Die Rache Gottes ist das Kreuz

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Christel
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Die Rache Gottes ist das Kreuz

Ungelesener Beitrag von Christel »

Während die Menschen unbekümmert Survival of the Fittest spielen und zwar auf allen Gebieten auch auf dem Gebiet der Moral
(4. Atheisten sind moralischer) und gern meinen, sie selbst bzw. ihre Gruppe und damit automatisch sie selbst, seien besser als andere Menschen,
während Menschen sich selbst unbedingt als Sieger sehen wollen und, um es mit dem Bild der apokalyptischen Reiter in der Offenbarung des Johannes zu sagen:
ausziehen zuerst mit einem weißen Pferd, um zu siegen,
das führt zum Krieg und das Pferd wird rot, so rot wie das vergossene Blut,
dann wird das Pferd schwarz, die Preise steigen, die Folge des Krieges ist Hunger
und schließlich wird das Pferd fahl, die Folge von all dem sind Krankheit und Tod.

Menschen wollen Sieger sein und so wurde im deutschen Sprachraum das Wort Opfer zum Schimpfwort, wer zum Opfer wird, der ist nichts wert.

„Die Rache Gottes ist das Kreuz“, das Opfer. – Doch wir tut uns schwer mit den „Kreuzen“, die wir zu tragen haben und mit dem Kreuz Christi, damals wie heute stoßen wir uns daran, es erscheint uns unvernünftig, als Dummheit oder Torheit wie Paulus in 1. Korinther 1,18ff schreibt.

Und daher beschreibt es Paulus als die Umkehrung der oben geschilderten Verhältnisse:
„das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten“ https://www.bibelwerk.at/pages/katholis ... bersetzung
Trotz allem steht für Paulus fest, Gott ist weise:
Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. (1. Kor. 21)
Und Benedikt XVI. stimmt dem zu:
Ist es nur griechisch zu glauben, daß vernunftwidrig zu handeln dem Wesen Gottes zuwider ist, oder gilt das immer und in sich selbst? Ich denke, daß an dieser Stelle der tiefe Einklang zwischen dem, was im besten Sinn griechisch ist, und dem auf der Bibel gründenden Gottesglauben sichtbar wird. Den ersten Vers der Genesis, den ersten Vers der Heiligen Schrift überhaupt abwandelnd, hat Johannes den Prolog seines Evangeliums mit dem Wort eröffnet: Im Anfang war der Logos. Dies ist genau das Wort, das der Kaiser gebraucht: Gott handelt „σὺν λόγω”, mit Logos. Logos ist Vernunft und Wort zugleich – eine Vernunft, die schöpferisch ist und sich mitteilen kann, aber eben als Vernunft. https://www.vatican.va/content/benedict ... html#_ftn5
In seiner Predigt "Neue Messe München, Sonntag, 10. September 2006, sagt Benedikt XVI.:
In der ersten Lesung sagt der Prophet zu einem unterdrückten Volk: „Die Rache Gottes wird kommen“ (vgl. 35,4). Wir können uns gut ausdenken, wie die Menschen sich das vorgestellt haben. Aber der Prophet selber sagt dann, worin diese Rache besteht, nämlich in der heilenden Güte Gottes.

Und die endgültige Auslegung des Prophetenwortes finden wir in dem, der für uns am Kreuz gestorben ist – in Jesus, dem menschgewordenen Sohn Gottes, der uns hier so eindringlich anschaut. Seine „Rache“ ist das Kreuz: das Nein zur Gewalt, die „Liebe bis zum Ende“. Diesen Gott brauchen wir.
https://www.vatican.va/content/benedict ... unich.html
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Christel
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Re: Die Rache Gottes ist das Kreuz

Ungelesener Beitrag von Christel »

Wie oben dargelegt, es entspricht keineswegs dem menschlichen Selbstverständnis, weder damals noch heute, in einem Hinrichtungswerkzeug ein Heilszeichen zu sehen. Wie konnte das dennoch geschehen?

Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass das Kalkül zunächst aufgegangen war, der Anführer wurde hingerichtet und die Anhänger zerstreuen sich. So war es wohl auch. Zudem wurde die Hinrichtung als Schande empfunden. Nach menschlichem Ermessen war Jesus gescheitert und mausetot.
Was sich dann genau abgespielt hat, bleibt im Dunkeln. Stehen in den Evangelien Tatsachenberichte oder sind es spätere Erklärungsversuche… ? - Wer weiß...

Doch fest steht, die Jünger waren schließlich aufgrund von Erscheinungen, Visionen… überzeugt, dass Jesus lebt. Sie waren so felsenfest davon überzeugt, dass sie ihr Leben dafür gaben.

Natürlich verlangte das alles nach Deutung. Im 1. Brief des Paulus an die Korinther im Kapitel 15, heißt es nicht zufällig: „Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift“

"Gemäß der Schrift" und dies fanden sie in ihrer heiligen Schrift, die sie auf Christus hin deuteten:.
Jesaja 53
Er hatte keine schöne und edle Gestalt, / sodass wir ihn anschauen mochten.
Er sah nicht so aus, / dass wir Gefallen fanden an ihm.
3 Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, / ein Mann voller Schmerzen, / mit Krankheit vertraut.
Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, / war er verachtet; wir schätzten ihn nicht.
4 Aber er hat unsere Krankheit getragen / und unsere Schmerzen auf sich geladen.
Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, / von ihm getroffen und gebeugt.
5 Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen, / wegen unserer Sünden zermalmt.
Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm, / durch seine Wunden sind wir geheilt.
6 Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, / jeder ging für sich seinen Weg.
Doch der HERR ließ auf ihn treffen / die Schuld von uns allen.
7 Er wurde bedrängt und misshandelt, / aber er tat seinen Mund nicht auf.
Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, / und wie ein Schaf vor seinen Scherern verstummt, / so tat auch er seinen Mund nicht auf.
8 Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, / doch wen kümmerte sein Geschick?
Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten / und wegen der Vergehen meines Volkes zu Tode getroffen.
9 Bei den Frevlern gab man ihm sein Grab / und bei den Reichen seine Ruhestätte,
obwohl er kein Unrecht getan hat / und kein trügerisches Wort in seinem Mund war.
10 Doch der HERR hat Gefallen an dem von Krankheit Zermalmten. / Wenn du, Gott, sein Leben als Schuldopfer einsetzt,
wird er Nachkommen sehen und lange leben. / Was dem HERRN gefällt, wird durch seine Hand gelingen.
11 Nachdem er vieles ertrug, erblickt er das Licht. / Er sättigt sich an Erkenntnis.
Mein Knecht, der gerechte, macht die Vielen gerecht; / er lädt ihre Schuld auf sich.
12 Deshalb gebe ich ihm Anteil unter den Großen / und mit Mächtigen teilt er die Beute,
weil er sein Leben dem Tod preisgab / und sich unter die Abtrünnigen rechnen ließ.
Er hob die Sünden der Vielen auf / und trat für die Abtrünnigen ein.
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Christel
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Re: Die Rache Gottes ist das Kreuz

Ungelesener Beitrag von Christel »

Als Retter gepriesen, als König bejubelt, erniedrigt, verspottet, gedemütigt, hingerichtet.

Gescheitert!?

Oder doch ein König? Ein König anderer Art?
Es gibt eigentlich „Stoff“ genug, diese Kirche zu verlassen. Dass etwa immer noch gelehrt wird, Jesus „musste“ für die Sünden der Menschheit sterben.
Aus einem Leserbrief in „Christ in der Gegenwart“ Nr. 15/2022 Seite 6
Die Kirche provoziert mit ihrer Botschaft, noch immer!

Regt sie auch zum Nachdenken an?
Bin ich auf dem richtigen Weg?
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Re: Die Rache Gottes ist das Kreuz

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
„Die Rache Gottes ist das Kreuz“, das Opfer. – Doch wir tut uns schwer mit den „Kreuzen“, die wir zu tragen haben und mit dem Kreuz Christi, damals wie heute stoßen wir uns daran, es erscheint uns unvernünftig, als Dummheit oder Torheit wie Paulus in 1. Korinther 1,18ff schreibt.
Wo fängt religiöser Wahn eigentlich an?
Psychiatrie und Religion: Zwischen Glaube und Wahn

Psychische Störungen sind oft von religiösen Zwangsvorstellungen begleitet, sagt der Psychiater, Psychotherapeut und Religionswissenschaftler Peter Kaiser.

