Das christliche Schöpfungsverständnis

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Holuwir
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Schöpfungsglaube und Wissenschaft sind unvereinbar. Sie verhalten sich zueinander wie Feuer und Wasser. Gläubige erdenken Thesen, z. B. Schöpfung, die völlig ungeprüft für wahr erklärt werden. Wissenschaftler erdenken Hypothesen, die sie nach allen Regeln der Kunst zu widerlegen versuchen (falsifizieren). Nur wenn keine Widersprüche auftauchen, wird eine Hypothese zur Theorie erhoben und damit für zutreffend gehalten.
Christel
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Christel »

Und wie verhalten sich gläubige Wissenschaftler?

Ich meine Wissenschaftler die Christen sind, an Gott den Schöpfer glauben, aber zum Beispiel als Astrophysiker oder Evolutionsbiologen arbeiten?
Oder, was denkst Du von bekennenden und praktizierenden Christen, die als Lehrer am Gymnasium Biologie, also auch die Evolutionslehre unterrichten?
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Holuwir
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Materie besteht aus Atomen. Sie bildet Körper, weil von den Atomen Kräfte ausgehen, die sie zueinanderziehen und mehr oder weniger fest zusammenhalten. Das geschieht nicht zufällig, sondern je nach Art der zusammentreffenden Atome immer auf die gleiche Weise. Die Atome sind dabei sehr wählerisch. Nur bestimmte Atomarten gehen dabei nur ganz bestimmte Bindungen ein. Auf diese Weise ist alles um uns herum, auch wir selbst, jeder Stein, alles Wasser, jede Pflanze, jedes Lebewesen, kurzum alle Körper dieser Welt, ob fest, flüssig oder gasförmig entstanden. Auch die Erde selbst, die Sonne, alle Sterne, alle Himmelskörper im ganzen riesigen Universum haben sich von selbst gebildet, weil von den Atomteilchen aus denen sie bestehen, Kräfte ausgehen, die sie unregelmäßig zueinandergezogen haben.

Andere Kräfte als die, die von den Atomen selbst ausgehen, sind nirgends wahrzunehmenn. Im ganzen Universum nicht. Es gibt schlicht keine Steuerung von außen, wie es die Schöpfungslehre behauptet. Die sie erfunden haben, konnten das nicht wissen. Die physikalischen Kräfte, die alles haben entstehen lassen, waren ihnen unbekannt. Die Geschichte, die sie sich damals ausgedacht haben, war die einzig denkbare plausible Erklärung der Entstehung der Welt. Heute kann es jedoch jeder wissen, wenn er will und nicht bewusst die Augen davor verschließt, um einen verklärten Glauben an übernatürliche Wesen künstlich aufrechtzuerhalten.
Zuletzt geändert von Holuwir am Donnerstag 10. März 2022, 20:39, insgesamt 1-mal geändert.
Christel
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Christel »

Holuwir, das eigentliche Problem ist, Du glaubst genau das:
Evolution oder Schöpfung

Ansichten über den Ursprung des Lebens
Wer hat es erfunden?
Evolution oder Schöpfung
Die naturwissenschaftliche Genauigkeit der Bibel
Mehr: https://www.jw.org/de/biblische-lehren/ ... choepfung/

Für Dich ist genau das und zwar 100prozentig, das christliche Schöpfungsverständnis. Du glaubst alles, was dort in den Videos über "Schöpfung oder Evolution" gesagt wird.

Nur dass Du Dich inzwischen auf die Seite der "Evolution" begeben hast. Du sieht auch die Rhetorik dabei...


Trotzdem, Du zweifelst die Inhalte überhaupt nicht an. Und daher bist Du fest davon überzeugt, dass Evolution einen Schöpfer ausschließt.

Für Dich ist es ebenfalls gleichbedeutend mit "Bibel oder Evolution".
Du bist felsenfest davon überzeugt, dass die Wachtturmgesellschaft die Bibel richtig deutet. Daher bist Du überzeugt, dass die Naturwissenschaft die Bibel widerlegt. Die von der WTG behauptete Übereinstimmung von Bibel und Wissenschaft ist reine Rhetorik, dass weißt Du.

