Die Judensau von Wittenberg
Verfasst: Samstag 11. Juni 2016, 19:54
Am Ostgiebel der Stadtkirche in Wittenberg prangt die "Judensau". Eine mittelalterliche Plastik, die den Gott Israels als Sau darstellt, an deren Zitzen die Juden saugen und in deren Hintern ein Jude nach Weisheit forscht.
Luther hat mit großer Begeisterung dieses Kunstwerk gedeutet und auch in der Stadtkirche immer wieder gegen die Juden gehetzt:
"Es ist hie zu Wittenberg an unserer Pfarrkirche eine Sau in Stein gehauen; da liegen junge Ferkel und Juden drunter, die saugen; hinter der Sau steht ein Rabbin, der hebt der Sau das rechte Bein empor, und mit seiner linken Hand zieht er den Pirzel über sich, bückt und guckt mit großem Fleiß der Sau unter dem Pirzel in den Talmud hinein, als wollt er etwas Scharfs und Sonderlichs lesen und ersehen ..."
(Aus der Schrift "Von den Juden und ihren Lügen", Jena 1543, zit. nach Erlanger Ausgabe der Lutherschriften XXXII, S. 298)
Zur Erklärung:
"Die Beleidigung von Juden und ihrer Religion durch das ´Judensau`-Motiv geschieht auf mehrfache Weise: Das Schwein ist für Juden ein unreines (unkoscheres) Tier (3. Mose 11, 7). Jeglicher Kontakt mit ihm wird vermieden. Der Genuss von Schweinefleisch und -fett oder gar von Schweinemilch ist Juden ein Abscheu. Die religiösen Gefühle von Juden werden dadurch in besonderer Weise verletzt. Schon in der Antike hat man bei Judenverfolgungen Juden zwingen wollen, Schweinefleisch zu essen (2. Makkabäer 7, 1). Eine intime Beziehung zu einem Tier (Sodomie) ist für Juden wie Christen in gleicher Weise eine Verhöhnung. Das beinahe familiäre Miteinander von Schwein und Juden lässt den Betrachter an eine verwandtschaftliche Beziehung der Juden mit dem Schwein denken, die Juden seien von ganz anderer Art als die Christen. Es ist sicher nicht zu weit gedacht, wenn man im ´Judensau`-Motiv schon einen Vorläufer des Rassenantisemitismus sieht"
Wegen dieser Judensau und Luthers Begeisterung hielten 1933 die antisemitischen und nazifreundlichen "Deutschen Christen", zu denen zeitweise ein Drittel der evangelischen Pfarrer in Deutschland gehörte, ihre Nationalsynode in Wittenberg ab.
Die Nazis, einerseits dem heidnischen Erbe der Germanen zugetan, andererseits bemüht, das christliche Erbe für sich zu beanspruchen, benannten die Stadt 1938 in "Lutherstadt Wittenberg" um.
Die Kommunisten der DDR, einerseits einem militanten Atheismus zugetan, andererseits auch bemüht, das christliche Erbe für sich zu beanspruchen, behielten den Namen bei.
Hinsichtlich des Katholizismus urteilte der bekannte Historiker David I. Kertzer in seinem Werk „Die Päpste und die Juden“ (2004):
"Als Ende des 19. Jahrhunderts die modernen antisemitischen Bewegungen entstanden, gehörte die katholische Kirche, die ständig vor einer wachsenden jüdischen Gefahr warnte, zu den bedeutendsten Akteuren." Alle Elemente der modernen Judenverhetzung seien "von der katholischen Kirche nicht nur geduldet, sondern auch von ihren offiziellen und inoffiziellen Organen aktiv vertreten" worden.
"Der Übergang von den mittelalterlichen Vorurteilen gegen die Juden zur modernen politischen antisemitischen Bewegung, der sich innerhalb weniger Jahrzehnte vor dem Holocaust vollzog, hatte in der katholischen Kirche einen seiner wichtigsten Architekten"
Ob es im Lutherjahr 2017 in Eisenach (Reformationsjubiläum) eine Erklärung oder Entschuldigung beider großen Kirchen geben wird, steht noch in den Sternen. Es sieht nicht so aus.
