, im Westen wurden 51% und im Osten 36% der Jugendlichen Kirchenmitglieder nicht religiös erzogen. Das entspricht ziemlich genau den Angaben zur Kirchenverbundenheit, vgl. Grafik: http://www.ekd.de/download/kmu5_300dpi_ ... tionen.jpg

Fazit:
Nur taufen hilft nicht. Einer Kirche, die lediglich als Rahmen zur Fest- und Feiergestaltung dient, fühlt man sich in etwa so verbunden wie jedem anderen Dienstleistungsanbieter.
Da diese Studie den bekannten Befund bestätigt, dass die Offenheit für religiöses Denken fast durchweg in der Kindheit und Jugend geweckt wird http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... -Gott.html
Das heißt nicht, dass diese Offenheit… nicht bei Erwachsenen geweckt werden kann. Mir sind mehrere Menschen bekannt bei denen genau das der Fall war und die ihren Weg als Christen gefunden haben. Nicht selten zum Erstaunen und manchmal auch gegen den Widerstand der eigenen Familie.
Zugleich gibt es mehr treue Christen als gedacht. Die wollen aber keine politisierenden Pfarrer. http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... -Gott.html
Die Menschen sind häufig unzufrieden, wenn die Predigt auch als Ansprache/Rede ganz woanders gehalten werden könnte. Es reicht nicht, wenn ins Konzept zwei oder dreimal das Wort „Gott“ eingefügt wird. Dies kritisieren nicht nur die „treuen Christen“ (Zitat „Welt“), sondern auch Menschen, die wirklich ganz selten zur Kirche gehen.
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Heinrich5
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Re: Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Christel schrieb:
Laut „Welt“ sagen von 14- bis 21-Jährigen Kirchenmitgliedern in Westdeutschland nur 49% und in Ostdeutschland 64%, dass sie religiös erzogen worden seien.
Das heißt, im Westen wurden 51% und im Osten 36% der Jugendlichen Kirchenmitglieder nicht religiös erzogen.
Dazu muss man aber auch schon erwähnen, dass z. Bsp. in Ostdeutschland sowieso nur noch weniger als 20 Prozent der Bürger evangelisch sind (katholisch noch viel weniger), und damit dieser höhere Anteil der religiös Sozialisierten unter den Kirchenmitgliedern statistisch kaum ins Gewicht fällt. Vielmehr ist gerade in den ostdeutschen Bundesländern mit ihrem hohen Anteil Konfessionsloser und der entsprechend geringen Häufigkeit religiöser Kindererziehung davon auszugehen, dass sich eine stabile Nicht-Gläubigkeit weiter ausbreitet.
Christel
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Re: Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

Ungelesener Beitrag von Christel »

Das habe ich im "Welt-Artikel" auch gelesen. Dies hat jedoch keinen Bezug zur Kirchenverbundenheit der Kirchenmitglieder.

Die Kirchenmitglieder im Westen ticken anders als die im Osten. Zwar ist inzwischen vom Westen einiges hier herübergeschwappt, aber sie ticken wie gesagt, noch immer anders. Das gilt für Protestanten und für Katholiken.

Ich denke, auch das Eichsfeld tickt anders als das übrige Diasporachristentum im Osten.
Zwar ist der Anteil der Christen im Westen höher als im Osten, so wie der Anteil der Katholiken im Eichsfeld höher ist als im übrigen Ostdeutschland, gleichzeitig ist der jeweilige prozentuale Anteil der Kirchenverbundenheit im Westen und im Eichsfeld geringer als sonst in Ostdeutschland.
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Heinrich5
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Re: Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Ja- die Studie belegt und bestätigt den bekannten Befund dass die Offenheit für religiöses Denken fast durchweg in der Kindheit und Jugend geweckt wird. Für die Kirchen ist das in der Tat eine schlechte Nachricht, dass immer weniger Menschen über eine religiöse Erziehung in der Kindheit berichten können. Deshalb wünscht sich die Kirche wieder mehr religiöse Indoktrination im Kindesalter, was aber wohl mehr ein Wunschdenken ist. Aufgeklärte Eltern erziehen ihre Kinder nicht mehr religiös. Diesen Kindern fällt es dann nicht mehr besonders schwer ihren Kirchen den Laufpass zu geben.
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Heinrich5
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Re: Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Christel hat geschrieben:
Wir wurden in die Gemeinschaft der Christen durch andere hineingetauft. Die Taufe lässt sich nicht rückgängig machen.
Die christliche Taufe hat keine nachweisbare Wirkung auf den Säugling. Es ist schlicht nur der Hokuspokus eines so genannten Schwarzkittel. Diese Säuglingstaufe hat keinen höheren Stellenwert als zum Beispiel die Äquatortaufe auf hoher See. Nur dass eine Äquatortaufe eben ein Ereignis ist, wo alle ihren Spaß haben
Es ist bedauerlich, dass es in Deutschland kein Gesetz gibt, das Scharlatanerie unter Strafe stellt.
Die schwarzkittligen Seelenverkäufer sind die Einzigen ihrer Gattung, die ihre Ware ungeprüft und ohne Garantie an den Mann bringen dürfen. Ein genialer Schachzug dieser Religion, des Königs unsichtbare Kleider zu vermarkten. Die Gattung Mensch ist wirklich bescheuert.