Ich wiederhole, Du glaubst 100prozentig, der Darstellung der Wachtturmgesellschaft auf der Internetseite. - Stimmt das?
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Es ist interessant, fast schon amüsant, wie die verschiedenen Richtungen Schöpfungsgläubiger darüber streiten, was denn nun das richtige Schöpfungsverständnis sein soll. Das geht von strengen Kreationisten, die jedes Wort der Bibel buchstäblich nehmen, über solche, die hier Zugeständnisse machen wollen, z. B. über den zeitlichen Verlauf. Wieder andere meinen, Gott habe sich für die Erschaffung der Lebewesen der Evolution bedient, bis hin zu denen, die überhaupt keine Vorstellungen entwickeln, sondern sich mit der bloßen Behauptung begnügen, Gott habe eben alles erschaffen, basta.

Ein heilloses Durcheinander, dem eins gemeinsam ist: Keiner kann auch nur ansatzweise Schöpfungsprozesse erklären, aber jeder behauptet, ganz sicher zu wissen, dass ein Schöpfergott am Werke war. Dabei liegen heute alle relevanten Fakten auf dem Tisch, die eindeutig zeigen, dass die Welt von selbst entstanden ist und eine Steuerung von außen nicht nur nicht erkennbar, sondern faktisch unmöglich ist. Aber das einzusehen, ist stattdessen Schöpfungsgläubigen offenbar unmöglich, da es ihnen die Grundlage ihres Gottesglaubens unter den Füßen wegziehen würde.
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Christel »

Holuwir hat geschrieben: Donnerstag 10. März 2022, 21:02 Das geht von strengen Kreationisten, die jedes Wort der Bibel buchstäblich nehmen, über solche, die hier Zugeständnisse machen wollen, z. B. über den zeitlichen Verlauf.
Genauso verhält sich die WTG (Wachtturmgesellschaft / Organisation der Zeugen Jehovas).
Dabei sind sie selbst Kreationisten. Das wird verdeckt durch ihre Betonung der Wissenschaften und ihre Berufung auf Wissenschaftler. Offenbar wird es durch ihre Gegenposition zur Evolutionstheorie. Man kann sich schlecht auf die Wissenschaft berufen, jedoch die Evolutionstheorie bekämpfen.

Auch dies ist eine Position der WTG:
Holuwir hat geschrieben: Donnerstag 10. März 2022, 21:02 Dabei liegen heute alle relevanten Fakten auf dem Tisch, die eindeutig zeigen, dass die Welt von selbst entstanden ist und eine Steuerung von außen nicht nur nicht erkennbar, sondern faktisch unmöglich ist.
Sie behauptet nämlich, die Evolutionstheorie behauptet genau das! Und daher bekämpft sie die Evolutionstheorie. In den Videos auf dieser Seite wird das jedenfalls immer wieder behauptet:
https://www.jw.org/de/biblische-lehren/ ... choepfung/

Daraus folgt: Holuwir glaubt der WTG auch dies 100prozentig!
Ich kann ihn genauso wenig wie die Zeugin, mit der ich dies besprochen habe, davon überzeugen, dass an diesen Aussagen der WTG etwas nicht stimmt.

Mit E.F., auch ein Zeuge Jehovas, konnte/brauchte ich darüber auch nicht diskutieren. Er hielt das, was die WTG hierzu sagt nämlich für Blödsinn. Er sagte mir: „Ich war immer zu sehr naturwissenschaftlich interessiert, um der Organisation das abzunehmen".
Holuwir hingegen glaubt der Organisation, obwohl er ausgetreten ist.
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Christel »

Wer das so glaubt, wie es auf der Internetseite der Zeugen Jehovas ausgedrückt wird, der ist zwischen den beiden Alternativen „Evolution oder Schöpfung“ gefangen. Es sind dann quasi antagonistische, unversöhnliche Gegensätze.

