facebook für Atheisten und noch Gläubige
Verfasst: Donnerstag 23. Februar 2017, 14:00
Volker Dittmar:
Antwort:
https://www.facebook.com/volker.dittmar ... ED&fref=nf und http://www.dittmar-online.net/"Atheisten wollen nicht, dass es Gott gibt - deswegen glauben sie nicht an ihn".
Also, ich wollte nicht Atheist werden, ich habe mich dagegen gewehrt. Ich wurde genötigt, einer zu werden - durch Argumente. Und ich bin denen, die mich dazu gebracht haben, bis ans Ende meiner Tage dankbar dafür!
Ich danke hiermit Bertrand Russel, Karlheinz Deschner, Hans Albert, Sigmund Freud, und vielen, vielen anderen (die Liste ist lang), dass sie mir ihre Argumente offenbart haben. Danke! Danke! Danke!
Antwort:
https://www.facebook.com/volker.dittmar ... ED&fref=nf und http://www.dittmar-online.net/Lieber Volker Dittmar,
wenn Atheist sein bedeuten würde, nicht an die alttradierten Götter zu glauben, dann wäre ich sei 1943 Atheist. Damals habe ich mich nämlich vom Religionsunterricht abgemeldet, wie das nicht eben wenige Deutsche zu damaliger Zeit getan haben, die das Bett bei Fliegeralarm gegen Doppelstock-Notliegen mit Strohsack im Luftschutzkeller zu tauschen hatten. Die vielfach erfolgte Rückkehr in den Schoß der Kirche nach Kriegsende kam für mich nicht infrage. Ich blieb ein Gottgläubiger mit einer undefinierbaren Gottesvorstellung, die aber mit in Glaubenslehren beschrieben Göttern keine Übereinstimmung hatte.
1949 machte ich einen ernsthaften Versuch, den christlichen Glauben anhand der Bibel kennen zu lernen. Beide Teile der Bibel (Altes Testament plus Neues Testament) gelten den Christen als das Wort Gottes, die Basis ihres Glaubens. Gleich das erste Buch Mose bekräftigte meine den Kirchen gegenüber eingenommene ablehnende Haltung. Kann man dort doch solche Sätze lesen wie Mo 2,7 wo er seinem ihm ebenbildlichen Geschöpf eine saublöde Erklärung abgibt, als wäre dieses Geschöpf mit 1,4 kg Hirnmasse zu beschränkt, eine vom Schöpfer höchstsselbst formulierte Erklärung zu begreifen. Und Mo 4.16 machte mir den ganz und gar verehrungsunwürdigen Charakter dieses in vorwissenschaftlicher Zeit erfundenen Gottes deutlich.
Und das ist ja der springende Punkt: Es handelt sich eben um von Menschen zu verschiedenen Zeiten ausgedachte Schöpfer, die das Universum mit all seinen Strukturen und Prozessen hervorgerufen haben sollen. Diese Erfindungen erfolgten unausweichlich allesamt zu einer Zeit mit völlig falschen und unvollkommenen Kenntnissen des universalen Seins. Die Gotteserfindungen konnten somit mit der wirklichen Welt nichts gemein haben.
Erst seit einem halben Jahrhundert sind wir nach Milliarden geleisteter Forschungsstunden in den Sternwarten und Laboratorien auf dem Weg zu einer wirklichkeitsnahen Erfassung des Seins soweit fortgeschritten, daß wir stark begründete Aussagen über Existenzvermutungen von Göttern vornehmen können.
Die heutige Situation ist danach wie folgt:
1. Alle Gottesentwürfe, in deren Entstehungszeit die Erkenntnisse der Kosmologie der letzten 5 Jahrzehnte noch nicht vorlagen, konnten nicht hinsichtlich ihrer Realitätsnähe überprüft werden.
Von der unvorstellbaren, nahezu unendlichen Größe unseres Universums konnte sich vor mehr als 5 Jahrzehnten niemand eine Vorstellung machen. Ebenso waren für weltanschauliche Fragen die Kenntnisse der Strukturen und Prozesse des kosmischen Seins noch in entscheidendem Maße unzureichend. Sicher ist daher schon mal, daß alle Vorstellungen über personale Götter, die vor mehr als einem halben Jahrhundert erdacht und große Verbreitung erfuhren, wirklichkeitsfern sein müssen.
2. Die Frage, nach der Hervorrufung des Seins ist mit Mitteln naturwissenschaftlicher Forschung nicht klärbar. Menschen, wie auch ihre Forschungsgerätschaften sind selbst raumzeitliche Erscheinungen, die sich nicht der Raumzeit entbinden können. Ob es für das Sein einer Hervorrufung bedurfte bleibt also ungeklärt.
3. Atheismus, also die strikte Verneinung der Möglichkeit, daß es eine Hervorrufung des Seins gegeben haben könnte, ist nicht begründbar. Redlicherweise ist somit eine agnostische Haltung angemessen.
4. Da es der menschlichen Urerfahrung entspricht, daß existierende Dinge entstanden sein müssen und nicht unveranlaßt durch Urzeugung ins Sein gelangen, ist es zulässig anzunehmen, daß ein für uns raumzeitliche Wesen unerforschbares, Raumzeit schaffendes Hervorrufungswesen für das Entstehen von Universen verantwortlich ist.
5. Die Unbeantwortbarkeit der Frage nach der Hervorrufung des Hervorrufungswesens ist leichter auszuhalten als annehmen zu sollen, unser Universum und eventuelle Paralleluniversen seien hervorrufungslos aus dem absoluten Nichts entstanden. Einem zur Raumzeitschaffung fähigen Wesen kann ich mir eine so völlig andere sich gänzlich verbergen könnende Existenz eher zutrauen als die Urzeugung eines Universums annehmen zu müssen.
6. Mit der Existenzvermutung eines Hervorrufungswesens erhält das gewollte Universum und die darin ablaufende autonome Evolution einen Sinn und der Mensch als Erzeugnis der Evolution und zugleich deren Werkzeug für Bewußtseinserzeugung und Türöffner für neue Evolutionszweige sowie Kulturaustreuer in erreichbare kosmische Bereiche einen Lebenssinn, der über die üblichen Sinnbereiche (Familie, Beruf, Gesellschaft) hinausreicht.