Bei der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie gibt es ein Fachreferat „Religiosität und Spiritualität“.

Eines ihrer Mitglieder ist Peter Kaiser, Professor für Religionswissenschaften an der Universität Bremen. Er hat sich viel mit der Rolle der Religion bei psychischen Erkrankungen beschäftigt.

Ich konnte ihn kurz vor seinem Abflug nach Beirut telefonisch interviewen und wollte zunächst von ihm wissen, wann man von religiösem Wahn als psychischer Störung spricht.

Drei Kriterien für religiösen Wahn

Einfach gesagt geht das auf Karl Jaspers zurück, den Philosophen und Psychiater. Er hat gesagt, Wahn bestehe dann, wenn jemand sich subjektiv ganz sicher sei. Also, das Kennzeichen sei die subjektive Gewissheit. Bei Religion, klar: Die Leute glauben mit einer Glaubensgewissheit, sonst wäre es ja fast eher Zweifel.

Das zweite Kriterium ist die Unkorrigierbarkeit durch Erfahrung. Wenn ich also sage: „Katzen können fliegen“, dann zeigt mir die Erfahrung, es ist eigentlich nicht so, und wenn ich weiterhin darauf beharre, dann würde das bei meiner sozialen Umgebung als etwas Seltsames gesehen werden.

Kriterium Nummer drei:
Das, was geglaubt wird, ist unmöglich. Und diese drei Kriterien können wir regelmäßig auf religiöse Inhalte anwenden.
Jetzt könnten wir sagen, alle Leute, die diese drei Kriterien erfüllen im religiösen Kontext, sind damit wahnsinnig oder leiden unter einem Wahn. Aber das kann man nicht sagen, denn, böse gesagt: Religion hat von der Wahrnehmung her ganz viel mit Subjektivität zu tun.

Soweit wir wissen, ist noch keiner wirklich aus dem Jenseits zurückgekehrt ,– wenn wir jetzt Jesus mal für die Gläubigen aussparen –, und könnte sagen, wie es drüben ist. :lol:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ps ... n-100.html

Holuwir schrieb ganz richtig:
Recht eigenartig mutet dabei an, wie die verschiedenen religiösen Gruppierungen, ob große Kirchen oder kleine Sekten ihre genauen Vorstellungen über Eigenschaften und Organisation der gar nicht existierenden geistigen Welt und ihrer erdachten Bewohner entwickelten und gegeneinander abgrenzen. Hier kämpft jeder gegen jeden. Nur die eigene Vorstellung ist richtig, die auf irgendwelchen mysteriösen Wegen direkt von Gott zu ihnen gelangt sei. Alles was damit nicht übereinstimmt, ist falsch. Wichtig ist nur die eigene Fiktion, die weit über die banale Wirklichkeit hinausgeht und damit auch der Wissenschaft für immer verborgen bleiben muss. Alternative Fakten halt. :roll:
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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Re: Die Rache Gottes ist das Kreuz

Ungelesener Beitrag von Christel »

Und in der neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eloï, Eloï, lema sabachtani?, das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Markus 15,34)
https://www.bibelwerk.at/pages/katholis ... bersetzung
Aus Psalm 22:
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, *
bleibst fern meiner Rettung, den Worten meines Schreiens?
3 Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort; *
und bei Nacht, doch ich finde keine Ruhe.
[…]
7 Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, *
der Leute Spott, vom Volk verachtet.
8 Alle, die mich sehen, verlachen mich, *
verziehen die Lippen, schütteln den Kopf:
[…]
5 Hingeschüttet bin ich wie Wasser, *
gelöst haben sich all meine Glieder,
mein Herz ist geworden wie Wachs, *
in meinen Eingeweiden zerflossen.
16 Meine Kraft ist vertrocknet wie eine Scherbe, /
die Zunge klebt mir am Gaumen, *
du legst mich in den Staub des Todes.
17 Denn Hunde haben mich umlagert, /
eine Rotte von Bösen hat mich umkreist. *
Sie haben mir Hände und Füße durchbohrt.
18 Ich kann all meine Knochen zählen; *
sie gaffen und starren mich an.
19 Sie verteilen unter sich meine Kleider *
und werfen das Los um mein Gewand.
PS: Dazu auch interessant:
„Eli, Eli, lema sabachthani“ = „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Siehe: https://auslegungssache.at/5622/eli-eli ... bachthani/
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Die Rache Gottes ist das Kreuz

