Die Kirche war nicht die Ustascha aber die Ustascha war ein Teil der Kirche
DEUTSCHLANDFUNK Hörspiel Freitag, 28.08.2009
Jasenovac ? Das kroatische Auschwitz
Von Eberhard Rondholz
(Auszug)
Autor:
Nicht einmal Lagerkommandant Maks Luburic, "der Metzger", ist zu sehen im Museum. Ebensowenig jener berüchtigte Franziskanerpater Miroslaw Filipovic-Maistorovic, der 1941 seine braune Kutte mit dem Schwarzhemd der Ustascha vertauscht und eine zeitlang das Kommando in Jasenovac übernommen hatte, und der wegen seines Sadismus den Beinamen "Bruder Teufel" bekam.
Filipovic-Maistorovic, der 1946 in Zagreb gehängt wurde, war nicht der einzige Geistliche, der sich am Massenmord beteiligte.
O-Ton (Slavko Goldstein):
Mit den Tätern ist es so, Sie haben recht. Die Rolle der katholischen Kirche ist etwas was man wollte nicht angehen, aus opportunistischen Gründen. Man will sich nicht konfrontieren mit der Kirche, weil die Kirche versagt hat. Die Anklage dass die Kirche Ustascha war, ist nicht wahr, aber Teil der Kirche ja.
Autor:
Es stimmt ja, dass sieben katholische Priester in Jasenovac umgebracht wurden, weil sie sich, im Dissens mit dem kroatischen Erzbischof Stepinac, geweigert hatten, das te deum für Ante Pavelic zu zelebrieren. Es stimmt auch, dass ein paar Dutzend Priester zu den Partisanen gingen und gegen den Faschismus kämpften, worauf Kustos Pejakovic uns hinwies. Aber hunderte andere Geistliche schlossen sich den Schlächtern an. Wie es dazu kommen konnte, dass Kleriker zu Killern wurden, Mönche zu Massenmördern, auf diese Frage versucht die Gedenkstätte von Jasenovac keine Antwort, nicht einmal das Faktum wird erzählt. Und die letzten Überlebenden von Jasenovac warten bis heute vergebens darauf, dass der Primas der katholischen Kirche Kroatiens einmal in die Gedenkstätte kommt, um sich vor den Opfern zu verneigen und sie um Vergebung zu bitten für die Verbrechen, die Glieder seiner Kirche hier begangen haben. Die katholische Kirche sei die letzte Bastion der Verteidiger des Ustascha-Regimes, hatte Ivan Fumic, der Sprecher der überlebenden Opfer voriges Jahr, auf der alljährlichen Gedenkveranstaltung gesagt und bekam prompt eine Klagedrohung aus dem erzbischöflichen Palais. Doch davon hat man nichts mehr gehört, der Klerus war sich wohl auch bewusst, was da alles zur Sprache gekommen wäre in solch einem Prozess: wie groß der Beitrag der Kirche ja wirklich war zum Massenmord von Jasenovac, nicht nur personell - sondern auch und vor alllem bei der mentalen Vorbereitung des Genozids. Man hätte zum Beispiel Ivan Saric, den einstigen Bischof von Sarajevo, Ustascha-Mitglied von 1934 an, zitieren können.
Zitator:
Die Bewegung der Befreiung der Welt von den Juden ist eine Bewegung zur Erneuerung der menschlichen Würde. Allwissend und allmächtig steht Gott hinter dieser Bewegung.
Autor:
So der Bischof in seinem Bistumsblatt im Mai 1941.
Ein anderer Gottesmann, Ivan Guberina, Professor der Theologie, nennt all jene Kroaten, die gegen die Untaten der Ustascha protestieren, geistige Zwerge, es sei das natürliche Recht des kroatischen Staates und Volkes, seinen Organismus von Gift zu reinigen:
Zitator:
Die Ustascha-Bewegung hat sich diesem Ziel verschrieben, sie muss sich zu diesem Zweck verhalten wie ein Arzt, der eine Heilkur durchführt. Und wo nötig, muss operiert werden, und es ist das Recht Kroatiens und in Übereinstimmung mit der christlichen Moral, seine Feinde mit dem Schwert zu vernichten.
Autor:
Und der Priester Mate Mugos im Juli 1941 in der Zeitung Novi List:
Zitator:
Bis jetzt haben wir dem katholischen Glauben mit Gebetbuch und Kreuz gedient. Die Zeit ist gekommen, dies mit Gewehr und Pistole zu tun.
Autor:
Die kroatische Amtskirche zieht es bis heute vor, zu diesen Fakten zu schweigen. So, wie Papst Pius XII. zu den Verbrechen von Jasenovac schwieg, und eine Diskussion über dieses Schweigen zu fürchten hat man im Vatikan allen Grund - denn wenn irgendwo in Europa ein deutliches Wort des Pontifex etwas hätte bewirken können, dann im katholischen Ustascha-Staat. Nicht einmal die sattsam bekannte Ausrede für sein Schweigen - "ad majorem malum inhibendum" - "um Schlimmeres zu verhüten" - hatte hier auch nur die geringste Berechtigung; eine päpstliche Intervention in Jasenovac hätte sogar noch den deutschen Beifall gefunden.
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dasfeature/987667/