Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele
Verfasst: Sonntag 5. Dezember 2021, 16:54
Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele ist bei allen Völkern verbreitet, zuerst bei den Indern und Chaldäern, nach Aussage Herodots bei den Ägyptern, Cicero zufolge bei allen Nationen.
Zu Moses Zeiten und auch später gab es noch keine Vorstellung von der ewigen Seligkeit bei den Israeliten. Den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele haben die Israeliten erst nach der Babylonischen Gefangenschaft von den Chaldäern oder anderen Völkern übernommen. Dieser Glaube hat dann tatsächlich erst seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. eine größere Rolle gespielt.
Ein Glaube ist immer an Hirnfunktionen gebunden. Heute finden wir – im Unterschied zu früheren Generationen – keinerlei Hinweise mehr darauf, dass geistig-seelische Vermögen oder Phänomene unabhängig von Hirnfunktionen auftreten könnten. Die Leitidee der modernen Hirnforschung ist, dass sämtliche psychischen Vermögen und Phänomene, soweit wir diese kennen und überhaupt als solche identifizieren können, von Hirnfunktionen (bzw. den Funktionen eines Nervensystems) und letztlich von einem intakten Organismus abhängen. Was das Auge für das Sehen ist, ist das Gehirn für die Gesamtheit der psychischen Vermögen im Menschen, das heißt für Wahrnehmung, Gefühle, Erinnerungen, Denken usw.
Anders formuliert lautet die These: Es gibt keine psychischen Phänomene ohne Hirnfunktion. Und schon gar nicht gibt es dann rein geistige, immaterielle, übernatürliche Wesenheiten, die irgendetwas sehen, hören, fühlen, beabsichtigen oder physisch bewirken könnten.
Das Schicksal des Gehirns nach dem Tod steht fest: es zerfällt oder wird verbrannt. Wenn der Teilverlust von Hirnfunktionen durch Verletzungen oder Erkrankungen zu einem Teilverlust psychischer Vermögen und Phänomene führt, dann liegt es auf der Hand davon auszugehen, dass der unwiderrufliche Gesamtverlust aller Hirnfunktionen im Tod zu einem Gesamtverlust sämtlicher psychischer Fähigkeiten und Vermögen führt.
Wenn der Geist (bzw. die Seele) bereits beim bloßen Einschlafen und bei jeder Narkose „den Geist aufgibt“, wie sollte er dann den Hirntod überdauern können?
Es steht unwiderruflich fest: Der Tod ist der Tod der ganzen Person, das Ende auch ihres geistig-seelischen Lebens.
Ein Weiterleben nach dem Tod als dieselbe Person, jedoch ohne den Körper, ein Fortleben als immaterielle, erlebnisfähige Seele ohne Gehirn in einer Jenseits-Welt oder eine Abtrennung der Seele vom Körper im Moment des Todes ist auf der Basis all dessen, was wir heute über den engen Zusammenhang von Gehirn und Geist wissen, in höchstem Maße ausgeschlossen.
Und Gott?
Es lässt sich beobachten, dass Menschen nach Schädigungen des Frontalhirns Schwierigkeiten haben, einen Willensentschluss zu fassen, soziale Regeln zu beachten oder sich in andere Personen einzufühlen. Andere verlieren die Fähigkeit, sich etwas zu merken, nachdem ein vorübergehender Sauerstoffmangel die beiden Hippocampi in der Tiefe ihrer Schläfenlappen zerstört hat.
Psychische Funktionen kennen und verstehen wir heute nur noch als natürliche Funktionen in engem Zusammenhang mit Hirnphysiologie. Wie also könnte Gott, der kein Gehirn, kein Stirnhirn, keine Hippocampi hat, etwas „wollen“, „Mitgefühl empfinden“, uns „lieben“ oder „sich alles merken, was wir im Laufe unseres Lebens getan haben“?
Die religiöse Rede von Gott erweist sich im Spiegel der Kognitiven Neurowissenschaften als in hohem Maße anthropomorph, d.h. gestaltet nach menschlichen Vorstellungen. Und die Rede von Gott wäre vermutlich ja auch völlig unverständlich, wäre sie es nicht.