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Dazu auch interessant:
„Eli, Eli, lema sabachthani“ = „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Ja wirklich, sehr interessant. Allerdings nur für Religioten mit einem religiösen Wahn!
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Die Rache Gottes ist das Kreuz

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Freitag 15. April 2022, 21:50
Dazu auch interessant:
„Eli, Eli, lema sabachthani“ = „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Ja wirklich, sehr interessant. Allerdings nur für Religioten mit einem religiösen Wahn!
Oder für Sprachwissenschaftler, Historiker, Neugierige … oder auch für ehrliche, kluge Atheisten, die den Ehrgeiz haben ihre Religionskritik sachgerecht, ehrlich und fundiert zu äußern.

Alle anderen interessiert das natürlich nicht!
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Re: Die Rache Gottes ist das Kreuz

Ungelesener Beitrag von Christel »

Fest steht, denn so erzählen es alle Evangelisten, dass die Jünger durch Jesu Verhaftung und Hinrichtung aufgegeben hatten und in alle Himmelsrichtungen auseinander liefen. Zudem konnte man gerade die Kreuzigung als Gottesurteil verstehen, welches zeigt, dass Jeus einen gotteslästerlichen Anspruch erhoben hatte an Gottes Stelle zu reden.

Fest steht: Dieselben Leute, die feige weggelaufen waren, fanden auf einmal wieder zusammen und begannen von Jesu Auferstehung zu erzählen.
Christel hat geschrieben: Freitag 8. April 2022, 18:03 Doch fest steht, die Jünger waren schließlich aufgrund von Erscheinungen, Visionen… überzeugt, dass Jesus lebt. Sie waren so felsenfest davon überzeugt, dass sie ihr Leben dafür gaben.
Auch das steht fest:
Christel hat geschrieben: Freitag 8. April 2022, 18:03Natürlich verlangte das alles nach Deutung. Im 1. Brief des Paulus an die Korinther im Kapitel 15, heißt es nicht zufällig: „Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift“
Fest steht, dass Paulus dies, was er im Frühjahr 55 den Korinthern schrieb, ihnen bereits 50/51 gepredigt hatte. Dabei betont Paulus ausdrücklich, dass er diese Überlieferung selber schon von anderen übernommen hat:
3 Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe:
Christus ist für unsere Sünden gestorben, / gemäß der Schrift,
4 und ist begraben worden. / Er ist am dritten Tag auferweckt worden, / gemäß der Schrift,
5 und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.
Diese Formel weicht zudem in Stil und Sprache von den sonstigen Formulierungen von Paulus ab.

Daher schlussfolgert Franz-Josef Ortkemper:
Der Apostel hat es offensichtlich kurz nach seiner Bekehrung in einer christlichen Gemeinde kennengelernt.
Man geht heute davon aus, dass Jesus im Jahr 30 oder 31 gekreuzigt wurde und Paulus im Jahr 33 Christ wurde.