Alternative Denkansätze, die beides miteinander versöhnen, müssen somit als bloße Rhetorik / Rabulistik / Irreführung abgelehnt werden. Es muss komisch wirken, wenn jemand sonntags bekennt „Ich glaube an Gott den Schöpfer des Himmels und der Erde“ (also Schöpfer von allem, was es gibt) und wochentags die Evolutionstheorie unterrichtet und auch privat diese vehement verteidigt. Denn dies kann nicht in das dualistische Denksystem „Evolution oder Schöpfung“ integriert werden, welches unumstößlich für wahr gehalten wird.
Holuwir hat geschrieben: Donnerstag 10. März 2022, 21:02Ein heilloses Durcheinander, dem eins gemeinsam ist: Keiner kann auch nur ansatzweise Schöpfungsprozesse erklären
Nun ja, die Zeugin mit der ich sprach, erklärte mir, dass Gott die Tiere „nach ihrer Art“ schuf, was somit die Entstehung der Arten, eine Art aus der anderen Art ausschließt. „Jehova Gott bildete dann den Menschen aus Staub+ vom Erdboden und blies den Lebensatem+ in seine Nase, und der Mensch wurde ein lebendes Wesen“. So war der Prozess, denn so steht es in der Bibel. - Und schon war ich mit meinem „Latein“ am Ende. Sie würde nicht verstehen, dass man die Texte der Bibel auf andere Weise betrachten kann.

Tja, so ist man gefangen zwischen den beiden Alternativen „Evolution oder Schöpfung“, „Evolution oder Bibel“, "Evolution oder Glaube an Gott, den Schöpfer.“

Trotzdem, dies wäre ein möglicher Denkansatz, ein Ausweg aus dem Dilemma:
Holuwir hat geschrieben: Donnerstag 10. März 2022, 21:02Keiner kann auch nur ansatzweise Schöpfungsprozesse erklären
Der Inhalt der Naturwissenschaften ist es Naturphänomene zu erklären, Entwicklungsprozesse aufzuzeigen, zu erklären wie etwas funktioniert. – (Anlässlich von Corona las ich die Bücher „Projekt Lightspeed : Der Weg zum BioNTech-Impfstoff - und zu einer Medizin von morgen“ und „Der Mann, der das Impfen neu erfand : Ingmar Hoerr, CureVac und der Kampf gegen die Pandemie“. Es ist super interessant, was dort über die Funktionsweise von Zellen zu lesen ist.)

Doch, weshalb erklärt die Theologie keine Schöpfungsprozesse? Weshalb ist Theologie keine Naturwissenschaft?
Weshalb gibt es hier so
Holuwir hat geschrieben: Donnerstag 10. März 2022, 21:02 Ein heilloses Durcheinander
Das Durcheinander lässt sich zumindest dadurch erklären, dass die Aussagen der Bibel doch nicht so eindeutig sind, wie Zeugen Jehovas behaupten, sondern der jeweiligen Interpretation unterliegen. Und weshalb sollte ausgerechnet auf der Leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas, also auf ein paar alten Männern in den USA exklusiv der Heilige Geist liegen?

Es kann ja nicht so schwer sein sich Schöpfungsprozesse auszudenken. Weshalb dieses Schweigen? – Oder doch nicht ganz? Wollten nicht einst gläubige Naturforscher Gott durch ihre Forschung auf die Spur kommen?
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Menschen erforschen die Natur, also die Wirklichkeit, die uns umgibt und zu der wir selbst gehören. Diese ist immer eindeutig. Die Frage ist nur, ob wir sie richtig verstehen, unsere Wahrnehmungen richtig interpretieren. Wenn diese Forschung vorbehaltlos erfolgt und sich selbst ständig hinterfragt, also absolut ehrlich ist in dem Bemühen, jede vorgefasste Meinung fallenzulassen, wenn sich herausstellt, dass sie zu Widersprüchen mit anderen gesicherten Erkenntnissen führt, dann nennen wir das Wissenschaft.

