Der blinde Uhrmacher
Verfasst: Sonntag 1. August 2021, 19:28
Der Beitrag von Holuwir vom » Dienstag 27. Juli 2021, 20:57
viewtopic.php?p=20901&sid=bda4b6b526490 ... aa4#p20901
hat mich dazu veranlaßt, das Buch „Der Blinde Uhrmacher“ aus meinem Bücherregal herauszunehmen und wieder einmal darin zu lesen.
Holuwir schrieb vollkommen richtig:
Wenn wir eine Taschenuhr am Strand finden, dann wissen wir, dass diese Materialien niemals von selbst zusammenfinden. Das müssen Menschen dirigieren. Sie muss einen menschlichen Schöpfer haben. Bei einer Muschel ist das anders. Da wissen wir, dass sie ganz von selbst gewachsen ist, die Atome über geeignete Nahrung in den Körper gelangt sind und sich peu à peu von selbst zusammengesetzt haben. Einem Uhrmacher kann man bei der Arbeit zuschauen, aber einen Muschelmacher suchen wir vergebens. So ist es mit allem in der Natur. Sie entsteht von selbst. Einen Naturmacher, einen Schöpfer suchen wir vergebens. Dennoch behaupten alle Religionen, es gäbe einen solchen, die Natur sei erschaffen worden. Sie behaupten das in unterschiedlichen Varianten, aber in einem sind sie sich alle einig: Keiner hat auch nur die geringste Vorstellung, wie Schöpfung funktionieren könnte. Wie die Welt aber tatsächlich, ohne Schöpfer, entstanden ist, das erklärt uns die Wissenschaft bis ins letzte Detail. Dass sich Gläubige trotzdem an die Schöpfungsidee klammern, hat andere Gründe und nichts mit Wahrheitssuche zu tun.
In meinem Buch „Der blinde Uhrmacher“ von Autor Richard Dawkins schreibt Dawkins ab der Seite 16 folgendes:
Der Uhrmacher meines Buchtitels ist aus einer berühmten Abhandlung des Theologen William Paley ausgeborgt, der im 18. Jahrhundert gelebt hat. Sein 1802 veröffentlichtes Werk „Natural Theologie“ ist die bekannteste Darstellung des teleologischen Gottesbeweises, der stets das einflußreichste Argument für die Existenz eines Gottes gewesen ist.
Palay beginnt sein Buch mit einem berühmten Absatz:
Nehmen wir an, ich ginge über eine Heide und stieße dabei mit dem Fuß gegen einen Stein und jemand würde mich fragen, wie der Stein dorthin gekommen sei; ich könnte vielleicht antworten, daß er, soviel ich wüßte, immer dort gelegen habe: und vielleicht wäre es nicht einmal sehr einfach, die Absurdität dieser Antwort aufzuzeigen. Nehmen wir nun aber an, ich hätte eine Uhr auf dem Boden gefunden und man würde nachforschen, wie die Uhr an diesem Platz zu liegen gekommen sei, so würde mir wohl kaum die Antwort einfallen, die ich zuvor gegeben hatte, nämlich daß, soviel ich wüßte, die Uhr schon immer dort gelegen haben müßte.
Paley ist sich des Unterschieds zwischen natürlichen physikalischen Objekten wie Steinen und entworfenen und hergestellten Gegenständen bewußt. Er erläutert anschließend die Präzision, mit der die Zahnräder u8nd und Federn einer Uhr hergestellt, und die Komplexität, mit der sie zusammengebaut sind. Fänden wir einen Gegenstand wie eine Uhr auf der Heide, so zwänge uns, selbst wenn wir nicht wüßten, wie sie entstanden ist, allein ihre Präzision und Feinheit des Entwurfs zu der Schlußfolgerung,
daß die Uhr einen Schöpfer gehabt haben muß: daß zu irgendeiner Zeit, an irgendeinem Ort ein Feinmechaniker existiert haben muß, oder mehrere, der sie zu diesem Zweck hergestellt hat, dem sie, wie wir feststellen, gegenwärtig dient und der seine Konstruktion verstand und seine Verwendung plante.
Kein Vernünftiger könnte zu einem anderen als diesem Schluß gelangen, beharrt Paley, und doch tue der Atheist de facto genau das, wenn er die Werke der Natur betrachte, denn:
Jede Andeutung einer Planung, jede Offenbarung eines Entwurfs, die bei der Uhr zu finden war, existiert auch in den Werken der Natur; mit dem Unterschied, daß sie in der Natur größer oder zahlreicher sind, und zwar in einem Ausmaß, das alle Schätzungen übersteigt.
Paley bringt seine Argumente mit leidenschaftlicher Ehrlichkeit vor und verfügt über das beste biologische Wissen seiner Zeit, aber was er sagt ist falsch – absolut und in großartiger Weise falsch. Die Analogie zwischen Uhr und Lebewesen ist falsch. Allen Anzeichen zum Trotz: Der einzige Uhrmacher in der Natur sind die blinden Kräfte der Physik, wenn sie sich auch auf ihre besondere Weise entfalten.
Ein echter Uhrmacher plant: Er entwirft seine Rädchen und Federn, ebenso ihren Zusammenhang, und zielt dabei auf einen künftigen Zweck.
Die naürliche Zuchtwahl, der blinde, unbewußte, automatische Vorgang, den Darwin entdeckte und von dem wir heute wissen, daß er die Erklärung für die Existenz und scheinbar zweckmäßige Gestalt alles Lebens ist, zielt auf keinen Zweck. Sie hat keine Augen und blickt nicht in die Zukunft. Sie plant nicht voraus. Sie hat kein Vorstellungsvermögen, keine Voraussicht, sieht überhaupt nicht. Wenn man behauptet, daß sie die Rolle des Uhrmachers in der Natur spielt, dann die eines blinden Uhrmachers.
