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Zeremonienmeister statt Priester

Verfasst: Donnerstag 19. Juni 2014, 17:49
von Heinrich5
Sie machen den Kirchen Konkurrenz und erfinden neue Rituale für die postreligiöse Gesellschaft.

Das Richtige zu sagen ist der Auftrag an einen neuen Berufsstand, der in den vergangenen Jahren entstanden ist und großen Zulauf hat – nicht nur von Rockern, sondern auch von zahllosen Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die mit Kirche und Gott nichts mehr anfangen können.
Freie Redner werden nicht nur für Begräbnisse engagiert, sondern für alle großen Festlichkeiten an den Wendepunkten des Lebens: Taufen, Hochzeiten und Ritualen an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Die neuen Zeremonienmeister sollen keine vorgegebene Form füllen, sondern etwas Einzigartiges und Unwiederholbares erfinden.

Die Gemeinde der Konfessionslosen wächst. 34 Prozent der Deutschen gehören keiner Religionsgemeinschaft mehr an. Sie lehnen die Kirche ab oder haben sie nie kennengelernt. So kommt es zu Irritationen, wenn die alten Rituale am alten Ort gefeiert werden: Im Trauergottesdienst sind die Teilnehmer unsicher, wann sie sich erheben sollen. Bei einer Taufe sprechen die Paten das Glaubensbekenntnis nicht mit. Bei einer Hochzeit klingen die Kirchenlieder kläglich, weil sie keiner mehr mitsingen kann.

Viele alte Rituale sind peinlich geworden. Und so wächst die Sehnsucht nach Alternativen zu den großen biografischen Feiern. Bestattungsinstitute und Standesämter konnten sie nicht stillen, weil ihnen der Bezug zu etwas Höherem fehlt. Auch die moderne Gesellschaft, die nicht glaubt, will sich auf Höheres berufen, etwas, das größer ist als der Einzelne. Deshalb gibt es immer mehr Zeremonienmeister, die den Pfarrern Konkurrenz machen. Und es gibt Pfarrer, die versuchen, mit der Entwicklung Schritt zu halten und immer individuellere Feiern anbieten.

http://www.zeit.de/2014/24/zeremonien-ohne-kirche

http://www.zeit.de/2014/24/zeremonien-o ... he/seite-2

http://www.zeit.de/2014/24/zeremonien-o ... he/seite-3

Re: Zeremonienmeister statt Priester

Verfasst: Mittwoch 2. Juli 2014, 17:10
von niels
"Postchristlich" würde es im Zeit.de Artikel wohl besser treffen als "postreligiös" - nicht wenige der "Alternativen" bedienen sich (wenn auch "globalisierter" oder "flexibler") religöser Klischees und Ideen. Zumindest das Kirchenchristentum stößt als Religion inzwischen an die Grenzen seiner Potentiale und wird somit - wie alles, was sich selbst "obsoletiert" - sukzessive das Zeitliche segnen.

Allerdings wächst tatsächlich die Zahl derer, die weder religiös (im volkstümlichen/heutigen) Sinne sind und/oder sich dafür halten.