Im krassen Gegensatz dazu steht Religion, die jahrtausendealte Behauptungen von Menschen, denen auch nicht ansatzweise die naturwissenschaftlichen Ekenntnisse von heute zur Verfügung standen, einfach widerspruchslos hinnimmt und als göttliche Wahrheit ansieht.

Entweder die Welt und das Leben sind von selbst entstanden oder sie sind, wie auch immer, gezielt erschaffen worden. Nur eines von beiden kann richtig sein, also der Wirklichkeit entsprechen. Das eine schließt das andere aus. Wir sehen z. B. wie die Sonne täglich über den Himmel zieht. Um diese Erscheinung herbeizuführen muss entweder die Sonne die Erde umkreisen oder die Erde dreht sich um sich selbst. Was wahr ist, können wir nicht herbeidiskutieren, sondern nur durch eingehende Erforschung der Natur demütig zur Kenntnis nehmen, auch wenn es liebgewordenen Vorstellungen widersprechen sollte.
Zuletzt geändert von Holuwir am Sonntag 13. März 2022, 11:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Christel »

Holuwir hat geschrieben: Freitag 11. März 2022, 19:06 Menschen erforschen die Natur, also die Wirklichkeit, die uns umgibt und zu der wir selbst gehören. Diese ist immer eindeutig. Die Frage ist nur, ob wir sie richtig verstehen, unsere Wahrnehmungen richtig interpretieren. Wenn diese Forschung vorbehaltlos erfolgt und sich selbst ständig hinterfragt, also absolut ehrlich ist in dem Bemühen, jede vorgefasste Meinung fallenzulassen, wenn sich herausstellt, dass sie zu Widersprüchen mit anderen gesicherten Erkenntnissen führt, dann nennen wir das Wissenschaft.
Das ist ja richtig! Damit bin ich völlig einverstanden!

Religion ist ein weites Feld. Zudem ist Religion ein sehr schwammiger Begriff. Generell geht es bei den Religionen um Lebensdeutung, also mehr um den Menschen als um die Natur allgemein.

Nehmen wir die Bibel. Du kannst bestimmt zustimmen, dass es sich hierbei um ein kulturhistorisches Produkt handelt. Ausgewählt wurden Texte, die die Menschen zu einer bestimmten Zeit für wichtig hielten.

Als kulturhistorisches Produkt kann die Bibel untersucht werden. Dabei gilt auch hier:
Holuwir hat geschrieben: Freitag 11. März 2022, 19:06 Die Frage ist nur, ob wir sie richtig verstehen, unsere Wahrnehmungen richtig interpretieren. Wenn diese Forschung vorbehaltlos erfolgt und sich selbst ständig hinterfragt, also absolut ehrlich ist in dem Bemühen, jede vorgefasste Meinung fallenzulassen, wenn sich herausstellt, dass sie zu Widersprüchen mit anderen gesicherten Erkenntnissen führt, dann nennen wir das Wissenschaft.
Schwierig wird es, wenn die Bibel als Wort Gottes überhöht und Inhalte gegen die Erkenntnisse der Wissenschaft gesetzt werden.

Dabei müsste eigentlich klar sein,
a) dass Kommunikation oder Offenbarung nicht nur vom Sender sondern auch vom Empfänger abhängig ist. Oder mit anderen Worten, was nützt einem Genie all sein Wissen und seine Genialität, wenn er dies jemanden mit sehr begrenzten Fassungsvermögen vermitteln will.
b) dass die Menschen nur das aufgeschrieben haben, was für sie in ihrer speziellen Lebenssituation wichtig war.
c) dass sie es in ihrer Sprache und ihrem kulturgeschichtlichen Hintergrund taten.

