"Ein Lob auf die Lauen"

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Christel
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"Ein Lob auf die Lauen"

Ungelesener Beitrag von Christel »

In den biblischen Schriften kommt das Mittelmaß nicht gut weg. Weil sie „weder heiß noch kalt“ sind, speit Gott die Lauen aus (Offb 3,16). Und als hätte sich die gesellschaftliche Situation seit Entstehung des Neuen Testaments kaum verändert, durchzieht die Bekenntnisrhetorik auch unsere Zeit.
[...]
Das Laue hat dagegen zu Unrecht ein schlechtes Image: Wer wäscht sich gern mit eiskaltem oder kochend heißem Wasser die Hände? Die temperantia, die Mäßigung, zählte einst zu den vier Haupttugenden: Im Mittelmaß verbinden sich die unangenehmen Extreme und werden handhabbar.

Das Christentum war gerade deshalb so erfolgreich, weil es als durch und durch laue Religion entstanden ist: Es verband vorhandene religiöse Strömungen zu einer neuen Einheit. Es verlangte keine rituelle Absonderung aus der heidnischen Gesellschaft und vermochte es, verschiedenste Milieus sowohl intellektuell wie emotional zu binden.

Auch die Volkskirchen konnten das: Sie forderten keine Totalidentifikation, kein tägliches Bekennertum.
[...]
Die Austrittsgründe sind gewiss vielfältig. Neben den offensichtlichen zählt zu ihnen, dass die Kirche in ihren Moralansprüchen zu heiß und im Umgang mit den Menschen zu kalt ist. Weil sie es den Lauen unerträglich macht, kehren sie ihr den Rücken.
Quelle und ausführlicher hier: https://www.herder.de/cig/cig-ausgaben/ ... verlieren/

So, wie unten gesagt, wird Kirchenaustritt häufig begründet. Allerdings häufig selbst mit einer überaus moralisierenden ...Pose.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Christel
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Re: "Ein Lob auf die Lauen"

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich habe den obigen Artikel aus „Christ in der Gegenwart“ eingestellt, weil er mir nicht gefällt.
Mich stört sowohl die Gleichsetzung der Volkskirchen mit Lauheit als auch der Umgang mit der Bibel.

Der Artikel bezieht sich auf diesen biblischen Text (Offenbarung 3,14-22), den der Artikelschreiber für nicht mehr zeitgemäß hält:
An die Gemeinde in Laodikia

14 An den Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: So spricht Er, der Amen heißt, der treue und zuverlässige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes: 15 Ich kenne deine Taten. Du bist weder kalt noch heiß. Wärest du doch kalt oder heiß! 16 Daher, weil du lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien. 17 Du behauptest: Ich bin reich und wohlhabend und nichts fehlt mir. Du weißt aber nicht, dass gerade du elend und erbärmlich bist, arm, blind und nackt. 18 Darum rate ich dir: Kaufe von mir Gold, das im Feuer geläutert ist, damit du reich wirst; und kaufe von mir weiße Kleider, damit du dich bekleidest und die Schande deiner Blöße nicht aufgedeckt wird; und kaufe Salbe, um deine Augen zu salben, damit du sehen kannst! 19 Wen ich liebe, den weise ich zurecht und nehme ihn in Zucht. Mach also Ernst und kehr um! 20 Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn einer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und Mahl mit ihm halten und er mit mir. 21 Wer siegt, der darf mit mir auf meinem Thron sitzen, so wie auch ich gesiegt habe und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe. 22 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Der Artikelschreiber meint, die Gemeinde von Laidikia entspreche den heutigen Volkskirchen (Lauheit) und er meint der Text fordere mehr Enthusiasmus (Hitze, Kälte) was in Richtung Schwärmerei und Extremismus gehe und daher abgelehnt werden müsse.

Ich persönlich halte das bodenständige Christentum der Volkskirchen nicht für lau.
Die Welt, auch die christliche Welt, besteht nicht aus Lauheit und Extremismus.

Anstatt Bibelstellen, die sich nicht sofort erschließen, wie diese, vordergründig zu interpretieren und als unzeitgemäß aus dem Weg zu räumen, wäre es besser darüber nachzudenken.

Mir fällt spontan eine andere Interpretation dieses Bibeltextes ein:
Der Engel schreibt an eine Ortsgemeinde. Die Gemeinde ist ein Ort. Offensichtlich ist diese Gemeinde wohlhabend und die Christen sind selbstgenügsam. Und sie werden dennoch von Gott geliebt.

Die Gemeinde selbst meint, alles in Ordnung uns fehlt nichts.
Da erfolgt der Weckruf durch den Engel.

Der Hinweis „16 Daher, weil du lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien.“ könnte auf einen Vergleich mit lauwarmen Wasser hindeuten. Es schmeckt nicht. Heißes Wasser, als Tee oder kaltes Wasser als Erfrischung sind prima. Aber wer will schon lauwarmes Wasser trinken?

„Mach also Ernst und kehr um! Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn einer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und Mahl mit ihm halten und er mit mir.“ heißt es weiter im Text.

Gemeinschaft untereinander und mit Christus, eine Mahlgemeinschaft, ja, aber bitte mit erfrischendem Trunk.
Ich denke, es lohnt sich noch immer darüber nachdenken.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Christel
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Re: "Ein Lob auf die Lauen"

Ungelesener Beitrag von Christel »

Die Taufe kann auch die Kirche nicht aufheben!
Aus eine Kirche austreten kann man schon. Will man zum Beispiel die Kirche wechseln, dann muss man zuerst aus der einen austreten, um in eine andere einzutreten.

Würde zum Beispiel Ateisius evangelisch werden wollen, dann bräuchte er weder aus der Katholischen Kirche auszutreten, noch sich taufen zu lassen. Beides ist schon erfolgt.

Holuwir wurde vermutlich von einem sogenannten Rechtskomitee ausgeschlossen. Trotz der vielen Jahre, die er für diese Organisation geopfert hat, wird dann gewöhnlich von denen gesagt, er wäre nie Zeuge Jehovas gewesen. Da seine Taufe nicht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes erfolgte und die WTG sowieso nicht mit der "Hure Babylon"kooperiert, wird seine Taufe nicht anerkannt. Will Holuwir in eine Kirche eintreten, dann gehört für ihn die Taufe dazu.
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