Siehe dazu hier:
https://www.luther2017.de/de/neuigkeite ... -oekumene/
Luther hat mit großer Begeisterung dieses Kunstwerk gedeutet und auch in der Stadtkirche immer wieder gegen die Juden gehetzt:
"Es ist hie zu Wittenberg an unserer Pfarrkirche eine Sau in Stein gehauen; da liegen junge Ferkel und Juden drunter, die saugen; hinter der Sau steht ein Rabbin, der hebt der Sau das rechte Bein empor, und mit seiner linken Hand zieht er den Pirzel über sich, bückt und guckt mit großem Fleiß der Sau unter dem Pirzel in den Talmud hinein, als wollt er etwas Scharfs und Sonderlichs lesen und ersehen ..."
(Aus der Schrift "Von den Juden und ihren Lügen", Jena 1543, zit. nach Erlanger Ausgabe der Lutherschriften XXXII, S. 298)
Zur Erklärung:
"Die Beleidigung von Juden und ihrer Religion durch das ´Judensau`-Motiv geschieht auf mehrfache Weise: Das Schwein ist für Juden ein unreines (unkoscheres) Tier (3. Mose 11, 7). Jeglicher Kontakt mit ihm wird vermieden. Der Genuss von Schweinefleisch und -fett oder gar von Schweinemilch ist Juden ein Abscheu. Die religiösen Gefühle von Juden werden dadurch in besonderer Weise verletzt. Schon in der Antike hat man bei Judenverfolgungen Juden zwingen wollen, Schweinefleisch zu essen (2. Makkabäer 7, 1). Eine intime Beziehung zu einem Tier (Sodomie) ist für Juden wie Christen in gleicher Weise eine Verhöhnung. Das beinahe familiäre Miteinander von Schwein und Juden lässt den Betrachter an eine verwandtschaftliche Beziehung der Juden mit dem Schwein denken, die Juden seien von ganz anderer Art als die Christen. Es ist sicher nicht zu weit gedacht, wenn man im ´Judensau`-Motiv schon einen Vorläufer des Rassenantisemitismus sieht"
Wegen dieser Judensau und Luthers Begeisterung hielten 1933 die antisemitischen und nazifreundlichen "Deutschen Christen", zu denen zeitweise ein Drittel der evangelischen Pfarrer in Deutschland gehörte, ihre Nationalsynode in Wittenberg ab.
Die Nazis, einerseits dem heidnischen Erbe der Germanen zugetan, andererseits bemüht, das christliche Erbe für sich zu beanspruchen, benannten die Stadt 1938 in "Lutherstadt Wittenberg" um.
Die Kommunisten der DDR, einerseits einem militanten Atheismus zugetan, andererseits auch bemüht, das christliche Erbe für sich zu beanspruchen, behielten den Namen bei.
Hinsichtlich des Katholizismus urteilte der bekannte Historiker David I. Kertzer in seinem Werk „Die Päpste und die Juden“ (2004):
"Als Ende des 19. Jahrhunderts die modernen antisemitischen Bewegungen entstanden, gehörte die katholische Kirche, die ständig vor einer wachsenden jüdischen Gefahr warnte, zu den bedeutendsten Akteuren." Alle Elemente der modernen Judenverhetzung seien "von der katholischen Kirche nicht nur geduldet, sondern auch von ihren offiziellen und inoffiziellen Organen aktiv vertreten" worden.
"Der Übergang von den mittelalterlichen Vorurteilen gegen die Juden zur modernen politischen antisemitischen Bewegung, der sich innerhalb weniger Jahrzehnte vor dem Holocaust vollzog, hatte in der katholischen Kirche einen seiner wichtigsten Architekten"
Ob es im Lutherjahr 2017 in Eisenach (Reformationsjubiläum) eine Erklärung oder Entschuldigung beider großen Kirchen geben wird, steht noch in den Sternen. Es sieht nicht so aus.
Siehe dazu hier:
https://www.luther2017.de/de/neuigkeite ... -oekumene/