Das christliche Schöpfungsverständnis

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Holuwir
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Christel hat geschrieben: Sonntag 21. August 2022, 23:58 Lieber Holuwir, würdest Du bitte so freundlich sein und mir erklären, was an "alles" unklar sein soll?
Dass ich damit nicht gemeint habe, Gott habe Dir Dein Haus gebaut, dürfte sich von selbst verstehen.
Aha, es gibt also Ausnahmen. Es ist nicht so, wie du geschrieben hast, alles sei alles, da erübrige sich jede Nachfrage. Natürlich hat Gott indirekt auch mein Haus erschaffen, indem er, wie du meintest, die "Naturgesetze erschaffen" habe, die letztlich dazu führten, dass ich entstand und ein Haus gebaut habe. Du unterscheidest also sehr wohl zwischen direkt und indirekt.

Meine Frage an dich aber ist, was hat er denn nun direkt erschaffen? Darauf hast du einfach keine Antwort, willst auch keine haben, denn sie brächte dich unweigerlich in die Bredouille. Aber du willst ja recht behalten mit deiner Schöpfungsbehauptung. Da musst du nach den Regeln der Rabulistik alles vermeiden, was irgendwie konkret zu werden droht. Keine Definition von Schöpfung. Keine Antwort, was du konkret unter Schöpfung vestehst. Keine Antwort auf die Frage, was Gott denn nun direkt erschaffen habe, außer dem nichtssagenden "alles", was dann doch nicht alles ist.

Das erinnert mich übrigens an Erlebnisse aus meiner Schulzeit. Jemand sagte während des Unterrichts, er/sie habe es nicht verstanden. Wenn dann der Lehrer fragte, was er/sie denn nicht verstanden habe, kam als aufschlussreiche Antwort: "Alles". Alles klar?
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Christel »

Lieber Holuwir, es ist egal, wer von uns beiden den Begriff „unmittelbar“ zuerst verwendet hat.

Tatsache ist, dass Du Dich mit meiner Aussage, Gott habe „Himmel und Erde“, die „sichtbare und unsichtbare Welt“ erschaffen, nicht zufrieden gibst. Seit Jahren bedrängst Du in dieser Weise:
Holuwir hat geschrieben: Sonntag 21. August 2022, 19:53 Du weißt nicht, was eigentlich unmittelbar erschaffen worden sein soll, außer einem nichtssagenden "alles", was ja eindeutig nicht strimmt.
Ob Du dabei den Begriff „unmittelbar“ (wie hier) oder Begriffe wie „konkret“, „genau“… verwendet hast, ist unerheblich.
Holuwir hat geschrieben: Sonntag 28. August 2022, 11:09 Natürlich hat Gott indirekt auch mein Haus erschaffen, indem er, wie du meintest, die "Naturgesetze erschaffen" habe, die letztlich dazu führten, dass ich entstand und ein Haus gebaut habe. Du unterscheidest also sehr wohl zwischen direkt und indirekt.
Sorry, diese Unterscheidung hast Du eben selbst getroffen!
Ich bin nicht auf die Idee gekommen, in Deinem Hausbau eine indirekte Schöpfung Gottes zu sehen.
Holuwir hat geschrieben: Sonntag 28. August 2022, 11:09 Meine Frage an dich aber ist, was hat er denn nun direkt erschaffen? Darauf hast du einfach keine Antwort, willst auch keine haben, denn sie brächte dich unweigerlich in die Bredouille.
Diese Frage hast Du Dir soeben ebenfalls selbst beantwortet: Wenn Dein Haus indirekt erschaffen wurde, dann sind die Naturgesetze eine direkte Schöpfung Gottes. Und offenbar habe ich Dir nicht ausschließlich geantwortet „alles, denn Du hast geschrieben:
wie du meintest, die "Naturgesetze erschaffen" habe,
Liebe Grüße
Christel
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Christel »

Holuwir hat geschrieben: Mittwoch 10. August 2022, 21:31
Christel hat geschrieben: Sonntag 31. Juli 2022, 19:09 2. Auch heute gibt es Naturforscher, die gleichzeitig an einen Schöpfer glauben, ohne Wissenslücken innerhalb der Naturgesetze durch Gott zu füllen.
Das ist eine Falschbehauptung. Jeder Naturforscher, der teleologische Aspekte in der Weltentstehung wahrzunehmen glaubt, meint damit Wissenslücken innerhalb der Naturgesetze durch Gott füllen zu müssen Wie sonst könnte er seinen Glauben begründen? Aber bringe ruhig Beispiele für deine Behauptung. Ich will gern darüber diskutieren.
Ok, hier hast Du einen bekannten Naturwissenschaftler der gleichzeitig evangelischer Christ ist. Hier erzählt er über seinen Glauben und über Naturwissenschaft. Im Internet sind sicher noch andere ähnlicheTexte von ihm zu finden. Weise nach, dass er "Wissenslücken innerhalb der Naturgesetze durch Gott füllt".