Daraus folgt, es ist Unsinn die Bibel gegen die Naturwissenschaft zu stellen! Sofern die Bibel als Wort Gottes verstanden wird, ist zu bedenken, dass diese Gottes Wort nur im Menschenwort zur Verfügung steht.
Holuwir hat geschrieben: Freitag 11. März 2022, 19:06Entweder die Welt und das Leben sind von selbst entstanden oder sie sind, wie auch immer, gezielt erschaffen worden. Nur eines von beiden kann richtig sein, also der Wirklichkeit entsprechen. Das eine schließt das andere aus.
Die Frage ist, ist dies ein Gegenstand der Naturwissenschaft? Lässt sich das falsifizieren? Oder ist dies nicht vielmehr eine philosophische Frage?
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Schöpfungsgläubige jeder Couleur sagen, der Mensch sei irgendwie von Gott erschaffen worden. Kein Schöpfungsgläubiger sagt jedoch, wie er sich das vorstellt. Wie hat Gott dafür gesorgt, dass die ca. 6 * 10^27 (6 000 000 000 000 000 000 000 000 000) Atome 14 verschiedener Elemente aus denen ein Mensch besteht, sich genau so angeordnet haben, dass ein richtiger lebendiger Mensch entsteht? Ja, man kann sagen, alle diese Atome waren auf der Erde vorhanden, Adam aus "Staub vom Erdboden" zu bilden, sei einfach eine symbolische Sprache dafür. Aber das erklärt doch kein Wie. Es kommt darauf an, all die verschiedenen Atome einzusammeln und an den richtigen Stellen im Körper einzubauen. Natürlicherweise geschieht dies dadurch, dass im Mutterleib durch den Blutstrom diese Atome an die befruchtete Eizelle herangeführt werden, in sie hineingelangen und sich durch die Kräfte, die von ihnen selbst und den Atomen der unmittelbaren Umgebung ausgehen (= elektromagnetische Wechselwirkung), an die passenden Stellen anheften. Welche Atome an welche Stellen passen, wird durch die DNA in der Zelle bestimmt. Die Eizelle wächst bis sie sich teilt und sich das Spiel mit jetzt 2 Zellen fortsetzt. Jede neue Zelle enthält auch die "kopierte" vollständige DNA. So entsteht allmählich, immer ausgehend von der zelleigenen DNA, nach einigen Jahren der komplette Mensch mit seinen bis zu 100 Billionen Zellen. Ja, so geht das normalerweise, nicht nur beim Mensch, sondern bei allen Lebewesen.

Bei der Schöpfung soll es nun ganz anders gewesen sein. Da hat Gott ersteinmal einen komplette Mann aus Atomen zusammengesetzt, dann eine Frau und erst danach ging alles so wie oben beschrieben. Warum hat Gott angeblich alles ersteinmal ganz anders gemacht, obwohl er die natürliche Funktionsweise ja selbst miterschaffen haben musste? Zur Erschaffung des Menschen hätte er nur eine Eizelle mit der richtigen Menschen-DNA ausstatten und eine geeignete Umgebung herstellen brauchen, die sie mit den passenden Atomen versorgt. Nein, ich will Gott nicht raten, wie er es hätte machen können, will nur verstehen, was Gläubige unter Erschaffung des Menschen verstehen. Aber sie sind außerstande, auch nur ansatzweise den Schöpfungsvorgang zu erklären. Ich wundere mich, warum sie nicht von selbst darauf kommen, dass dieser ganze Schöpfungsglaube mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. Aber vielleicht sind sie gar nicht an der Wirklichkeit interessiert. Sie erdenken sich einfach eine Welt, wie sie ihnen gefällt. Eben "alternative Fakten".
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Christel »