Hinter der christlichen Taufe steckt die Vorstellung, dass die Neugeborenen einer Reinigung von einer metaphysischen Schuld durch den Vertreter eines Gottes bedürfen – eine Idee, welche aus den archaischen Mythen unaufgeklärter Menschen der Frühzeit unserer Spezies herrührt und die viele christliche Gläubige auch heute noch mit allem Ernst auf die Legenden aus der Bibel zurückführen.

Das Problem: Mit der Taufe werden die an diesen Ritualen zwangsbeteiligten Säuglinge auch in Deutschland offiziell als Mitglieder der Kirchen registriert. Während säkulare Organisationen und fast alle Vereine auf solche Verfahren zur Gewinnung unmündiger Mitglieder verzichten, können Kirchenvertreter unter anderem deshalb auf Millionen von Angehörigen verweisen und ihre gesellschaftliche Rolle damit in einer wenig legitimen Weise aufwerten.

Was viele indoktrinierte Christen nicht wissen oder wissen wollen, wird zunehmend von verantwortungsbewussten Eltern aus Deutschland in Frage gestellt. Sie verzichten auf diesen Hokuspokus der Taufe unmündiger Säuglinge und lassen ihre Kinder im mündigen Alter selbst entscheiden ob überhaupt und dann welcher Religion sie angehören möchten.

Eltern, welche auf die Zeremonie einer Taufe nicht verzichten wollen oder können finden heute zahlreiche Alternativen.
So findet man zum Beispiel unter:
http://www.zeremonienleiter.de/content/ ... bensfeiern
folgendes Angebot:

„Bei einer freien Taufe oder auch Namensgebungsfeier erhält ein Kind seinen Namen, ohne danach einer Kirche oder Konfession anzugehören. Dennoch kann die Zeremonie auf Wunsch der Eltern wie eine kirchliche Taufe gestaltet werden. Sie wird jedoch nicht von einem oder einer Kirchen- oder Konfessionsangehörigen durchgeführt. Bei der freien Taufe oder Namensgebungsfeier haben Sie die Möglichkeit, die Zeremonie nach Ihren Wünschen abzuändern oder ganz individuell zu gestalten. Der Ort, der Ablauf und die Rituale sind dabei frei wählbar“.
Auch ein "Geburtsfest" oder eine "Willkommensfeier" ist denkbar.
niels
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Re: Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

Ungelesener Beitrag von niels »

...in dem Kontext finde ich übrigens bemerkenswert, das die Kirche - konkret wohl in Erfurt - das DDR-Regimeprodukt der "Juenndweihe" unter der Bezeichnung "Lebenswendefeier" adaptiert hat mit der Begründung, das es aus der (inzwischen ja weitgehend entkatechisierten) Bevölkerung heraus "einen Bedarf" gebe.

