Christliche Ethik

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Christel
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Christliche Ethik

Ungelesener Beitrag von Christel »

Christliche Ethik ist eine Grunddisziplin der Theologie und wird der systematischen Theologie zugeordnet. Die christliche Ethik stellt einen Gegensatz zur philosophischen, „weltlichen“ Ethik dar. Die philosophische Ethik möchte Normen und Regeln begründen, die jeder Mensch, unabhängig von seiner Glaubenseinstellung oder seiner Weltanschauung, akzeptieren kann. Die Fragen nach richtigem Handeln und nach der individuellen Freiheit stehen im Vordergrund. Man untersucht den Gehalt von Moral und hinterfragt kritisch, was Moral bedeutet. Dazu gehört auch die Definition von Werten und des „Guten“.

Die christliche Ethik befasst sich ebenfalls mit Werten, Tugenden und Moral. Allerdings beruft sie sich auf die Bibel und auf Jesu Wirken, denn davon ist der Findungsprozess der Definition des Guten abhängig. Nur durch die Betrachtung von Gott und dem Studieren der Heiligen Schrift wird in der christlichen Ethik deutlich, was gute Sitten, Moral und Gerechtigkeit sind.
Mehr: https://www.herder.de/hk/schlagwoerter/ ... che-ethik/

So weit so richtig. Natürlich geht jemand der christlich sozialisiert ist anderes an das Thema heran. Doch stellt die christliche Ethik wirklich einen Gegensatz zur philosophischen, „weltlichen“ Ethik dar?

Paulus weißt in Römer 2,14f. darauf hin, dass Menschen ein Gewissen haben, welches unabhängig von der Religion bzw. einem vorgegebenen Gesetz in die richtige Richtung weißt:
Denn wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur aus das tun, was im Gesetz gefordert ist, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz. Sie zeigen damit, dass ihnen die Forderung des Gesetzes ins Herz geschrieben ist; ihr Gewissen legt Zeugnis davon ab, ihre Gedanken klagen sich gegenseitig an und verteidigen sich.
CS. Lewis nennt Beispiele „Jeder von uns hat schon einmal zugehört, wie andere sich streiten.“ … (http://www.kath-info.de/naturrecht.html)
Und resümiert:
Es scheint, als wüßten beide Seiten um eine Art Gesetz oder Regel von Fair play, von anständigem Benehmen oder Sittlichkeit oder wie man es nennen will, über die sie sich einig sind. Und sie sind es in der Tat. Sonst würden sie sich wohl bekämpfen wie die Tiere, aber streiten im eigentlich menschlichen Sinne könnten sie nicht. Streiten heißt doch, dem anderen zeigen wollen, daß er im Unrecht ist. Das aber wäre gar nicht möglich, wenn es zwischen den Parteien keine Übereinstimmung darüber gäbe, was Recht und Unrecht ist, genauso, wie man einem Fußballspieler nicht vorwerfen kann, er habe ein »Foul« begangen, wenn es keine Fußballregeln gibt.
http://www.kath-info.de/naturrecht.html
Und weiter schreibt er:
Diese Regel oder dieses Gesetz, das bestimmt, was unter Menschen als Recht oder Unrecht zu gelten hat, kannte man früher unter der Bezeichnung »Naturrecht«.
Im Unterschied zu den Naturgesetzen stellt C.S. Lewis fest:
Ein Körper hat keine Wahl, ob er dem Gesetz der Schwerkraft gehorchen will oder nicht. Der Mensch dagegen kann wählen, ob er dem Gesetz der menschlichen Natur gehorchen oder es mißachten will.
Das bedeutet jede Ethik, ob weltlich oder christlich müsste eigentlich hiervon ausgehen.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Christel
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Re: Christliche Ethik

Ungelesener Beitrag von Christel »

In den ersten Texten der Bibel wird nicht selten übersehen, dass auch die Erzählung vom Sündenfall zu den Schöpfungserzählungen gehört und ebenfalls Unterschiede zwischen Mensch und Tier nennt:

Nur der Mensch hat vom „Baum“ der Erkenntnis von Gut und Böse „gegessen“.
Nur der Mensch erkennt sich so selbst und seine eigene Nacktheit,
nur der Mensch schämt sich deswegen,
nur der Mensch schiebt die Schuld auf andere und will sich so der Verantwortung entziehen.