Ohne diese Annahme eines irgendwie gearteten Weiterexistierens nach dem Tod des Körpers verlieren die meisten bzw. alle Religionen weitgehend ihre Anziehungskraft. Die Religionsvertreter müssen also unbedingt am Glauben an die Unsterblichkeit der Seele, an ein Weiterleben nach dem Tode und den restlichen Verbleib der Seele in der Hölle oder im Himmel festhalten.
Mit geändertem Blick auf die Erfolge der modernen Hirnforschung beerdigt die Philosophie des 21. Jahrhunderts die großen Menschheitsfragen:
Wenn man (in naher Zukunft) in einem MRT (Magnetresonanztomograph) zeigen kann, wo der Sitz religiöser Gefühle im Gehirn lokalisiert ist und dieses Areal mittels elektrischer Impulse so manipulieren kann, das der Proband, je nach Behandlung, zu einem tiefgläubigen Christen oder entspannten Atheisten werden kann, bricht schon damit nahezu jedes theologische Menschenbild der letzten 2500 Jahre auseinander.
Gefühle und Erfahrungen lassen sich kurzschließen oder überbrücken. Gott lässt sich „implantieren“.
Der Mensch unterscheidet sich nur unwesentlich vom Tier. Der Begriff „Seele“ muss unbedingt in Anführungszeichen gesetzt werden und wir müssen wahrnehmen, dass die Wahrnehmung unserer inneren Welt eine Simulation des Gehirns ist, die so perfekt erscheint, dass wir sie mit unserer Identität verwechseln.
Die Theologie des 21. Jahrhunderts scheut offenbar jene Fragen, die ihrer Existenz am ehesten Berechtigung geben. Weil sie fühlt, was auf dem Spiel steht? Oder ist es nicht mehr relevant, ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder ob die „Seele“ mehr als ein leicht zu manipulierendes, auf`s engste mit der grauen Masse zwischen unseren Ohren korreliertes Konstrukt ist? Die Hirnforschung hat auf diese Fragen geantwortet, ohne Rücksicht darauf, ob das Fazit für unser Selbstverständnis desillusionierend ausfällt. Das ging schon Darwin so.
Da wir heute psychische Vermögen und Phänomene ausschließlich in Verbindung mit Hirnprozessen beobachten können, erscheint heute jeder Glaube an “Gespenster” – also immaterielle geistige Wesen wie Elfen, Trolle, Geister, Seelen, Engel, Dämonen, Teufel, Götter, die es auch noch gibt – obsolet.
Was Religioten heute noch von der „Unsterblichkeit der Seele“ uns einreden wollen, zeigt ein Video von Edi Maurer, vom „Universellen Leben“, bei Youtube. Schöne Naturaufnahmen aber sonst ein sinnloses und unglaubwürdiges Gerede. Beim Anhören des Videos musste ich öfter laut lachen.
Das Jenseits - wo werden wir sein?
https://www.youtube.com/watch?v=WOxcAbUb_0E
Viel Spaß beim Ansehen!
Was beim Sterben wirklich geschieht | Peter Fenwick im Gespräch
https://www.youtube.com/watch?v=bqM92biu4r0
Er beschreibt die Phasen im Sterbeprozess und beleuchtet die Notwendigkeit des „Loslassens“, gibt aber auch Einblicke in faszinierende andere Phänomene, die in Todesnähe häufig vorkommen: Lichterscheinungen, ungewöhnliches Verhalten von Tieren, Sterbebettvisionen, Nachtodkontakte und ähnliches. Die Untersuchung von Phänomenen in Todesnähe steht auch in engem Zusammenhang mit der Bewusstseinsforschung. Sie ermöglicht ein vertieftes Verständnis nicht nur dafür, was beim Sterben geschieht, sondern auch über das Wesen des Menschseins.
Zu Moses Zeiten und auch später gab es noch keine Vorstellung von der ewigen Seligkeit bei den Israeliten. Den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele haben die Israeliten erst nach der Babylonischen Gefangenschaft von den Chaldäern oder anderen Völkern übernommen. Dieser Glaube hat dann tatsächlich erst seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. eine größere Rolle gespielt.
