Religion und Glaube 2050
Verfasst: Freitag 11. März 2016, 12:18
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/i ... 704ff.htmlDie christlichen Kirchen hatten ihre beste Zeit in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und des Wiederaufbaus. Die Gotteshäuser waren voll, das Wort der Pfarrer hatte Gewicht, die Menschen erhofften sich von ihnen karitative Hilfe und geistige Orientierung. 1960 war mit durchschnittlich fast zwölf Millionen Katholiken, die Sonntags die Messe besuchten, statistisch gesehen der Höhepunkt erreicht (Protestanten gehen traditionell sehr viel seltener zum Gottesdienst). Danach ging es kontinuierlich bergab. 2014 waren es nur noch 2,6 Millionen katholische Gläubige, die die Sonntagsmesse feierten. Und es werden immer weniger. 2050 voraussichtlich zwischen einer und 1,5 Millionen.
Damit einher geht eine schleichende Entchristlichung der Gesellschaft. Das Modell der Volkskirche verliert rapide an Akzeptanz und Vitalität – wenn es nicht schon längst überholt ist. Die Kirchenbindung erodiert, das Glaubensleben erlahmt, das christliche Profil verblasst. 2014 erreichten die Kirchenaustrittszahlen einen neuen Rekordstand: 217 716 Menschen kehrten der katholischen Kirche den Rücken. So viele wie noch nie zuvor in einem Jahr. Bei den Protestanten sieht es noch düsterer aus.
„Die empirische Evidenz, die für die Gültigkeit der Säkularisierungsthese spricht, ist überwältigend“, erklärt der Religions- und Kultursoziologe Detlef Pollack.