Wer diese Dimension der Menschseins bestreitet, (Schmidt-Salomon zufolge existiere kein „Böse“ oder „Gut“ an sich, dabei handele es sich vielmehr um eine „Wahnidee“. Jenseits von Gut und Böse), der setzt den Menschen mit dem Tier gleich. (Michael Schmidt-Salomon sieht hier tatsächlich keinen großen Unterschied.)

Im Tierreich gilt die Macht des Stärkeren. Dieses bedarf hier keiner Begründung, schon gar nicht einer ethischen.

Will jedoch ein Mensch sich Vorteile verschaffen, dann setzt er nicht allein auf seine Stärke, sondern sieht sich gezwungen, sein eigenes Verhalten, ethisch zu begründen. Der andere Mensch, der dadurch Nachteile erleidet oder der beim Durchsetzen solcher Interessen im Wege steht, ist dann nicht so wertvoll, selbst schuld oder

Wladimir Putin:
„Jedes Volk, und insbesondere das russische Volk, wird immer die wahren Patrioten von dem Abschaum und den Verrätern unterscheiden können, um diese einfach auszuspucken wie eine Mücke, die versehentlich in ihren Mund geflogen ist.“
https://www.tagesspiegel.de/politik/aus ... 72226.html
Daraus folgt, eine christliche Ethik muss diese natürliche Verfasstheit der Menschen anerkennen und reflektieren.

Eigentlich müsste jede Ethik davon ausgehen, auch weltliche Ethik und darf das nicht einfach in Abrede stellen, wie es Michael Schmidt-Salomon tut mit welcher Begründung auch immer. Und eigentlich müsste gerade eine Ethik, die naturalistisch sein will, dies anerkennen. Allerdings ist dieses »Naturrecht« nicht Bestandteil des Evolutionstheorie und des Tierreiches.
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Christel
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Re: Christliche Ethik

Ungelesener Beitrag von Christel »

Einen weiteren Unterschied zwischen Mensch und Tier beschreibt die Vision Daniels (Daniel 7):
„Die vier Winde des Himmels wühlten das große Meer auf. Dann stiegen aus dem Meer vier große Tiere herauf“ … „Danach sah ich in meinen nächtlichen Visionen ein viertes Tier; es war furchtbar und schrecklich anzusehen und sehr stark; es hatte große Zähne aus Eisen. Es fraß und zermalmte alles, und was übrig blieb, zertrat es mit den Füßen.“

Menschen, wie Tiere! Sie sind schrecklich und haben Macht. Und dann endlich, ein wirklicher Mensch:
Da kam mit den Wolken des Himmels einer wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt. Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter.
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Re: Christliche Ethik

Ungelesener Beitrag von Christel »

Anders als die Evolutionstheorie, die auf die Durchsetzung des Starken bzw. auf Anpassung basiert, beinhaltet die christliche Ethik die Option für die Schwachen.

Christliche Ethik, wie ich sie verstehe, geht nicht vom Tierreich aus, nicht von der Evolutionstheorie, baut nicht auf die Macht des Stärkeren, sondern ausgehend vom Naturrecht von dem C.S. Lewis spricht, liegt bei der christlichen Ethik der Fokus auf die Schwachen, die Unrecht Leidenden…

Begründet wird das durch den Gott, der Sklaven befreit, „dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus“ (Exodus 20,2) und der gebietet die Rechte der Mitmenschen zu achten.

Der Gott, der Mensch wird, aber nicht im Königspalast zur Welt kommt, sondern in einem Stall, da woanders kein Platz für ihn ist.

Der Gott, der als Mensch, die Armen… selig preist, denn ihnen gilt seine Heilzusage.

Der, der Menschen sieht, von denen andere meinen, sie seien nicht gut genug, ein „Freund der Zöllner und Sünder“ (Lukas 7,34).