Holuwir hat geschrieben: Sonntag 13. März 2022, 11:37 Bei der Schöpfung soll es nun ganz anders gewesen sein. Da hat Gott ersteinmal einen komplette Mann aus Atomen zusammengesetzt, dann eine Frau und erst danach ging alles so wie oben beschrieben.
Weshalb? Wie kommst Du darauf?
Holuwir hat geschrieben: Sonntag 13. März 2022, 11:37 Warum hat Gott angeblich alles ersteinmal ganz anders gemacht, obwohl er die natürliche Funktionsweise ja selbst miterschaffen haben musste?
Wie kommst Du darauf, dass Gott die natürliche Funktionsweise nicht erschaffen hat?
Holuwir hat geschrieben: Sonntag 13. März 2022, 11:37Zur Erschaffung des Menschen hätte er nur eine Eizelle mit der richtigen Menschen-DNA ausstatten und eine geeignete Umgebung herstellen brauchen, die sie mit den passenden Atomen versorgt.
So einfach scheint es nicht zu sein. Man könnte sich ja klonen. Dabei würde eine genetisch identische Kopie entstehen, trotzdem wäre man es nicht selbst. Es wäre ein andere Mensch.
Holuwir hat geschrieben: Sonntag 13. März 2022, 11:37 will nur verstehen, was Gläubige unter Erschaffung des Menschen verstehen.
Die Gläubigen als einheitliche „Masse“ gibt es nicht. – Mir waren „Schöpfung oder Evolution“ sowie das biblizistische Denken völlig fremd. So bin ich nicht aufgewachsen, so wurde mir das nicht vermittelt, d.h. ich musste mich da erst mühsam hineindenken.
Holuwir hat geschrieben: Sonntag 13. März 2022, 11:37 Ich wundere mich, warum sie nicht von selbst darauf kommen
Ich habe mich immer gewundert wie Zeugen Jehovas auf die Bibel bestehen, jedoch die Kirche bekämpfen können. Das war für mich ein völliger Widerspruch, denn die Bibel ist ein Produkt der Kirche.

Erst langsam verstand ich, dass an den Anfängen festhaltend, eine Geschichte von der wundersamen Rettung der Bibel durch Gott erzählt wird, gegen den Widerstand der Kirche. Als Beleg, dass die Kirche die Bibel bekämpft hat, nennt man Auseinandersetzungen der Reformationszeit.

Tatsächlich entstand die Bibel, genauer das Neue Testament während eines längeren Prozesses:
Athanasius war der erste, der in einem Osterbrief 367 n. Chr. genau die 27 Bücher des Neuen Testaments als kanonisch bezeichnete, die noch heute als solche angesehen werden. Bis zu seinem 39. Osterfestbrief[13] waren verschiedene Listen kanonischer Bücher im Umlauf. Seine Liste wurde schließlich von einer Reihe von Synoden bestätigt und fand als Kanon des Neuen Testaments allgemeine Anerkennung. https://de.wikipedia.org/wiki/Athanasius_der_Gro%C3%9Fe
Und entscheidend für den Erhalt und die Vervielfältigung waren die Klöster, also die Kirche:
Als Skriptorium (lat. Scriptorium) bezeichnet man die seit der Spätantike entstehenden, meist in Klöstern befindlichen Schreibstuben, in denen sakrale und teilweise auch profane Texte handschriftlich dupliziert werden. https://de.wikipedia.org/wiki/Skriptorium
In der Reformationszeit gab es einen Streit, um die Interpretation der Bibel, nicht um die Bibel an sich. Auch Übersetzungen sind immer Interpretationen.

Dieses Beispiel zeigt, entscheidend für die Deutung einer Sache ist der weltanschauliche Fokus, auch Feindbilder, die zu einer bestimmten Auswahl der Fakten führen.
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Christel »

Holuwir, Du hast einst geglaubt, dass die Bibel Gottes Wort ist und daher, dass Gott die Welt erschaffen hat. Deine Beiträge legen nahe, dass Du jetzt glaubst, die Naturwissenschaft würde/könne empirisch nachweisen, dass die Welt nicht erschaffen wurde.