Harald Lesch: "Ich bin vom Scheitel bis zur Sohle Protestant"
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Zu Harald Lesch:
Die Ausnahme bestätigt die Regel
Gemeint ist mit "die Ausnahme bestätigt die Regel" oder auch "die Ausnahmen bestätigen die Regel", dass eine Regel nicht deshalb ungültig ist, weil Fälle eintreten, die gegen ihre Gültigkeit sprechen.
Naturwissenschaftler sind in der Regel ohne Schöpfungsglauben.

Lesch trennt Glaube und Wissenschaft

Lesch sagt über sich selbst: „Wissen Sie, die Art und Weise, wie ich Physik betreibe, hat nichts mit meinem Bekenntnis als Christ zu tun.“
und:
"Mein Glaube ist ein einfacher Konfirmanden-Glaube"- „Mein Glaube ist ein sehr naiver, durch den Konfirmationsunterricht angetriebener, fröhlicher Glaube.“ "Könnte man die Existenz Gottes naturwissenschaftlich belegen, wäre es kein Glauben mehr, sondern ein "Wissen"."

Offensichtlich konnte (oder wollte) sich Harald Lesch, trotz seiner überragenden Fähigkeiten als Wissenschaftler, nicht von seiner im Kindesalter (Religionsunterricht bzw. Konfirmandenunterricht) religiös geprägten kirchlichen Indoktrination befreien.
Siehe auch: https://www.watson.ch/blogs/sektenblog/ ... ktrination

Holuwir schreibt:
Jeder Naturforscher, der teleologische Aspekte in der Weltentstehung wahrzunehmen glaubt, meint damit Wissenslücken innerhalb der Naturgesetze durch Gott füllen zu müssen Wie sonst könnte er seinen Glauben begründen?

Das ist im Allgemeinen richtig und wird durch die Regel bestätigt. Harald Lesch versucht aber dies erst gar nicht, denn er begründet seinen Glauben anders und dabei trennt er Glaube und Wissenschaft

Die angeführten Interviews sind schon einige Jahre alt. Was würde wohl Lesch über die heutige Situation in beiden Heiligen Kirchen sagen? Fakt ist, es wird der Heiligen Kirche nicht gelingen jetzt noch Schadensbegrenzung zu betreiben, nachdem die Glaubwürdigkeit dieses Vereins durch verlorenes Vertrauen einfach nicht mehr vorhanden ist. Nachträgliche Reparaturversuche werden sich wohl noch kaum auf die neu angefachte Austrittswelle aus diesem Verein auswirken.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Christel hat geschrieben: Donnerstag 1. September 2022, 23:02Weise nach, dass er [Harald Lesch] "Wissenslücken innerhalb der Naturgesetze durch Gott füllt".
Hier:
Harald Lesch hat geschrieben:Aber schon der Übergang von unbelebter zu belebter Materie ist ein Mirakel
Dann räumt er zwar ein:
obwohl auch da mehr und mehr Erkenntnisse gesammelt werden.
Setzt dann jedoch ein Weiteres drauf:
Harald Lesch hat geschrieben:Aber besonders eigentümlich wird es ja, wenn es am Ende Lebewesen gibt, die mit mehr ausgestattet sind, als eigentlich notwendig wäre. Unser Erkenntnisapparat ist von einer solchen Möglichkeitsbreite, wie es für unser Überleben eigentlich gar nicht notwendig wäre.
Dass er damit meint, dass die Materie allein das nicht hervorbringen könne, hier müsse ein Gott am Werk sein, der diese Lücke fülle, macht er klar mit:
Harald Lesch hat geschrieben:Wir sind offenbar deutlich mehr als nur Substanz. Natürlich stellt sich bei alledem immer wieder die Gottesfrage
Auf die Frage: "Sind wir Zufall oder sind wir gewollt?" antwortet er:
Harald Lesch hat geschrieben:Ich tendiere zum "gewollt sein"
Dass er damit meint, dass ein Gott gezielt eine Entwicklung beeinflusst habe, die ohne dies nicht zu diesem Ergebnis geführt hätte, deutet er an mit:
Harald Lesch hat geschrieben:Das spiegelt sich unter anderem an solchen Erkenntnissen wider, dass die Welt so fein abgestimmt ist, dass wir überhaupt existieren.
Ich verstehe das so, dass er meint, dass es ohne göttliches Eingreifen keine Menschen, jedenfalls nicht in der jetzigen Ausprägung, gäbe. Gott hat mit dieser Feinabstimmung eine Lücke geschlossen.
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Christel »

