Das Entstehen einer Schöpfungsgeschichte ist (in Kurzfassung) so zu verstehen:
Am Anfang war das Chaos, ein Universum unermesslicher Verwirrung, ohne Form und Inhalt, ein schwarzes Nichts.
Ängstlich starrten die Menschen in den Himmel hinauf, fürchteten Blitz und Donner, zitterten wenn die Erde bebte und verkrochen sich in Felshöhlen, die Menschen fürchteten die Dunkelheit, sehnten das Ende der Nacht herbei. Und am anderen Morgen ging im Osten die Sonne wieder auf, und es wurde Licht. Die Sonne war auferstanden. Die Sonne war wiedergeboren. Ihre Strahlen spendeten Licht. Und das Licht ließ die Erde ergrünen.
So verehrten die Menschen auf allen Kontinenten seit Anbeginn der Zeit dieses göttliche Licht, brachten ihm Opfer dar und schufen ihm gewaltige Monumente. Man versuchte, die Sprache der göttlichen Sonne zu ergründen, ihren Kosmos, ihren Sternenhimmel. Es war die Geburt der astrotheologischen Mysterien, die Geburt der bronzezeitlichen Sonnenkulte, es war die Geburt des Religiösen, die Geburt der Mythologien, der Versuch, die Entstehung der Welt und den Sinn unseres Daseins zu ergründen.
Wieso konnte sich das Christentum gegen die Sonnenkulte der Antike durchsetzen und bis heute überleben?
Die Erfolgsgeschichte des Christentums liegt darin begründet, dass die uralten mythologischen Weisheiten und Symbole simplifiziert und für eine breite, ungebildete Masse verständlich gemacht wurden. Doch indem jede mythische Aussage konkretisiert wurde, hat man gleichzeitig jeden spirituellen Funken erstickt. Es war eine Form der Infantilisierung, und der Gipfel war die Personifizierung des „kosmischen Geistes“ in der Gestalt eines real existierenden Menschen. Aus alten Mythen wurden „historische Wahrheiten“, die von Herrschern instrumentalisiert und von Religionsführern kommerzialisiert wurden.
Das ist das Fundament der meisten heute existierenden Religionen.
Das Christentum ist eine Kopie des wesentlich älteren Mithras-Kultes, die Figur des Jesus-Christus ist ein Plagiat. Jesus hat keinen einzigen Satz hinterlassen, während seine schreibenden Zeitgenossen ganze Bibliotheken füllten. Jesus-Christus ist eine literarische Figur wie Hamlet oder Odysseus. Das erste Evangelium entstand ein halbes Jahrhundert nach dem Tod des Jesus, verfasst von Schriftstellern, die Jesus nie gekannt haben.
Die Bibel ist ein Sammelsurium von Überlieferungen volkstümlicher Sagen und Legenden. Zur Zeit Jesu waren die Menschen süchtig nach Heilsverkündern, Wahrsagern, Propheten aller Art, so dass sie selbst den einfachsten Wanderprediger für die Inkarnation des Sonnengottes hielten. Die Evangelien sind deshalb nichts anderes als hundertfach umgeschriebene Interpretationen von Quellen, die sich eine neue Kirche für ihre Zwecke zunutze machen wollte.
Es ist die Instrumentalisierung der „göttlichen Sonne“ um sich die Völker untertan zu machen. Die Lehre Christi ist nicht die Lehre von Christus, sondern die Lehre einer Kirche über das Fabelwesen Christus.
Christus ist nicht Urheber, sondern Gegenstand des Kirchenglaubens.
Das Christentum hat nichts Einmaliges. Nebst Mithras gibt es die Erlösergestalten Osiris, Horus, Krishna, Bacchus, Orpheus, Hermes, Baldur, Adonis, Herkules, Attis und Thor, die allesamt verblüffend ähnliche Geschichten erzählen, von der jungfräulichen Geburt bis zur Opferung zum Wohle der Menschheit.
Die Kreuzigung des Sonnengottes wurde bereits im vierten Jahrhundert v. Chr. dargestellt – mit der Figur des Orpheus.
Die Fleischwerdung des Göttlichen im Menschen ist ein zentraler Punkt der meisten Religionen: In jedem Menschen und in jedem Lebewesen schlummert der göttliche Funke. Die „Göttliche Sonne“ hat weder Gesicht noch Geschlecht. Sie braucht keine Kirche. Aber die Kirche braucht zahlende Gläubige.
Claire Goll (1891 – 1977):
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute? Auf solche Märchen kann ich mühelos verzichten“.