Ich bin damals ebenjener Jugendweihe (als einer bvon zwei aus unserer Klasse) ferngeblieben, was mir einigen Aerger einbrachte. Ich erinnere mich auch noch gut an das Argument einiger Kirchnlinge im "geschlossenen Raum", das derartige Feiern ja vom Regime benutzt würden um Jugendliche "einzufangen" und mit Spaß und materiellen Geschenken zu treuen Ideologieanhängern zu machen. Umso erstaunlicher, das ebenjener Maßstab nun, wo die Kirche das selbe Mittel versucht, akzeptabel sei, sich derartiger "Marketingricks" für eine Ideologie zu bedienen... ß)
Christel
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Re: Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

Ungelesener Beitrag von Christel »

Wenn man sich kirchliche Feste / Sakramente wie Taufe, Erstkommunion, Firmung, Ehe, Krankensalbung, auch Umkehr/Beichte/Versöhnung anschaut, dann lassen sich alle unter dem Oberbegriff "Lebenswendefeier" zusammenfassen.
Solche Lebenswenden zu feiern (Geburt, Erwachsenwerden…) entspricht einem menschlichen Bedürfnis. Es gibt sie in allen Kulturen.

Die Jugendweihe hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Erfunden wurde sie 1852 in Nordhausen von dem evangelischer Theologen Eduard Baltzer.
Wie die meisten weiteren unabhängigen Gemeinden wandte sich die Nordhäuser Gemeinde unter Baltzer bald vom protestantischen Rationalismus ab und einer pantheistischen Naturreligion zu. Christliche Feste wurden in derFreireligiösen Bewegung fortgeführt, aber umgedeutet (etwa die Konfirmation zur Jugendweihe). 1859 wurde Eduard Baltzer zum ersten Präsidenten des Bundes Freireligiöser Gemeinden Deutschlands gewählt. http://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Baltzer
In der DDR war die Jugendweihe mit einem Gelöbnis zur DDR… verbunden: http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Jugendweihe
Das Gelöbnis hing in meiner Schule aus. Ich hatte mir das durchgelesen. Ich sprach es nicht, denn das wäre bei mir eine glatte Lüge gewesen.
niels hat geschrieben:Ich bin damals ebenjener Jugendweihe (als einer bvon zwei aus unserer Klasse) ferngeblieben, was mir einigen Aerger einbrachte.
Interessant, dass Du im sog. kath. Eichsfeld Ärger bekommen hast. Ich blieb in der Diaspora Sachsen-Anhalts der Jugendweihe fern und bekam deshalb überhaupt keinen Ärger. Bis heute vermute ich, dass meine Lehrer dies einfach unter den Tisch haben fallen lassen. Ich war die einzige in meinem Jahrgang, die nicht an der Jugendweihe teilnahm.

Demnächst werde ich, das erste Mal in meinem Leben, bei einer Jugendweihe dabei sein. Ich bin gespannt, was Jugendweihe heute ist.
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Re: Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

Ungelesener Beitrag von Christel »

PS:
Heinrich, Du argumentierst widersprüchlich:
a) Behauptest Du, die Taufe habe keine Wirkung… (folglich auch keine schlimme Nebenwirkung),
b) willst Du die Taufe sogar unter Strafe stellen.
Niemand behauptet, dass die Taufe eine chemisch, biologische Wirkung ähnlich einem Medikament habe. Daher ist Dein Vorwurf „Scharlatanerie“ unsinnig.
Heinrich6 hat geschrieben:Hinter der christlichen Taufe steckt die Vorstellung...
Nein, Taufe ist nicht lediglich ein rituelles Reinigungsbad…
Die Kirche ist auch keine säkulare Organisation oder Verein. Aber die Mitgliedschaft in der Kirche kann das Problem ja wohl nicht sein, denn die Mitgliedschaft in der Kirche wirst Du los, wie jede andere Vereinsmitgliedschaft auch. (Die staatliche Registrierung ist ein deutsches Problem und nicht das der Weltkirche.)

Die christliche Taufe willst Du unter Strafe stellen, gleichzeitig bietest Du diese Taufe an:
Heinrich6 hat geschrieben:„Bei einer freien Taufe oder auch Namensgebungsfeier ….
Wenn etwas „Taufe“ genannt wird, was keine Taufe ist und auch nicht als Taufe gemeint ist, dann nenne ich das Scharlatanerie!
Ansonsten habe ich nichts gegen Zeremonienmeister, die ein säkulares Bedürfnis befriedigen.