Hallo Holuwir, dass ein Christ, was er in der Natur sieht, einschließlich der Naturgesetze
auf Gott hin deutet, musst Du ihm schon zugestehen.

Unklar ist mir, wieso Evolution zwangsläufig genau so verlaufen ist, wie sie ist. Von den Naturgesetzen her, hätte das nicht sein müssen, oder?
Holuwir hat geschrieben: Sonntag 4. September 2022, 11:27Dass er damit meint, dass ein Gott gezielt eine Entwicklung beeinflusst habe, die ohne dies nicht zu diesem Ergebnis geführt hätte, deutet er an mit:
Harald Lesch hat geschrieben:Das spiegelt sich unter anderem an solchen Erkenntnissen wider, dass die Welt so fein abgestimmt ist, dass wir überhaupt existieren.
Ich verstehe das so, dass er meint, dass es ohne göttliches Eingreifen keine Menschen, jedenfalls nicht in der jetzigen Ausprägung, gäbe. Gott hat mit dieser Feinabstimmung eine Lücke geschlossen.
Ich verstehe dass so, dass Gott die Ausgangsbedingungen (Naturgesetze), so gesetzt hat, dass es überhaupt eine Entwicklung mit diesem Ergebnis geben konnte.

Hätte Gott mit einer nachträglichen Feinabstimmung eine Lücke geschlossen, wann und wo auch immer, dann hätte er zu Anfang schlampig gearbeitet. Weshalb sollte man das annehmen?
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Christel hat geschrieben: Montag 5. September 2022, 18:22 ... dass ein Christ, was er in der Natur sieht, einschließlich der Naturgesetze auf Gott hin deutet, musst Du ihm schon zugestehen.
Aber selbstverständlich. Jeder kann glauben, was er will, auch ein Harald Lesch. Nur musst du aber auch anderen zugestehen, dass sie darauf hinweisen, wenn es nicht der Wirklichkeit entspricht, sondern lediglich der Phantasie anderer Menschen entspringt.
Christel hat geschrieben: Montag 5. September 2022, 18:22Unklar ist mir, wieso Evolution zwangsläufig genau so verlaufen ist, wie sie ist. Von den Naturgesetzen her, hätte das nicht sein müssen, oder?
Das ist absolut richtig. In der Natur gibt es keine Ziele.
Christel hat geschrieben:Ich verstehe dass so, dass Gott die Ausgangsbedingungen (Naturgesetze), so gesetzt hat, dass es überhaupt eine Entwicklung mit diesem Ergebnis geben konnte.
Die Anfangsbedingung war die Existenz der Energie aus der u. a. alle Materie mit ihren unveränderlichen Eigenschaften entstanden ist. Energie ist nach unserer Beobachtung unerzeugbar und unzerstörbar. Mehr wissen wir nicht. Es ist somit die letzte Lücke, auf die sich ein Schöpfungsglaube zurückziehen kann. Aber für so etwas gibt es keinerlei Begründung, keinen Hinweis, nichts. Es ist somit reine Rabulistik, um mit der behaupteten Schöpfungsidee irgendwie recht zu behalten.
Christel hat geschrieben:Hätte Gott mit einer nachträglichen Feinabstimmung eine Lücke geschlossen, wann und wo auch immer, dann hätte er zu Anfang schlampig gearbeitet. Weshalb sollte man das annehmen?
Eine Feinabstimmung ist immer etwas nachträgliches, was nach der Grobfertigung erfolgt. Frag Harald Lesch, was er damit meint, wenn Du da anderer Meinung bist.
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Christel »

Holuwir, ich sehe Du hältst an Deinen Behauptungen fest!

Du scheinst der Ansicht zu sein:
1) Die Naturwissenschaft habe nachgewiesen, dass es keine Schöpfung gibt. Das ist eine unumstößliche Wahrheit.
Wer es wagt, dennoch von Schöpfung zu sprechen, der betreibt Rabulistik.
Daraus folgt dann wohl, einzig Atheisten sind die Ehrlichen, Christen und sonstige Schöpfungsgläubige sind unehrlich.

