Fincke, Andreas, Alibri, 9783865692818. - (Humanismusperspektiven, Band 3)
https://www.buchhandel.de/buch/Mit-Gott ... 3865692818Die Monographie ist die erste kultursoziologische Gesamtbetrachtung der „säkularen Szene“ in Deutschland und der dort handelnden atheistischen, freigeistigen und humanistischen Organisationen, ihrer Strukturen, Ziele und Programme. Die Studie geht von der zunehmenden Zahl von Konfessionsfreien in der Bevölkerung aus. Die Analyse erfolgt aus kirchennaher, kritischer Sicht und enthält Vorschläge für einen neuen Umgang der Kirchen mit den kirchenkritischen Organisationen – und umgekehrt.

hpd: Wie kommt es, dass ein Pfarrer in einem atheistisch-kirchenkritischen Verlag ein Buch über Konfessionsfreie publiziert und die Szene sehr offen aus kirchennaher Sicht analysiert?
Andreas Fincke: Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit der Szene der Atheisten, Kirchenkritiker und der säkularen Humanisten. In den 1990er Jahren war ich wissenschaftlicher Referent an der EZW, der "Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen". Dort haben wir uns viel mit religiösen und weltanschaulich interessanten Phänomenen am Rande bzw. außerhalb der Kirchen beschäftigt. Irgendwann wurde mir klar, dass die – ich sag das mal so – atheistische Konkurrenz viel interessanter ist. Diese Szene ist bunt, chaotisch, widersprüchlich. Das hat mich gereizt und interessiert mich noch immer. Die Szene könnte gemeinsam sicherlich viel erreichen – ist aber zerstritten. Es gibt kluge Köpfe, pfiffige Ideen und erbarmungslose Grabenkämpfe. Na, so etwas ist doch interessant!
Ist das für Sie eine Art "Feindbeobachtung"?
Eigentlich nicht. Das hat vermutlich mit meiner Biographie zu tun. Ich bin in der DDR aufgewachsen und habe in den 1980er Jahren an einer staatlichen Universität studiert. Wir hatten ständig Kontakt zu nichtreligiösen Kommilitonen. Ich habe da keine Berührungsängste. Im Übrigen: Bei der Beschäftigung mit anderen Glaubens- und Weltvorstellungen ist es wichtig, dass man versucht, den anderen zu verstehen, gleichsam in seine Haut zu schlüpfen. So begegne ich auch meinen muslimischen Gesprächspartnern. Dialog ist nur möglich, wenn man den Anderen ernst nimmt und versucht, seiner Sicht etwas abzugewinnen.
In der säkularen Szene haben wir oft den Eindruck, dass die Kirchen uns nicht ernst nehmen…
…ja, deshalb schreibe ich auch in meinem Buch, dass wir die Konfessionsfreien ernst nehmen sollen und den herablassenden Ton, den ich in solchen Sätzen wie "Werte brauchen Religion" wittere, vermeiden. Aber umgekehrt gibt es dasselbe Problem: Als ich am Rande des Humanistentags in Nürnberg mit einigen Teilnehmern sprach, hatten die echte Berührungsängste.
Weiß man zu wenig voneinander?
Mehr: https://hpd.de/artikel/konfessionslosig ... icht-14706