Dass die Jugendweihe den Sozialismus überdauert hat, entspricht diesem Bedürfnis nach Zeremonien zur „Lebenswende“:
Die Lebenswende (auch Segensfeier) ist ein kirchliches Angebot für nichtchristliche Jugendliche, die eine Alternative zur Jugendweihe suchen.
Ihren Ursprung findet diese Feier im Jahr 1998 im Bistum Erfurt. Dort wurde diese Idee von dem damaligen Dompfarrer und jetzigen Weihbischof des Bistums Erfurt Reinhard Hauke etabliert. Mittlerweile gibt es derartige Feiern auch in anderen ostdeutschen Städten.[1]
Es gibt bei einer solchen Segensfeier vorbereitende Treffen mit thematischen Inhalten, die deutlich das Leben der Jugendlichen und auch den Übergang von Kind zum Erwachsenen thematisieren, wie z. B. Freundschaft, Träume, Verantwortung etc. Diese werden spielerisch und durch Gespräche über mehrere Monate behandelt.
Die Zeremonie findet in einer Kirche statt und enthält typischerweise eine Begrüßung, eine Ansprache und eine Segensbitte des betreuenden Geistlichen sowie symbolische Gesten (Zeigen persönlicher Gegenstände, Überreichen von Kerzen oder Blumen an nahestehende Verwandte oder Mitglieder der Pfarrgemeinde), musikalische Darbietungen und kurze Stellungnahmen der Jugendlichen, untermalt von Liturgischer Orgelmusik. http://de.wikipedia.org/wiki/Lebenswende
Ich weiß nicht, ob es stimmt, ich hörte man wäre durch die kath. Schulen drauf gekommen. Man muss ja nicht katholisch oder Christ sein, um eine solche Schule zu besuchen. Die Segensfeier war zunächst als Angebot für Schüler gedacht, die nicht zur Firmung oder zur Konfirmation gehen. Dass es einem Bedürfnis entspricht, zeigt die Nachfrage.
niels hat geschrieben:Ich erinnere mich auch noch gut an das Argument einiger Kirchnlinge im "geschlossenen Raum", das derartige Feiern ja vom Regime benutzt würden um Jugendliche "einzufangen" und mit Spaß und materiellen Geschenken zu treuen Ideologieanhängern zu machen.
Man muss niemanden „einfangen“, den man von der Kinderkrippe bis zum Sarg in seinem Einflussbereich hat. Das Problem war, es gab „Alternativangebote“ im Weltanschauungs-Staat DDR, da waren einerseits Funk- und Fernsehen, die aus dem Westen kamen und andererseits die Kirchen.
Es ging immer darum diesen Einfluss zurückzudrängen und die Bürger für die in der DDR herrschende Ideologie zu gewinnen.

Die Jugendweihe:
Sie sollte eine Konkurrenz zur Konfirmation sein und war ein Instrument zur Erziehung der Jugend im Sinne der SED-Ideologie.[18] Am 27. März 1955 fand die erste Jugendweihe in Ost-Berlin statt. Ab 1958 wurde die Jugendweihe durch die eingesetzten Maßnahmen der Regierung von Walter Ulbricht praktisch zur Zwangsveranstaltung.[19] Tausende von Jugendlichen mussten schwere Benachteiligungen hinnehmen:[20] Wer nicht an der Jugendweihe teilnahm, musste mit schlechteren Lehrstellen, versagter Zulassung zur Oberschule[21][22] Studiumsverbot[23] und anderen Repressionen rechnen; auch auf die Eltern wurde Druck ausgeübt.[24][25][26] http://de.wikipedia.org/wiki/Jugendweihe
Wie es dieser Abschnitt aus wikipedia zeigt, im direkten Visier stand nicht die kath. Kirche oder die Firmung, sondern die ev. Kirche und die Konfirmation.
Die Konfirmation ist ev. Christen häufig auch dann wichtig, wenn sie selbst jahrelang keine Kirche besuchen. Trotzdem ist ihnen wichtig, ich bin getauft, ich bin konfirmiert.
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Re: Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

Ungelesener Beitrag von niels »

Nun,
dann gehöre ich wohl zu jenen (wie auch meine Frau), die kein derartiges "Bedürfnis" nach "Lebenswende" oder "Jugendweihe"-feiern bedürfen. Ich fand halt das Argument damaliger Kirchenvertreter interessant, weil sie damit selbst einräumten, das solche "Feiern" nicht zuletzt als Zuträger zur Ideologie dienten und dienen.