Franz-Josef Ortkemper schreibt weiter den Text (1. Kor 15, 3-5) betreffend:
Die heutige Bibelwissenschaft ist sich einig, daß es spätestens um das Jahr 40 entstanden sein muss, eher früher. Da Paulus nach seiner Bekehrung längere Zeit in der Gemeinde von Antiochia in Syrien gelebt hat, könnte er es dort kennengelernt haben. Manche rechnen sogar mit seiner Entstehung in Jerusalem.
Quelle: Franz Josef Ortkemper: „Wäre Christus nicht auferstanden ... : Der Osterglaube der Christen, Stuttgart: Kath. Bibelwerk, ohne Jahr, Seite 6 ff.
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Re: Die Rache Gottes ist das Kreuz

Ungelesener Beitrag von Christel »

Christel hat geschrieben: Sonntag 24. April 2022, 18:08
Jesu Tod ist anderer Art: Er kommt nicht aus der Anmaßung des Menschen, sondern aus der Demut Gottes. Er ist notwendige Folge einer wahrheitswidrigen Hybris, sondern Vollzug eine Liebe, in der Gott selber zum Menschen heruntersteigt, um ihn wieder zu sich hinaufzuziehen. Der Tod Jesu ist nicht angesiedelt im Richterspruch am Ausgang des Paradieses, sondern in den Gottesknechtliedern.
Aus: Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.: „Jesus von Nazareth“ Zweiter Teil, Herder Verlag, 2011. Seite 278.
An selber Stelle nur eine Seite zuvor schreibt Joseph Ratzinger unter der Überschrift „Der Tod Jesu“:
Alles, was an ihm geschehen ist, ist Erfüllung der „Schrift“. Nur von der „Schrift“, dem Alten Testament, her kann man ihn überhaupt verstehen.
Dies gilt nicht nur für den Tod Jesu, sondern für sein gesamtes Leben, für seine Verkündigung und für seine Symbolhandlungen, wie die Wahl der Zwölf Apostel, in Entsprechung der zwölf Stämme Israels oder das Abendmahl in Entsprechung des Paschamahles.

Gleiches gilt für die Trinität und die Zwei-Naturen Christi. Beides wurde zwar erst Jahrhunderte später in philosophischer Form ausformuliert, findet sich jedoch bereits in den biblischen Texten. Man lese nur Johannes 1,1-18 oder das noch ältere Christuslied in Philipper 2,5-11.
Wird dies ausgeblendet oder geleugnet, dann ist Jesus möglicherweise ein Prophet oder „der größer Mensch, der je lebte“, aber doch nur ein Mensch. Dann ist Jesu Tod immer nur ein Menschenopfer, welches Gott fordert. Jesu Leben kann nicht mehr als „herabsteigen Gottes“ gedeutet werden und Jesu Tod nicht mehr als die liebende Selbsthingabe Gottes. Es wird nicht mehr gesehen, dass Gott selbst das Opfer bringt.

Das folgende Bild zeigt Wladimir Putin beim Ostergottesdienst mit dem Osterlicht, das Licht Christi, seine Auferstehung hat den Tod besiegt. Die drei ausgestreckten Finger symbolisieren die Dreifaltigkeit, die zwei übrigen Finger die zwei Naturen Christi:
Bild
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Re: Die Rache Gottes ist das Kreuz

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel:
Das folgende Bild zeigt Wladimir Putin beim Ostergottesdienst mit dem Osterlicht, das Licht Christi, seine Auferstehung hat den Tod besiegt. Die drei ausgestreckten Finger symbolisieren die Dreifaltigkeit, die zwei übrigen Finger die zwei Naturen Christ



Die orthodoxen Christen weltweit feiern das Osterfest, auch in der Ukraine und in Russland. Doch statt sich für eine Waffenruhe stark zu machen, schweigt Patriarch Kyrill, das Oberhaupt der russischen orthodoxen Kirche.

Putins Weltbild ist seit vielen Jahren vom Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill, mit vorbereitet worden


https://www.deutschlandfunk.de/brueder- ... 5-100.html
AAWoqsR.jpg
AAWoqsR.jpg (25.82 KiB) 5464 mal betrachtet
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Die Rache Gottes ist das Kreuz

Ungelesener Beitrag von Christel »

Das weiß ich! Auch ich kritisiere das!
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Re: Die Rache Gottes ist das Kreuz

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Ein Christus ohne Wunden?