Der Atheist und Religionskritiker Joachim Kahl ist hier anderer Meinung:
Die zweite Säule des Atheismus bestreitet nicht Gott den Erlöser. sondern Gott den Schöpfer. Sie argumentiert nicht empirisch, sondern metaphysisch, das heißt: Sie überschreitet den Bereich des Erfahrbaren und greift in jenen Teil der Wirklichkeit hinüber, der sich allein dem abstrakten Gedanken erschließt. Die hier vorausgesetzte Metaphysik ist eine Metaphysik ohne Goldgrund, eine nicht-religiöse, philosophische Theorie des Weltganzen. Erklärter- und unvermeidlicherweise verläßt sie den Bereich des empirisch Gegebenen, ohne freilich den Boden der Rationalität zu verlassen.
http://www.kahl-marburg.privat.t-online ... ingott.htm
Dem stimme ich zu! Es ist weder Gegenstand, noch empirisch durch die Naturwissenschaft nachweisbar, dass es keinen Schöpfer gibt.

Zudem halte ich die These von der Ewigkeit unserer Welt für überholt:
Als Urknall (englisch Big Bang) wird in der Kosmologie der Beginn des Universums, also der Anfangspunkt der Entstehung von Materie, Raum und Zeit bezeichnet. Nach dem kosmologischen Standardmodell ereignete sich der Urknall vor etwa 13,8 Milliarden Jahren.
https://de.wikipedia.org/wiki/Urknall
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Christel »

Holuwir hat geschrieben: Sonntag 13. März 2022, 11:37Ich wundere mich, warum sie nicht von selbst darauf kommen, dass dieser ganze Schöpfungsglaube mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat.
Vielleicht stimmt das gar nicht!
Auch wenn frühere Generationen, die an der Bibel schrieben, nicht das naturwissenschaftliche Wissen von heute hatten, weshalb sollten deshalb ihre Vorstellungen völlig wirklichkeitsfern sein?

Und, auf eine Ideologie kommt man nicht selbst, die muss man von anderen übernehmen.
Holuwir hat geschrieben: Sonntag 13. März 2022, 11:37Warum hat Gott angeblich alles ersteinmal ganz anders gemacht, obwohl er die natürliche Funktionsweise ja selbst miterschaffen haben musste?
Hast Du bei den Zeugen Jehovas nicht aufgepasst oder hast Du das vergessen?
So spricht der HERR: So gewiss ich meinen Bund mit dem Tag und mit der Nacht und die Ordnungen von Himmel und Erde festgesetzt habe, so gewiss werde ich auch die Nachkommen Jakobs und meines Knechtes David nicht verwerfen (Jeremia 33,25f.)
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Wir wissen heute, wie die Atome entstanden sind aus denen auch wir bestehen, ja wir können unmittelbar beobachten, wie solche vor unseren, mit Teleskopen bewaffneten, Augen entstehen, z. B. in unserer Sonne. Der Entstehungsprozess neuer Atome spendet die Energie, die das Leben auf unserer Erde ermöglicht. Weiter entfernt entstehen vor unseren Augen aus riesigen Gas- und Staubwolken neue Himmelskörper völlig von selbst, einfach weil von deren Atomen Schwerkraft ausgeht, die diese zueinanderzieht bis sie diese Himmelskörper bilden,

Ferner verstehen wir die Welt der Moleküle, in der sich Atome mittels der ihnen innewohnenden geheimnisvollen Kräfte zu Körpern verbinden. Es konnten sogar Moleküle entstehen, die sich ständig wechselweise gegenseitig erneuern und so in Prozesse, die wir Leben nennen, übergegangen sind. Sie bilden die bakteriellen, pflanzlichen und tierischen Oganismen.