2) Der Schöpfungsglaube sei auf Wissenslücken innerhalb der Naturwissenschaft angewiesen. Alle benutzen solche vermeintlichen Wissenslücken, um ihren Schöpfungsglauben zu begründen.

Bei Harald Lesch glaubst dies an zwei Stellen nachgewiesen zu haben:
Holuwir hat geschrieben: Sonntag 4. September 2022, 11:27 Dass er damit meint, dass die Materie allein das nicht hervorbringen könne, hier müsse ein Gott am Werk sein, der diese Lücke fülle, macht er klar mit:
Doch das sagt Harald Lesch gar nicht! Du unterstellst ihm das! Du solltest zwischen seinen tatsächlichen Aussagen und Deiner Deutung unterscheiden.
Holuwir hat geschrieben: Montag 12. September 2022, 09:47 Die Anfangsbedingung war die Existenz der Energie aus der u. a. alle Materie mit ihren unveränderlichen Eigenschaften entstanden ist. Energie ist nach unserer Beobachtung unerzeugbar und unzerstörbar. Mehr wissen wir nicht. Es ist somit die letzte Lücke, auf die sich ein Schöpfungsglaube zurückziehen kann. Aber für so etwas gibt es keinerlei Begründung, keinen Hinweis, nichts. Es ist somit reine Rabulistik, um mit der behaupteten Schöpfungsidee irgendwie recht zu behalten.
Eigentlich wissen wir über den Anfang gar nichts. Ja eine echte Lücke! Die Wissenschaft sagt, erst mit dem Urknall seinen Raum und Zeit entstanden.

Nur wie kommst Du darauf, dass sich der Schöpfungsglaube heute darauf zurückzieht?

Der Urknall wurde erst im 20. Jahrhundert entdeckt.

Die Idee der Creatio ex nihilo (lateinisch: Schöpfung aus dem Nichts oder Schöpfung aus nichts) ist aber schon 2000 Jahre alt:
Der Begriff entstand in der frühchristlichen Theologie (Tatian und Theophilos von Antiochien) in Auseinandersetzung mit der griechischen Philosophie. Diese setzte seit Melissos einen ewigen und ungeordneten Stoff (Chaos) voraus, da aus nichts unmöglich etwas werden kann („ex nihilo nihil fit“).
Aus monotheistischer Sicht ist Gott die alleinige Ursache für die Erschaffung der Welt. Auch Raum und Zeit sind erst mit der Erschaffung einer außergöttlichen Wirklichkeit in Erscheinung getreten. Da Gott absolut überzeitlich, ohne jegliche Dauer ist bzw. lebt, kann man von ihm nicht aussagen, dass er „vor“ der Weltentstehung allein existierte, sondern „nur“, dass er sich „ohne“ Welt befand. Durch die Erschaffung aus nichts steht jedes außergöttliche Seiende in der realen Beziehung der Abhängigkeit von Gott, ist wesenhaft relatives Seiendes (vgl. Kontingenz).
https://de.wikipedia.org/wiki/Creatio_ex_nihilo
Es ist folglich umgekehrt, nicht der Schöpfungsglaube zieht sich hierauf zurück, sondern die Naturwissenschaft bestätigt die Schöpfung aus Nichts.


Und nicht zu vergessen: Naturwissenschaft kann heidnische Götter widerlegen, wie den Hammer schwingenden Gott Thor.

Der Gott der Juden und Christen ist jedoch transzendent, er existiert somit unabhängig von unserer Welt.

Und schon der erste Schöpfungsbericht in Genesis braucht keine naturwissenschaftliche Lücke:
Dann sprach Gott: Die Erde lasse junges Grün sprießen, Gewächs, das Samen bildet, Fruchtbäume, die nach ihrer Art Früchte tragen mit Samen darin auf der Erde. Und so geschah es. Die Erde brachte junges Grün hervor, Gewächs, das Samen nach seiner Art bildet, und Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin nach ihrer Art. Gott sah, dass es gut war. (1.Mose 1,11f.)
Oder sieht Du, wo hier eine Lücke in der Naturwissenschaft benutzt wird?