Ein Glaube ist immer an Hirnfunktionen gebunden. Heute finden wir – im Unterschied zu früheren Generationen – keinerlei Hinweise mehr darauf, dass geistig-seelische Vermögen oder Phänomene unabhängig von Hirnfunktionen auftreten könnten. Die Leitidee der modernen Hirnforschung ist, dass sämtliche psychischen Vermögen und Phänomene, soweit wir diese kennen und überhaupt als solche identifizieren können, von Hirnfunktionen (bzw. den Funktionen eines Nervensystems) und letztlich von einem intakten Organismus abhängen. Was das Auge für das Sehen ist, ist das Gehirn für die Gesamtheit der psychischen Vermögen im Menschen, das heißt für Wahrnehmung, Gefühle, Erinnerungen, Denken usw.
Anders formuliert lautet die These: Es gibt keine psychischen Phänomene ohne Hirnfunktion. Und schon gar nicht gibt es dann rein geistige, immaterielle, übernatürliche Wesenheiten, die irgendetwas sehen, hören, fühlen, beabsichtigen oder physisch bewirken könnten.
Das Schicksal des Gehirns nach dem Tod steht fest: es zerfällt oder wird verbrannt. Wenn der Teilverlust von Hirnfunktionen durch Verletzungen oder Erkrankungen zu einem Teilverlust psychischer Vermögen und Phänomene führt, dann liegt es auf der Hand davon auszugehen, dass der unwiderrufliche Gesamtverlust aller Hirnfunktionen im Tod zu einem Gesamtverlust sämtlicher psychischer Fähigkeiten und Vermögen führt.
Wenn der Geist (bzw. die Seele) bereits beim bloßen Einschlafen und bei jeder Narkose „den Geist aufgibt“, wie sollte er dann den Hirntod überdauern können?
Es steht unwiderruflich fest: Der Tod ist der Tod der ganzen Person, das Ende auch ihres geistig-seelischen Lebens.
Ein Weiterleben nach dem Tod als dieselbe Person, jedoch ohne den Körper, ein Fortleben als immaterielle, erlebnisfähige Seele ohne Gehirn in einer Jenseits-Welt oder eine Abtrennung der Seele vom Körper im Moment des Todes ist auf der Basis all dessen, was wir heute über den engen Zusammenhang von Gehirn und Geist wissen, in höchstem Maße ausgeschlossen.
Und Gott?
Es lässt sich beobachten, dass Menschen nach Schädigungen des Frontalhirns Schwierigkeiten haben, einen Willensentschluss zu fassen, soziale Regeln zu beachten oder sich in andere Personen einzufühlen. Andere verlieren die Fähigkeit, sich etwas zu merken, nachdem ein vorübergehender Sauerstoffmangel die beiden Hippocampi in der Tiefe ihrer Schläfenlappen zerstört hat.
Psychische Funktionen kennen und verstehen wir heute nur noch als natürliche Funktionen in engem Zusammenhang mit Hirnphysiologie. Wie also könnte Gott, der kein Gehirn, kein Stirnhirn, keine Hippocampi hat, etwas „wollen“, „Mitgefühl empfinden“, uns „lieben“ oder „sich alles merken, was wir im Laufe unseres Lebens getan haben“?
Die religiöse Rede von Gott erweist sich im Spiegel der Kognitiven Neurowissenschaften als in hohem Maße anthropomorph, d.h. gestaltet nach menschlichen Vorstellungen. Und die Rede von Gott wäre vermutlich ja auch völlig unverständlich, wäre sie es nicht.
Ohne diese Annahme eines irgendwie gearteten Weiterexistierens nach dem Tod des Körpers verlieren die meisten bzw. alle Religionen weitgehend ihre Anziehungskraft. Die Religionsvertreter müssen also unbedingt am Glauben an die Unsterblichkeit der Seele, an ein Weiterleben nach dem Tode und den restlichen Verbleib der Seele in der Hölle oder im Himmel festhalten.