Die Taufe in Deutschland hat sehr wohl Folgen für das idR unmündige Kind - es wird ungefragt zum Mitglied einer Religionsgemeinschaft gemacht, das es auch noch im Erwachsenenalter bleibt, es sei denn es erklärt den Austritt (und kann ihn sich leisten, was zumindest für Hartz IV Empfänger Dank gezielter Desinformation der Kirchen bzgl. eines höchstrichterlichen Urteils zum Kostenerlaß für Hartz Empfänger abschreckend wirken kann). So verwundert es auch nicht, das (wie die Statistiken ja belegen) ca die Hälfte aller "Kirchenmitglieder" in der Praxis wenig bis gar nichts mit "ihrer" Kirche zu tun haben wollen.

Ergo: Wie hier ja schon bestritten, sind es offensichtlich doch weitaus weniger als die Hälfte der Deutschen heute, die sich Kirchen "verbunden" oder von diesen in ihren Interessen vertreten sähen - was die Kirchen ja bnicht müde werden stets und ständig anzuführen, wenn sie einmal mehr - vorbei an demokratischen Prozessen - Einwirkung auf die Rechte und Freiheit aller betreiben.

Natürlich können auch nichtkirchliche Kinder in christliche Schulen gehen - werden dort aber ebenso der Missionierung ausgesetzt, müssen zB für Noten Gottesdienste gestalten (ich sehe selbst hier in Göttingen halbe Schulen geschlossen aus Kirchen kommen) uswusf.. Es ist ja sogar hochoffizielle Aufgabe der vorgeblich "sozialen Einrichtungen" kirchlicher Träger das "Wort Gottes" bzw die "Worte Jesu" zu "verkünden" - und lt. Selbsterklärung sogar die primäre, wobei man sich der Leistung der "sozialen Dienste" auch durchweg (wie die meisten anderen freien Träger auch) bezahlen lässt - vom Staat vornehmlich (also von allen). Die Missionierungskanäle bekommt man quasi kostenlos obendrauf. "Selbstlosigkeit" findet man da - wenn überhaupt - maximal bei sehr wenigen einzelnen idR ehrenamtlichen einfachen Kirchenmitgliedern, deren kostenlose Leistung die Kirchen natürlich gern mitnehmen...

Und natürlich versucht die Kirche mit "Lebenswende" und Co - wie jedes Marketingunternehmen - Menschen mittels Werkzeugen / Kanälen das eigene Produkt anzudrehen. Man will ja gezielt die erreichen, die NICHT in Kirchen gehen bzw mit Kirche sonst nichts mehr am Hut haben, oder einfach nur von anderen Seelenfängern fernhalten - die Zeiten, in denen die Kirche noch das Ideologiemonopol damit durchsetzen konnte, das es jede Form von Fest, Ritual und Feier (wie zB das angeblich ja soo christliche "Weihnachtsfest" an dem Jesus geboren sein soll, wie schon das "Lichtkind" früherer Kulturen oder das "Osterfest"...) dem eigenen Verfügungsbereich exklusiv einverleibte, sind ja zum Glück vorbei...
Christel
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Re: Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:Natürlich können auch nichtkirchliche Kinder in christliche Schulen gehen - werden dort aber ebenso der Missionierung ausgesetzt, müssen zB für Noten Gottesdienste gestalten
Trotzdem werden sie dadurch nicht in jedem Fall katholisch…
Anders als die DDR, die von sich behauptete die wissenschaftliche Weltanschauung des Marxismus-Leninismus zu vertreten, versteht sich der heutige Staat als weltanschaulich neutral.
In unserer Gesellschaft existiert ein Pluralismus weltanschaulicher (konkurrierender) Angebote. Eltern haben das Recht ihre Kinder gemäß ihrer Weltanschauung und Religion zu erziehen. Wer dies abschaffen, Kindertaufe verbieten, konfessionelle Schulen, Kindergärten… schließen will, verhält sich nicht neutral, sondern will die Religionsfreiheit beschneiden. Dies soll in einem größeren Ausmaß als damals in der DDR geschehen, denn die DDR hat die Kindertaufe, konfessionelle Kindergärten und Sozialeinrichtungen geduldet.

