Säkularisierung und Desäkularisierung der Religionen in heutiger Zeit

Diskussionen rund um Glaubensfragen

Moderatoren: niels, Kirche und Religionen

Forumsregeln
Glaube und Religion im Eichsfeld Wiki:
Religion im Eichsfeld
Kategorie: Religion im Eichsfeld
Kirchen im Eichsfeld
Benutzeravatar
Atheisius
Senior- Mitglied
Beiträge: 1522
Registriert: Donnerstag 24. September 2015, 16:40
PLZ: 11111

Säkularisierung und Desäkularisierung der Religionen in heutiger Zeit

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Säkularisierung (Rückgang der Religionen) ist eine negative Tendenzaussage über die Religiosität in westlichen, nicht religiös dominierten, also christlichen Gesellschaften.

Findet sie sich auch in nichtwestlichen Gesellschaften, in denen die „große Trennung“ von Religion und Staat nicht oder nur rudimentär vollzogen wurde und in denen die Religionen sich nicht als Kirche organisiert haben und der Glauben nicht als Glaubensbekenntnis kodifziert wurde?
Oder steht ihr in nichtwestlichen Ländern ein Wachstum der Religiosität entgegen, dass aufgrund der Proportionen der Bevölkerungen auch die Entwicklung weltweit charakterisiert?

Sind wir Zeitzeugen einer „Desäkularisierung (Wiederauflebung der Religionen) der Welt“?

Heute drängen sich Islamische oder evangelikale Bewegungen in den Vordergrund des religiösen – und politischen – Lebens in den USA, Südamerika und im Nahen wie Fernen Osten.

Aber solche Indizien sprechen nur dann für ein Wiederaufleben der Religion, wenn ihr Gewicht in der Entwicklung des Bevölkerungsquerschnitts im jeweiligen Land eingeschätzt wird. Wie die Säkularisierung findet die „Desäkularisierung“ auf der Bühne von Nationalgesellschaften statt.

Die Desäkularisierung „der Welt“ kann bei der gegebenen Säkularisierung des Westens nur eine Desäkularisierung der nichtwestlichen Länder sein.

Ein Aufleben der Religiosität lässt sich am Anteil der Mitglieder der Religionen der Welt an der Weltbevölkerung ablesen.

Die Zugehörigkeit zu Religionen ist die einzige Dimension der Religiosität, zu der in der Tat weltweit – über alle Länder und alle Religionen – Zeitreihen vorliegen, die teils aus Bevölkerungszensen und teils aus Befragungen stammen.

Eine langfristig weit zurückreichende und eine an sie anschließende kurzfristig rezente Zeitreihe sollen vorgestellt werden:

Langfristig, zwischen 1910, 1950 und 1970, geht der Anteil der Religionsmitglieder an der Weltbevölkerung von 98,8% und 99,3% auf 81,1% zurück, um dann wieder bis 2000 und 2010 auf 85,0% und 86,5% zu steigen; aber der jüngste Anstieg ist durch den Zusammenbruch des Kommunismus und die anschließende staatliche Förderung der orthodoxen Kirchen Osteuropas verursacht.

Während über den gleichen Zeitraum das Christentum trotz der Säkularisierung des Westens und aufgrund der Missionserfolge außerhalb des Westens bei 33–34% konstant bleibt, wachsen die übrigen Religionen keineswegs durchweg:

Die Hindus bleiben bei rund 13% konstant, die Buddhisten fallen monoton von 7,9% auf 5,8%, lediglich der Islam wächst monoton von 12,6% auf 21,5% an.
Global, über alle Religionen und alle Länder, geht die Religionszugehörigkeit also zwischen 1910 und 1970 zurück.

Kurzfristig, zwischen 1970 und 2016, findet sich zunächst ein Anstieg der Religionszugehörigkeit weltweit von 80,7% auf 88,8%, also ein Wachstum um 8,1 Prozentpunkte.

Wie die Theorie einer Säkularisierung des Westens erwartet, geht die Religionszugehörigkeit in Westeuropa von 90,5% um 15,7 Prozentpunkte und in Australien und Neuseeland von 94,5% um 21,6 Prozentpunkte zurück.

Aber entgegen der Erwartung einer weltweiten Revitalisierung der Religion steigt sie weder in Afrika noch in Lateinamerika noch in Nordamerika an, sondern geht von 99,8, 97,5 und 95,0 um 0,5, 1,3 und 11,7 Prozentpunkte zurück.

Und der Anstieg der Religionszugehörigkeit ist wiederum vor allem dem Ende des Staatsozialismus zu verdanken: In Zentralasien steigt die Religionszugehörigkeit von 53,4% um 42,7 Prozentpunkte an, in Osteuropa von 62,8% um 29,2 Prozentpunkte.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 87 Gäste