Mit geändertem Blick auf die Erfolge der modernen Hirnforschung beerdigt die Philosophie des 21. Jahrhunderts die großen Menschheitsfragen:
- Was bedeutet es zu wissen, dass unabhängig vom Gehirn keine Seele existieren kann; dass mit der Beschädigung oder dem Tod desselben auch unser Ich verschwinden muss? Und dennoch belohnt uns das Gehirn dafür, an einen Gott und ein Leben nach dem Tod zu glauben!
- Was bedeutet es zu wissen, dass das Unbewusste einen Narren aus uns macht und wir keine Möglichkeit haben, es zurück zu verfolgen, obwohl wir seine Funktionsweise erklären können; dass wir uns der Illusion eines freien Willens hingeben, weil das Unbewusste die Konsequenzen der Erkenntnis über die Realität für zu deprimierend hält, um sie uns ungeschminkt ins Bewusstsein durch zu reichen?
Wenn man (in naher Zukunft) in einem MRT (Magnetresonanztomograph) zeigen kann, wo der Sitz religiöser Gefühle im Gehirn lokalisiert ist und dieses Areal mittels elektrischer Impulse so manipulieren kann, das der Proband, je nach Behandlung, zu einem tiefgläubigen Christen oder entspannten Atheisten werden kann, bricht schon damit nahezu jedes theologische Menschenbild der letzten 2500 Jahre auseinander.
Gefühle und Erfahrungen lassen sich kurzschließen oder überbrücken. Gott lässt sich „implantieren“.
Der Mensch unterscheidet sich nur unwesentlich vom Tier. Der Begriff „Seele“ muss unbedingt in Anführungszeichen gesetzt werden und wir müssen wahrnehmen, dass die Wahrnehmung unserer inneren Welt eine Simulation des Gehirns ist, die so perfekt erscheint, dass wir sie mit unserer Identität verwechseln.
Die Theologie des 21. Jahrhunderts scheut offenbar jene Fragen, die ihrer Existenz am ehesten Berechtigung geben. Weil sie fühlt, was auf dem Spiel steht? Oder ist es nicht mehr relevant, ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder ob die „Seele“ mehr als ein leicht zu manipulierendes, auf`s engste mit der grauen Masse zwischen unseren Ohren korreliertes Konstrukt ist? Die Hirnforschung hat auf diese Fragen geantwortet, ohne Rücksicht darauf, ob das Fazit für unser Selbstverständnis desillusionierend ausfällt. Das ging schon Darwin so.
Da wir heute psychische Vermögen und Phänomene ausschließlich in Verbindung mit Hirnprozessen beobachten können, erscheint heute jeder Glaube an “Gespenster” – also immaterielle geistige Wesen wie Elfen, Trolle, Geister, Seelen, Engel, Dämonen, Teufel, Götter, die es auch noch gibt – obsolet.
Was Religioten heute noch von der „Unsterblichkeit der Seele“ uns einreden wollen, zeigt ein Video von Edi Maurer, vom „Universellen Leben“, bei Youtube. Schöne Naturaufnahmen aber sonst ein sinnloses und unglaubwürdiges Gerede. Beim Anhören des Videos musste ich öfter laut lachen.
Das Jenseits - wo werden wir sein?
https://www.youtube.com/watch?v=WOxcAbUb_0E
Viel Spaß beim Ansehen!
Was beim Sterben wirklich geschieht | Peter Fenwick im Gespräch
https://www.youtube.com/watch?v=bqM92biu4r0
Er beschreibt die Phasen im Sterbeprozess und beleuchtet die Notwendigkeit des „Loslassens“, gibt aber auch Einblicke in faszinierende andere Phänomene, die in Todesnähe häufig vorkommen: Lichterscheinungen, ungewöhnliches Verhalten von Tieren, Sterbebettvisionen, Nachtodkontakte und ähnliches. Die Untersuchung von Phänomenen in Todesnähe steht auch in engem Zusammenhang mit der Bewusstseinsforschung. Sie ermöglicht ein vertieftes Verständnis nicht nur dafür, was beim Sterben geschieht, sondern auch über das Wesen des Menschseins.