Nochmal zur Taufe:
Heinrich, offensichtlich stört es Dich, dass die Taufe nicht rückgängig zu machen ist.
Was die Taufe bedeutet, lässt sich nicht in einem Satz sagen.
Die Taufe ist nicht nur ein Reinigungsbad. Ein Reinigungsbad muss man sogar wiederholen… Ursprünge liegen im Judentum siehe „Mikwe“ http://de.wikipedia.org/wiki/Mikwe

Es geht auch nicht, um eine Zeremonie durch die man Kirchenmitglied wird. Die Taufe muss auch nicht zwingend, wie Du schreibst, „durch den Vertreter eines Gottes“ erfolgen. Die Zeremonie und schöne Feier sind Nebensache. Um gültig zu taufen, muss der Wille vorhanden sein es wirklich zu tun, Wasser muss fließen und sie muss im Namen des Vaters, des Sohnes und Hl. Geistes erfolgen. Jeder kann jederzeit gültig Taufen, auch Du.

Man kann die Taufe ebenso wenig rückgängig machen wie den Tod. Tatsächlich wird der Täufling in der Taufe symbolisch ertränkt, um mit Christus zu sterben und mit ihm aufzuerstehen. Gleichzeitig wird der Mensch in den Leib Christi eingegliedert. Daher sollte die Taufe möglichst nicht bodenlos außerhalb und unabhängig von einer Gemeinde erfolgen.

Der Apostel Paulus erläutert, „wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben. Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein. … Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Denn durch sein Sterben ist er ein für allemal gestorben für die Sünde, sein Leben aber lebt er für Gott. So sollt auch ihr euch als Menschen begreifen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus“. … Röm 6,3-11
„Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.“ 1 Kor 12,13
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Re: Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

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Christel schrieb:
Nochmal zur Taufe:
Heinrich, offensichtlich stört es Dich, dass die Taufe nicht rückgängig zu machen ist.
Was die Taufe bedeutet, lässt sich nicht in einem Satz sagen.
Christel schrieb:
Um gültig zu taufen, muss der Wille vorhanden sein es wirklich zu tun, Wasser muss fließen und sie muss im Namen des Vaters, des Sohnes und Hl. Geistes erfolgen. Jeder kann jederzeit gültig Taufen, auch Du.
Christel schrieb:
Man kann die Taufe ebenso wenig rückgängig machen wie den Tod. Tatsächlich wird der Täufling in der Taufe symbolisch ertränkt, um mit Christus zu sterben und mit ihm aufzuerstehen. Gleichzeitig wird der Mensch in den Leib Christi eingegliedert.
Was ist das? Das ist hier nichts anderes als ein erbärmlicher christlicher Missionierungsversuch.

Wie kommst du zu der Behauptung, dass sich die Taufe nicht rückgängig machen lässt? Okay, der Taufakt als solcher hat ja mal stattgefunden. Das kann man nicht ungeschehen machen. Aber dass durch diesen Hokuspokus eines Schwarzkittels eine Veränderung bei dem Getauften eingetreten ist, ist irrsinniger religiotischer Glaube. Das ist Scharlatanerie und Scharlatanerie sollte unter Strafe gestellt werden. Und dann wird diesem irrsinnigen Glauben auch noch die Krone aufgesetzt indem behauptet wird dass sich diese real nicht stattgefundene Veränderung nicht rückgängig machen lässt. Das ist Unsinn auf die Spitze getrieben.
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Re: Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

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Mission gehört zum Christentum. Ich habe eine positive Einstellung zur Mission. Mission, weshalb nicht?

Aber wie gesagt, ich denke nicht, dass ich Dich überzeugen könnte. Und ganz ehrlich, solange Du Dein Verhalten nicht änderst, was ich Dir ebenfalls nicht zutraue, ist es gut, dass Du hier nicht als Christ auftrittst.
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Re: Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott

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Ich sehe überhaupt keinen Anlass für mich, mein Verhalten, was ich ja auch schon begründet habe, in irgendeiner Weise zu ändern. Das wäre ja auch das letzte für mich hier wie ein Christ aufzutreten. Unterstelle mir aber nicht mehr, dass ich hier im Gegenteil zu dir missionieren wolle. Aufklärung ist angesagt.
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