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hat mich dazu veranlaßt, das Buch „Der Blinde Uhrmacher“ aus meinem Bücherregal herauszunehmen und wieder einmal darin zu lesen.
Holuwir schrieb vollkommen richtig:
Wenn wir eine Taschenuhr am Strand finden, dann wissen wir, dass diese Materialien niemals von selbst zusammenfinden. Das müssen Menschen dirigieren. Sie muss einen menschlichen Schöpfer haben. Bei einer Muschel ist das anders. Da wissen wir, dass sie ganz von selbst gewachsen ist, die Atome über geeignete Nahrung in den Körper gelangt sind und sich peu à peu von selbst zusammengesetzt haben. Einem Uhrmacher kann man bei der Arbeit zuschauen, aber einen Muschelmacher suchen wir vergebens. So ist es mit allem in der Natur. Sie entsteht von selbst. Einen Naturmacher, einen Schöpfer suchen wir vergebens. Dennoch behaupten alle Religionen, es gäbe einen solchen, die Natur sei erschaffen worden. Sie behaupten das in unterschiedlichen Varianten, aber in einem sind sie sich alle einig: Keiner hat auch nur die geringste Vorstellung, wie Schöpfung funktionieren könnte. Wie die Welt aber tatsächlich, ohne Schöpfer, entstanden ist, das erklärt uns die Wissenschaft bis ins letzte Detail. Dass sich Gläubige trotzdem an die Schöpfungsidee klammern, hat andere Gründe und nichts mit Wahrheitssuche zu tun.
In meinem Buch „Der blinde Uhrmacher“ von Autor Richard Dawkins schreibt Dawkins ab der Seite 16 folgendes:
Der Uhrmacher meines Buchtitels ist aus einer berühmten Abhandlung des Theologen William Paley ausgeborgt, der im 18. Jahrhundert gelebt hat. Sein 1802 veröffentlichtes Werk „Natural Theologie“ ist die bekannteste Darstellung des teleologischen Gottesbeweises, der stets das einflußreichste Argument für die Existenz eines Gottes gewesen ist.
Palay beginnt sein Buch mit einem berühmten Absatz:
Nehmen wir an, ich ginge über eine Heide und stieße dabei mit dem Fuß gegen einen Stein und jemand würde mich fragen, wie der Stein dorthin gekommen sei; ich könnte vielleicht antworten, daß er, soviel ich wüßte, immer dort gelegen habe: und vielleicht wäre es nicht einmal sehr einfach, die Absurdität dieser Antwort aufzuzeigen. Nehmen wir nun aber an, ich hätte eine Uhr auf dem Boden gefunden und man würde nachforschen, wie die Uhr an diesem Platz zu liegen gekommen sei, so würde mir wohl kaum die Antwort einfallen, die ich zuvor gegeben hatte, nämlich daß, soviel ich wüßte, die Uhr schon immer dort gelegen haben müßte.
Paley ist sich des Unterschieds zwischen natürlichen physikalischen Objekten wie Steinen und entworfenen und hergestellten Gegenständen bewußt. Er erläutert anschließend die Präzision, mit der die Zahnräder u8nd und Federn einer Uhr hergestellt, und die Komplexität, mit der sie zusammengebaut sind. Fänden wir einen Gegenstand wie eine Uhr auf der Heide, so zwänge uns, selbst wenn wir nicht wüßten, wie sie entstanden ist, allein ihre Präzision und Feinheit des Entwurfs zu der Schlußfolgerung,
daß die Uhr einen Schöpfer gehabt haben muß: daß zu irgendeiner Zeit, an irgendeinem Ort ein Feinmechaniker existiert haben muß, oder mehrere, der sie zu diesem Zweck hergestellt hat, dem sie, wie wir feststellen, gegenwärtig dient und der seine Konstruktion verstand und seine Verwendung plante.
Kein Vernünftiger könnte zu einem anderen als diesem Schluß gelangen, beharrt Paley, und doch tue der Atheist de facto genau das, wenn er die Werke der Natur betrachte, denn:
Jede Andeutung einer Planung, jede Offenbarung eines Entwurfs, die bei der Uhr zu finden war, existiert auch in den Werken der Natur; mit dem Unterschied, daß sie in der Natur größer oder zahlreicher sind, und zwar in einem Ausmaß, das alle Schätzungen übersteigt.
Paley bringt seine Argumente mit leidenschaftlicher Ehrlichkeit vor und verfügt über das beste biologische Wissen seiner Zeit, aber was er sagt ist falsch – absolut und in großartiger Weise falsch. Die Analogie zwischen Uhr und Lebewesen ist falsch. Allen Anzeichen zum Trotz: Der einzige Uhrmacher in der Natur sind die blinden Kräfte der Physik, wenn sie sich auch auf ihre besondere Weise entfalten.
Ein echter Uhrmacher plant: Er entwirft seine Rädchen und Federn, ebenso ihren Zusammenhang, und zielt dabei auf einen künftigen Zweck.
Die naürliche Zuchtwahl, der blinde, unbewußte, automatische Vorgang, den Darwin entdeckte und von dem wir heute wissen, daß er die Erklärung für die Existenz und scheinbar zweckmäßige Gestalt alles Lebens ist, zielt auf keinen Zweck. Sie hat keine Augen und blickt nicht in die Zukunft. Sie plant nicht voraus. Sie hat kein Vorstellungsvermögen, keine Voraussicht, sieht überhaupt nicht. Wenn man behauptet, daß sie die Rolle des Uhrmachers in der Natur spielt, dann die eines blinden Uhrmachers.