Ja, dem selbst Unrecht geschieht, der gemieden, verurteilt und hingerichtet wird, der leidende Gottesknecht:
Er hatte keine schöne und edle Gestalt, sodass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm. Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht. Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen, wegen unserer Sünden zermalmt.(Jesaja 53,2-5)
Die christliche Ethik, die christliche Option für die Schwachen, für die, denen Unrecht geschieht, ist eng verwoben mit der christlichen Hoffnung:
Ich erinnere euch, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht.
Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet werden, wenn ihr festhaltet an dem Wort, das ich euch verkündet habe, es sei denn, ihr hättet den Glauben unüberlegt angenommen. Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe:
Christus ist für unsere Sünden gestorben, / gemäß der Schrift,
und ist begraben worden.
Er ist am dritten Tag auferweckt worden, / gemäß der Schrift,
und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. (1.Korinter 15,1-5)
Nicht Wissen und Rationalität stehen im Zentrum der christlichen Ethik, sondern die Liebe:
Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.

Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts.

Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib opferte, um mich zu rühmen, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts.

Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.

Die Liebe hört niemals auf.
Prophetisches Reden hat ein Ende, Zungenrede verstummt, Erkenntnis vergeht.
Denn Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk.

Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.
Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.

Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe. (1. Korinther 13)
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Holuwir
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Re: Christliche Ethik

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Christel hat geschrieben: Samstag 19. März 2022, 18:30 Wladimir Putin:
„Jedes Volk, und insbesondere das russische Volk, wird immer die wahren Patrioten von dem Abschaum und den Verrätern unterscheiden können, um diese einfach auszuspucken wie eine Mücke, die versehentlich in ihren Mund geflogen ist.“
Das erinnert mich doch sehr an die christlich-biblischen Worte, Off. 3,14-16:
Dieses sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes:
Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest! So, weil du lau bist und weder kalt noch warm, so werde ich dich ausspeien aus meinem Mund.
Christel
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Re: Christliche Ethik

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ja ich sehe, es ist aus dem Sendschreiben an die Gemeinde in Laodizea.

Das Ausspucken ist jedoch die einzige Ähnlichkeit.
Die Gemeinde wird weder als „Abschaum“ oder als „Verräter“ bezeichnet, noch mit Mücken verglichen. Sondern mit lauwarmem Trinkwasser, was wirklich nicht sehr genussvoll ist.
Es ist eine reiche und selbst zufriedene Gemeinde und genau dies wird ihr zum Vorwurf gemacht.

Der Gemeinde wird außerdem gesagt, dass sie geliebt wird. Es ist ein Umkehrruf:
Wen ich liebe, den weise ich zurecht und nehme ihn in Zucht. Mach also Ernst und kehr um! Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn einer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und Mahl mit ihm halten und er mit mir. Wer siegt, der darf mit mir auf meinem Thron sitzen, so wie auch ich gesiegt habe und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. (Offenbarung 3.19-22) https://www.bibelwerk.shop/einheitsuebersetzung
Ich denke nicht, dass Wladimir Putin, den Menschen, die er als Abschaum, Verräter und Mücken bezeichnete damit sagen wollte, dass er sie liebt und zur Umkehr rufen will. Nein, das war eine Drohung!

Da fällt mir noch ein Unterschied zwischen weltlicher und christlicher Ethik ein oder vielleicht besser gesagt, zwischen Revolutionären… und geduldigen Christen:
- Die einen schaffen die Hölle selbst und bereiten ihren Mitmenschen die Hölle.
- Christen erwarten die Gerechtigkeit in einer jenseitigen Welt: Himmel, Hölle, Fegefeuer, außer Allversöhner oder Zeugen Jehovas, die die Schlacht von Armageddon erwarten.