Holuwir, bevor Du etwas untersucht steht bei Dir das Ergebnis bereits fest. Du suchst nicht ergebnisoffen nach der Wahrheit. Daher dient all Dein Nachdenken lediglich der Bestätigung Deiner zuvor gefassten Annahmen.
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Die Idee der Creatio ex nihilo (lateinisch: Schöpfung aus dem Nichts oder Schöpfung aus nichts) ist aber schon 2000 Jahre alt
Diese Idee, 2000 Jahre alt , wird in der modernen Kosmologie heute anders ausgelegt:
In der modernen Kosmologie stellt die „creatio ex nihilo“ ein wichtiges epistemologisches Instrument dar. Demnach muss der Urknall in einer Weise stattgefunden haben, die einerseits ohne Schöpfergott auskommt, also dynamische Strukturen des Nichts (siehe Vakuumfluktuationen) beschreibt, andererseits alle wesentlichen Bedingungen erzeugt, um eine Evolution des Universums bis heute zu ermöglichen.
Was ebenfalls 2000 Jahre alt ist:
Die philosophische Gegenposition zur theologischen Annahme einer Schöpfung aus dem Nichts wird oft auf Melissos zurückgeführt; aber schon Parmenides lehrte:
„Auch kann ja die Kraft der Überzeugung niemals einräumen, es könne aus Nichtseiendem irgend etwas anderes als eben Nichtseiendes hervorgehen.“
Aus diesen Ideen entstand später die Formel Ex nihilo nihil fit („aus nichts entsteht nichts“), die sich so oder dem Sinne nach auch bei Aristoteles, Lukrez, Thomas von Aquin und anderen Philosophen findet.
Christel schrieb:
……….sondern die Naturwissenschaft bestätigt die Schöpfung aus Nichts.
Die Naturwissenschaft bestätigt keine Schöpfung. Auch keine Schöpfung aus dem Nichts.

Holuwir hat ganz recht wenn er schreibt:
Die Anfangsbedingung war die Existenz der Energie aus der u. a. alle Materie mit ihren unveränderlichen Eigenschaften entstanden ist. Energie ist nach unserer Beobachtung unerzeugbar und unzerstörbar. Mehr wissen wir nicht. Es ist somit die letzte Lücke, auf die sich ein Schöpfungsglaube zurückziehen kann. Aber für so etwas gibt es keinerlei Begründung, keinen Hinweis, nichts. Es ist somit reine Rabulistik, um mit der behaupteten Schöpfungsidee irgendwie recht zu behalten.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Dienstag 13. September 2022, 12:01 Die Naturwissenschaft bestätigt keine Schöpfung. Auch keine Schöpfung aus dem Nichts.
Richtig, die Naturwissenschaft kann darüber keine Aussagen treffen! Sie kann feststellen, wann Wasser kocht, woraus Wasser besteht...
und dann hört es schon auf.

Aber da wir Menschen sind deuten wir.
Holowir deutet, Du deutest, ich deute.

Die Naturwissenschaft hat festgestellt (Urknalltheorie), dass unsere Welt einen Anfang hatte...

Als Christ kann ich das als Bestätigung sehen, da auch die Bibel von einem Anfang spricht, da auch die Bibel davon ausgeht, dass die Welt nicht immer war.

Aussagen kann die Naturwissenschaft über den Anfang selbst nichts, nur dass erst mit diesem Anfang Raum und Zeit entstanden.

Das Christentum sagt, von alters her, Gott war vor aller Zeit. Somit bestätigt für mich, als Christ, die Naturwissenschaft diese Aussage.
Und ich sehe es als Bestätigung des Gedankens der Schöpfung aus Nichts.

Das ist meine Deutung der Dinge!
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel:
Das Christentum sagt, von alters her, Gott war vor aller Zeit. Somit bestätigt für mich, als Christ, die Naturwissenschaft diese Aussage.
Soso - Die Naturwissenschaft bestätigt also die mehr als zweitausend Jahre alte Behauptungen der Bibel über die Entstehung der Welt. Das sagt Christel. Was würde denn die Wissenschaft selbst dazu sagen? Bei der Wissenschaft wird ein Gott nicht erwähnt
Vor etwa 4,6 Milliarden Jahren entzündet sich das Material eines jungen Sterns. Die Sonne entsteht, dann unser Sonnensystem und damit auch die Erde: eine Wolke aus Gas und Staub formt den Grundkörper.
Die Verkettung unglaublicher Zufälle hat dazu geführt, dass sich auf dem einst wüsten Himmelskörper Leben entwickeln konnte.
https://www.planet-wissen.de/natur/fors ... C3%B6rper.
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Donnerstag 15. September 2022, 09:42 Bei der Wissenschaft wird ein Gott nicht erwähnt
Sagen wir mal genauer bei der Naturwissenschaft. In der Religionswissenschaft spielt Gott schon eine Rolle.

