Seele oder Bewußtsein?
Verfasst: Montag 14. November 2016, 00:40
Christel schrieb:
Zur „Seele“:
Die Vorstellung einer Seele ist weit älter als das Christentum.
Grob gesagt bezeichnet es den Unterschied zwischen einem Ding und einem Lebewesen, auch zwischen einer Leiche und einer Person. Es existiert ein Selbst, ein „ICH“, eine Person, welche mehr ist als die Teile aus denen sie sich zusammensetzt.
Gottgläubige Christen behaupten, dass es eine unsterbliche Seele gibt die unabhängig von unseren Nervenzellen agiert. Der berühmteste Vertreter dieser Annahme war der französische Katholik und Philosoph René Descartes (1596 –1650). Er verkündete eine strikte Trennung von Geist und Körper, den Dualismus.Christel schrieb:
Mit der Leugnung einer Seele überhaupt, hebelst Du etwas ganz anderes aus. In der Medizin wird der Mensch dabei zur „Leber“, zur „Niere“ …, der Arzt zum Kemptner.
Der Mensch wird zum Ding, wird benutzt und weggeworfen… - Du hebelst die Ethik aus.
In der heutigen Hirnforschung des 21. Jahrhunderts ist dieser Dualismus vollkommen out. Der Glauben an eine Seele ist gestorben.
Was früher als Seele verstanden wurde wird heute als Bewusstsein definiert. Bewusstsein ist an das menschliche Gehirn gebunden es ist an materielle Prozesse im Gehirn geknüpft. Aus Prozessen im Gehirn entsteht eine subjektive Wahrnehmung.
Das Bewusstsein ist ein Produkt des Gehirns, es entsteht und vergeht mit ihm. Über den Sitz des Bewusstseins herrscht in der Forschung Einigkeit. Der Sitz des Bewusstseins wird in bestimmten Gebieten der Großhirnrinde vermutet. In dieser nur wenige Millimeter dicken Deckschicht des Gehirns, wissenschaftlich als Cortex bezeichnet, ballen sich Milliarden Nervenzellen. Man nimmt an, dass bewusstes Erleben in assoziativen Gebieten der Hirnrinde erzeugt wird. Sie liegen im Bereich des Stirnhirns und im vorderen Teil des Schläfenlappens.
Assoziativ heißt, dass diese Areale nicht vorrangig mit dem Verarbeiten etwa von Signalen aus den Sinnesorganen betraut sind oder Nachrichten an die Muskulatur senden, sondern Informationen aus anderen Hirnzentren sammeln und zusammenfügen. Ein unfassbar kompliziertes Netzwerk. Das bedeutet, dass Regionen unterhalb der Hirnrinde zwar Informationen an die Bewusstseinszentren liefern können, aber selbst nicht zum Bewusstsein fähig sind. Erst die genügend starke Aktivierung von assoziativen Cortexarealen führt zum bewussten Erleben.
Nervenzellen, Neuronen, kommunizieren, indem sie „feuern“. Sie nehmen über ihre Fortsätze elektrisch übertragene Signale an oder leiten sie weiter. Mit seinen Billionen von Nervenzellkontakten ist die Hirnrinde ein unfassbar kompliziertes Netzwerk, in dem Informationen verarbeitet und gespeichert werden.
Irgendwo in diesem Prozess von „feuernden“ Neuronen entsteht Bewusstsein. Das wirft die Frage auf, ob Bewusstsein an das Gehirn als natürlich entstandenes Informationsverarbeitungssystem gebunden ist.
Die Forschung geht heute schon der Frage nach, ob es möglich ist, Bewusstsein nicht nur in einem „Computer aus Fleisch“, sondern in einem Computer aus Kunststoff und Halbleitern zu erzeugen.
Hirnforscher bejahen diese Frage im Prinzip.
Roboter mit Bewusstsein: Das ist Stoff für Horrorromane und Horrorfilme.
http://www.tagesspiegel.de/wissen/koerp ... 0-all.html