Im Gleichnis vom Unkraut und Weizen (Matthäus 13,24-30) fragen die Knechte bezüglich des Unkrauts: „Sollen wir gehen und es ausreißen?“
Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt. Lasst beides wachsen bis zur Ernte

Menschen maßen sich zwar an, Unkraut und Weizen zu unterscheiden, können es in Wirklichkeit aber selten oder nie.
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Christel
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Re: Christliche Ethik

Ungelesener Beitrag von Christel »

In meinem ersten Beitrag steht:
Christel hat geschrieben: Samstag 19. März 2022, 17:27
Christliche Ethik ist eine Grunddisziplin der Theologie und wird der systematischen Theologie zugeordnet.
Mit verweis Paulus (Römer 2,14f.) sowie auf und C.S. Lewis (http://www.kath-info.de/naturrecht.html) habe ich es jedoch am natürlichen Gerechtigkeitsempfinden der Menschen festgemacht. Das scheint zwar mitunter zu schlafen, wenn es um andere Menschen geht, meldet sich aber wenn man selbst betroffen ist. Wenn Täter dem Opfer die Schuld zuschieben, dann muss das nicht unbedingt nur Taktik sein, sondern kann auch nötig sein, um das eigene Gewissen zu beruhigen.

Das ist kein rein christlicher Ansatz, auch kein philosophischer Ansatz, sondern ein allgemein menschlicher psychologischer Ansatz.

Ansonsten ist die Ethik Teil der praktische Philosophie
Nachdem, was ich in letzter Zeit über Humanismus gelesen habe, wo es ja nicht zuletzt auch um die Ethik geht, sind mir Zweifel gekommen, ob man rein philosophisch eine allgemeingültige säkulare Ethik begründen kann.

Unethisches Handeln nennt man im Christentum übrigens Sünde!
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Re: Christliche Ethik

Ungelesener Beitrag von Christel »

Christel hat geschrieben: Samstag 19. März 2022, 20:17
Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe. (1. Korinther 13)
Glaube, Hoffnung und Liebe werden hier als theologische Tugenden bezeichnet:
Die theologischen Tugenden, auch göttliche Tugenden, christliche Tugenden oder eingegossene Tugenden, sind Glaube, Liebe und Hoffnung. Im Gegensatz zu den zehn Geboten sind diese drei Tugenden keine konkreten Handlungsvorschriften, sondern von Christen verlangte Einstellungen bzw. innere Haltungen. Sie werden von den vier aus der antiken Philosophie übernommenen Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung ergänzt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Theologische_Tugenden
Die Barmherzigkeit wird hier merkwürdiger Weise nicht genannt, doch Barmherzigkeit ist ein Wesensmerkmal des Christseins:
„Die Barmherzigkeit ist an sich die größte Tugend, da sie dazu gehört, sich an andere zu wenden und noch mehr ihren Mängeln zu helfen.“ — Thomas von Aquin
Quelle: https://beruhmte-zitate.de/zitate/20079 ... te-tugend/
Ohne Barmherzigkeit sterbe der Glaube, sagte der Papst. "Lasst uns nicht einen halbherzigen Glauben leben, der empfängt, aber nicht gibt, der das Geschenk annimmt, aber selbst nicht zur Hingabe bereit ist", mahnte er. https://www.katholische-sonntagszeitung ... 1-08-47-00
Nach christlichem Verständnis ist Barmherzigkeit nicht nur eine menschliche Tugend. Der Mensch soll barmherzig sein, weil Gott ein barmherziger Vater ist. Und wer Jesus sieht, der sieht Gott, der weiß wie Gott ist:
Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns. Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen (Johannes 14,8f.)
Und als Jesus in seinem Haus bei Tisch war, siehe, viele Zöllner und Sünder kamen und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen?

Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Geht und lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer! Denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder. (Matthäus 9,10-13)
So wie Jesus Christus ist, so ist Gott der Vater:
Jesus „Christus ist für unsere Sünden gestorben“ (1. Korinther 15,3), so heißt es in dieser altchristlichen Deutung. Gott ist den Menschen ein Vater, der die Schuld vergibt.

Gewalt bringt Gewalt hervor. Unbarmherzig sein, kann selbst noch ein Mensch, der auf die Pflege und das Wohlwollen andere Menschen angewiesen ist. Solange das Mundwerk geht, kann er seinen Pflegern das Leben zur Hölle machen.
Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Großen ihre Vollmacht gegen sie gebrauchen.
Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein.
Wie der Menschensohn nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele. (Markus 10,42-45; Matthias 20,25-28)
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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