Zwar gibt es noch viele Geheimnisse in der Natur, im Universum, aber die sind allesamt nicht dergestalt, dass wir das grundsätzliche Wissen um die Entstehung der Welt nicht verstünden oder gar in Frage ziehen müssten. Vor diesem Hintergrund ist es völlig unverständlich, dass noch heute intelligente, denkende Menschen Behauptungen, die andere Menschen vor tausenden von Jahren in völliger Unkenntnis der physikalischen Zusammenhänge einmal formuliert hatten, für bare Münze nehmen. Dass die Welt gezielt erschaffen worden sei, ist durch nichts, aber auch gar nichts begründet, geschweige denn belegt. Es gibt keine Fakten dazu, die wir als Indiz dafür verwenden könnten, noch nicht einmal den geringsten Hinweis. Nichts, nichts, nichts. Aber dennoch wird es geglaubt. Gleichzeitig geben sich diese Menschen als äußerst kritisch gegenüber der Wissenschaft, deren Prinzip es ist, bereits überaus kritisch gegen sich selbst zu sein. Wie kann man nur dieses extrem gespaltene Bewusstsein erklären? Ich vermag es nicht und ich verstehe es nicht.
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

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Wieso schreibst Du „wir“?
Holuwir hat geschrieben: Donnerstag 17. März 2022, 19:23 Wir wissen heute, wie die Atome entstanden sind aus denen auch wir bestehen, ja wir können unmittelbar beobachten, wie solche vor unseren, mit Teleskopen bewaffneten, Augen entstehen, z. B. in unserer Sonne.
Sorry, ich habe noch kein Atom gesehen. Ich kenne Atommodelle aus der Schule. Dort habe ich auch von Molekülen gehört. Gesehen habe ich das aber noch nicht.

Ich habe einen Bekannten in Deiner Gegend, den ich besuchen will. Kannst mir ja bei der Gelegenheit dann mal die Atome zeigen und die Elektronen, Protonen und Neutronen darin.

Aber ich war schon mal im Aristotle’s Park (Stagira). Schon erstaunlich, was die Menschen vor tausenden von Jahren, in der Zeit als viele Texte der Bibel entstanden, alles schon wussten.
Holuwir hat geschrieben: Donnerstag 17. März 2022, 19:23 Dass die Welt gezielt erschaffen worden sei, ist durch nichts, aber auch gar nichts begründet, geschweige denn belegt. Es gibt keine Fakten dazu, die wir als Indiz dafür verwenden könnten, noch nicht einmal den geringsten Hinweis. Nichts, nichts, nichts.
Wenn Dir so gar nichts einfällt, dann hast Du es entweder als Zeuge Jehovas nicht reflektiert oder Du hast es inzwischen vergessen. – Denk nach, erinnere Dich. Es ist nicht alles falsch, was die Zeugen Jehovas sagen.
Holuwir hat geschrieben: Donnerstag 17. März 2022, 19:23 Gleichzeitig geben sich diese Menschen als äußerst kritisch gegenüber der Wissenschaft, deren Prinzip es ist, bereits überaus kritisch gegen sich selbst zu sein.
Also ich glaube an den Schöpfer und an die Wissenschaft! Siehe meine Beiträge zu Corona. Wenn es eine nützliche Impfung gibt, dann rufe ich hier. Schließlich will ich nicht krank werden.

Nur, ich glaube nicht an die „wissenschaftliche Weltanschauung“. Ich habe damals nicht an die "wissenschaftliche Weltanschauung" des Marxismus-Leninismus geglaubt und ich glaube heute nicht an die „wissenschaftliche Weltanschauung“ des Naturalismus, genauer, ich glaube auch nicht an den Neuen Atheismus.
Holuwir hat geschrieben: Donnerstag 17. März 2022, 19:23 Wie kann man nur dieses extrem gespaltene Bewusstsein erklären? Ich vermag es nicht und ich verstehe es nicht.
Wie kannst Du so denken? Meinst Du als Zeuge Jehovas hast Du unter einem „extrem gespaltenen Bewusstsein“ gelitten?

Wie sieht die Wirklichkeit aus?

Schau Dich um? Was siehst Du? Ist die Welt nicht bunt, vielfarbig, farbenfroh?

Schwarz-weiß Fotografien sind dagegen nur unzureichende Abbilder. Tote Bilder, die die Wirklichkeit nur unzureichend erfassen. So sind die Ideologien, sie sind sehr wirksam, doch ihr Mangel liegt in ihrer unzureichenden Widerspiegelung der Realität.
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