Einmal wollte sich der Teufel dem hl. Martin als Halt anbieten. Er erschien ihm als König majestätischer Pracht. Er sagte: „Martin, ich danke Dir für deine Treue! Du sollst erfahren, dass auch ich Dir treu bin. Du sollst jetzt immer meine Nähe spüren. Du kannst dich an mir festhalten.“
Sankt Martin fragte: „Wer bist Du eigentlich?“
„Ich bin Jesus, der Christus“, antwortete der Teufel.
„Wo sind Deine Wunden?“ fragte Martin zurück.
„Ich komme aus der Herrlichkeit des Himmels“, sagte der Teufel, „ da gibt es keine Wunden.“
Darauf Sankt Martin: „Den Christus, der keine Wunden hat, den mag ich nicht sehen. An den Christus, der nicht die Zeichen des Kreuzes trägt, kann ich mich nicht festhalten.
Solche Geschichten wollen auch erzählen, woran wir Jesus Christus erkennen.
Auch hier geht es um die Identität. Christus trägt Wunden:
Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. 26 Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! 27 Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! (Johannes 20, 26 f.)
Andere Christusse werden auch heute verkündet:
Im Himmel werden die 144 000 Mitregenten Christi ermächtigt, sich Jesus anzuschließen, wenn er „mit eisernem Stab“ gegen alle Feinde von Gottes Königreich vorgeht (Offb. 2:26, 27). Als Krieger und König wird Christus, gefolgt von den auferweckten Gesalbten und mächtigen Engeln, gegen die „zahlreiche Streitmacht“ der Feinde vorrücken, sobald sie ihre Opfer umzingelt hat (Hes. 38:15). Dieser Zusammenprall ist der Krieg von Harmagedon (Offb. 16:16). https://www.jw.org/de/bibliothek/bueche ... gt-feinde/
Christus wird mit „O Mächtiger“ angeredet, weil er ein unbesiegbarer König ist. 1914 gürtete er sich das Schwert um […]Das war aber erst der Beginn seines siegreichen Ritts. Er muss seinen Sieg noch „vollenden“ (Offb. 6:2). Jehovas Urteile an den Bestandteilen des satanischen Systems auf der Erde sind zu vollstrecken und Satan muss mitsamt seinen Dämonen unschädlich gemacht werden. Zuerst kommt Babylon die Große, das Weltimperium der falschen Religion, an die Reihe. Jehova hat beschlossen, diese böse „Hure“ durch die politischen Herrscher vernichten zu lassen (Offb. 17:16, 17). Als Nächstes wird der Krieg führende König gegen Satans politisches System vorgehen und es zunichtemachen. Danach wirft Christus, der auch „Engel des Abgrunds“ genannt wird, Satan und seine Dämonen in den Abgrund und vollendet so den Sieg (Offb. 9:1, 11; 20:1-3).https://www.jw.org/de/bibliothek/zeitsc ... er-koenig/
Auch hier wird ein anderer Christus verkündet:
Der Angriffskrieg gegen die Ukraine wird in russischer Propaganda auch religiös legitimiert. Moskau als das „dritte Rom“ habe die göttliche Pflicht, sein Reich gegen das Böse im Westen zu verteidigen. https://www.herder.de/stz/hefte/archiv/ ... ntalismus/
Fazit:
Der Jünger Thomas kann uns ein Vorbild sein, genau hinzuschauen, ob der Christus, der verkündet wird, die Wundmale des Kreuzes trägt. Und nicht zusetzt, zeigt uns Jesus den Vater. An ihm sehen wir wie Gott ist:
Joh 14,9: Jesus sagte zu ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater?
Gott ist nicht nur allmächtig, sondern er ist leidens- und liebensfähig. Am Kreuz nimmt Gott das Leiden der Menschheit auf sich. Es sind stolze Menschen, Menschen, die sich selbst für gut halten, die andere Menschen, auch Jesus und Gott zu den Verbrechern rechnen und ihren vermeidlichen Kampf gegen das Böse führen.

Es ist der Gott, den wir durch Christi Wunden sehen, den wir lieben, an den wir uns festhalten. - Den anderen Christus, den anderen Gott ohne Wunden, den könnten wir nur fürchten.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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