Aber was Du sagt, ist das, was ich ständig wiederhole!

Als Christ kann ich die Ergebnisse der Naturwissenschaft als Bestätigung für meinen Schöpfungsglauben ansehen. Ich denke, dass hatte ich in meinen letzten Beitrag deutlich gemacht!

Als Atheisten könnt auch ihr Euren Glauben, dass es keinen Gott gibt, durch die Naturwissenschaft bestätigt sehen, das ist völlig ok.

Nicht in Ordnung ist es, wenn Atheisten auf Grund der Tatsache, dass Gott in naturwissenschaftliche Überlegungen nicht einbezogen wird, da man sich ausschließlich darauf konzentriert, was empirisch feststellbar ist und Gott eh nicht Gegenstand der Naturwissenschaft ist, behaupten, ihr Atheismus sei wissenschaftlich bewiesen. - Das ist ein "Taschenspielertrick"!
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Christel hat geschrieben: Samstag 17. September 2022, 19:52 In der Religionswissenschaft spielt Gott schon eine Rolle.
Das ist falsch! In der Religionswissenschaft spielt lediglich das was Menschen mit dem Begriff "Gott" in Verbindung bringen eine Rolle.
Christel hat geschrieben:Als Christ kann ich die Ergebnisse der Naturwissenschaft als Bestätigung für meinen Schöpfungsglauben ansehen.
Natürlich. Menschen können sich in ihrer Phantasie alles zusammenreinem, wenn sie keinen Wert darauf legen, dass das dann etwas mit der Wirklichkeit zu tun hat.
Christel hat geschrieben:Als Atheisten könnt auch ihr Euren Glauben, dass es keinen Gott gibt, durch die Naturwissenschaft bestätigt sehen, das ist völlig ok.
Welch rhetorischer Taschenspielertrick, etwas nicht zu glauben als Glauben zu bezeichnen.
Christel hat geschrieben:Nicht in Ordnung ist es, wenn Atheisten auf Grund der Tatsache, dass Gott in naturwissenschaftliche Überlegungen nicht einbezogen wird...
Hier hast du groß und breit erklärt, wie bei gläubigen Naturwissenschaftlern Gott im Mitelpunkt ihres Denkens stand und heute sagst du genau das Gegenteil.
Christel hat geschrieben:... und Gott eh nicht Gegenstand der Naturwissenschaft ist
Aber seine angebliche Schöpfung ist Gegenstand der Naturwissenschaft und um genau die geht es. Also schon wieder ein Taschenspielertrick!
Christel hat geschrieben:, behaupten, ihr Atheismus sei wissenschaftlich bewiesen. - Das ist ein "Taschenspielertrick"!
Auch dieser Taschenspielertrick fällt auf dich zurück, denn auch diese Aussage ist falsch. Bewiesen ist, dass die Behauptung, die Welt offenbare, dass ein Schöpfer am Werke gewesen sein müsse, falsch ist. Die der Materie innewohnenden, natürlichen, unteleologischen Kräfte reichten und reichen völlg aus, um die Welt entstehen zu lassen.
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

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Christel hat geschrieben: Mittwoch 14. September 2022, 20:12 Die Naturwissenschaft hat festgestellt (Urknalltheorie), dass unsere Welt einen Anfang hatte...

Als Christ kann ich das als Bestätigung sehen, da auch die Bibel von einem Anfang spricht, da auch die Bibel davon ausgeht, dass die Welt nicht immer war.
[...]
Das Christentum sagt, von alters her, Gott war vor aller Zeit. Somit bestätigt für mich, als Christ, die Naturwissenschaft diese Aussage.
Und ich sehe es als Bestätigung des Gedankens der Schöpfung aus Nichts.

Das ist meine Deutung der Dinge!
Diese rhetorische Finesse muss man sich mal klar vor Augen führen:

Das Christentum sagt, die Welt habe einen Anfang (durch Gottes Schöpfung aus dem Nichts).
Die Naturwissenschaft sagt, die Welt habe einen Anfang (im Urknall).

Christels Schluss: Die Naturwissenschaft bestätigt, dass es Gott gibt. :roll:
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Re: Das christliche Schöpfungsverständnis

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Anstatt zu versuchen andere Menschen zu verstehen, schiebst Du, was sie sagen, als "rhetorische Finesse" beiseite. So schützt Du Dich selbst. Du willst Dich offensichtlich nicht verunsichern lassen. Wovor hast Du Angst?
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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