Kirchen schrumpfen im Rekordtempo
Verfasst: Montag 21. Dezember 2009, 19:07
Kirchen schrumpfen im Rekordtempo
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... weltbewegt
Die ungebremste Entchristlichung Deutschlands
Laut Deutscher Bischofskonferenz nahm die Zahl der Katholiken im Jahr 2008 um 284.000 ab. Die Gesamtzahl der Menschen in Deutschland sank im gleichen Zeitraum lediglich um 215.000.
Mit Besorgnis blicken die Kirchen besonders auf den demografischen Wandel, dabei gerät ein anderes Problem in den Hintergrund. Rund 120.000 Mitglieder verlor die Katholische Kirche im Jahr 2008 nämlich durch Austritte. Aus der Evangelischen Kirche traten sogar 160.000 Menschen aus.
Möglicherweise wird die Zahl der Austritte in 2009 erneut zunehmen: Denn nach der umstrittenen Papst-Entscheidung zur ultrakonservativen Pius-Bruderschaft verzeichneten einige Städte deutlich höhere Kirchenaustrittszahlen. Davon könnte sogar die Evangelische Kirche betroffen sein. Die Vergangenheit hat nämlich gezeigt, dass bei umstrittenen Entscheidungen des katholischen Kirchenoberhaupts immer wieder auch Protestanten ihrer Kirche den Rücken kehrten.
Wie ist die Situation im Eichsfeld und in Thüringen?
Jede zweite katholische Pfarrei in Thüringen verschwindet
Die sinkende Zahl an Mitgliedern zwingt das katholische Bistum Erfurt zum radikalen Sparen: In den nächsten zehn Jahren soll jede zweite katholische Pfarrgemeinde im Land aufgelöst werden. Bis 2020 sollen aus 72 Pfarreien 32 werden und ein Pfarrer bis zu 14 Gemeinden betreuen.
"Wenn der Wind aus einer anderen Richtung weht, müssen wir die Segel neu ausrichten", sagte Bischof Joachim Wanke. Weniger Katholiken, weniger Priester und die Finanzlage würden die Strukturreform nötig machen. "Das ist auch für mich bitter", sagte Wanke. Für die Katholiken vor Ort bedeute dies, dass es künftig nicht mehr jeden Sonntag überall eine Messe geben könne.
Neue Formen gesucht
Es gelte neue Formen des Gottesdienstes zu finden, sagte der Leiter des Seelsorge-Amts, Gregor Arndt: "Gottesdienst ist immer, wenn die Gemeinde zusammenkommt", auch zu Andachten oder Singkreisen. In den vergangenen 20 Jahren sei die Zahl der Katholiken in Thüringen von etwa 200.000 auf rund 157.000 gesunken, erläuterte Wanke. Zudem habe sich das Leben der Menschen verändert. In einer mobilen und individualisierten Zeit müsse sich die Kirche neu aufstellen und neue Wege der Seelsorge finden.
"Dabei müssen wir aufpassen, dass vor allem die Alten und Schwachen nicht zu kurz kommen", mahnte Wanke. Es gehe daher auch um ein anderes Verständnis der Rolle des Pfarrers: "Wir brauchen noch beweglichere Mitarbeiter, die suchen, tasten und ausprobieren."
Norden am stärksten betroffen
Die Zusammenlegung von Pfarreien solle der Situation in den Gemeinden angepasst werden, sagte Ordinariatsrätin Maria Lubina. Sie solle immer erst erfolgen, wenn der Pfarrer vor Ort seine Aufgabe nicht mehr erfüllen könne. Der Statuswechsel solle dann mit den Wahlterminen der Gemeindegremien 2012, 2016 und 2020 verknüpft werden. Die sieben Dekanate als Verwaltungseinheiten sollen jedoch bleiben.
Am härtesten treffen die Sparmaßnahmen das Dekanat Leinefelde-Worbis in Nord-Thüringen. Hier sollen 16 Pfarreien zu sechs Pfarrbezirken zusammengeführt werden. Im katholischen Eichsfeld, dem Dekanat Heiligenstadt, sinkt die Zahl der Pfarreien von elf auf fünf. Das Bistum Erfurt umfasst den größten Teil Thüringens. Nur im Südwesten des Landes gehört ein Teil zum Bistum Fulda, im Ost zum Bistum Dresden-Meißen.
Gruß,
Heinrich5
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Die ungebremste Entchristlichung Deutschlands
Laut Deutscher Bischofskonferenz nahm die Zahl der Katholiken im Jahr 2008 um 284.000 ab. Die Gesamtzahl der Menschen in Deutschland sank im gleichen Zeitraum lediglich um 215.000.
Mit Besorgnis blicken die Kirchen besonders auf den demografischen Wandel, dabei gerät ein anderes Problem in den Hintergrund. Rund 120.000 Mitglieder verlor die Katholische Kirche im Jahr 2008 nämlich durch Austritte. Aus der Evangelischen Kirche traten sogar 160.000 Menschen aus.
Möglicherweise wird die Zahl der Austritte in 2009 erneut zunehmen: Denn nach der umstrittenen Papst-Entscheidung zur ultrakonservativen Pius-Bruderschaft verzeichneten einige Städte deutlich höhere Kirchenaustrittszahlen. Davon könnte sogar die Evangelische Kirche betroffen sein. Die Vergangenheit hat nämlich gezeigt, dass bei umstrittenen Entscheidungen des katholischen Kirchenoberhaupts immer wieder auch Protestanten ihrer Kirche den Rücken kehrten.
Wie ist die Situation im Eichsfeld und in Thüringen?
Jede zweite katholische Pfarrei in Thüringen verschwindet
Die sinkende Zahl an Mitgliedern zwingt das katholische Bistum Erfurt zum radikalen Sparen: In den nächsten zehn Jahren soll jede zweite katholische Pfarrgemeinde im Land aufgelöst werden. Bis 2020 sollen aus 72 Pfarreien 32 werden und ein Pfarrer bis zu 14 Gemeinden betreuen.
"Wenn der Wind aus einer anderen Richtung weht, müssen wir die Segel neu ausrichten", sagte Bischof Joachim Wanke. Weniger Katholiken, weniger Priester und die Finanzlage würden die Strukturreform nötig machen. "Das ist auch für mich bitter", sagte Wanke. Für die Katholiken vor Ort bedeute dies, dass es künftig nicht mehr jeden Sonntag überall eine Messe geben könne.
Neue Formen gesucht
Es gelte neue Formen des Gottesdienstes zu finden, sagte der Leiter des Seelsorge-Amts, Gregor Arndt: "Gottesdienst ist immer, wenn die Gemeinde zusammenkommt", auch zu Andachten oder Singkreisen. In den vergangenen 20 Jahren sei die Zahl der Katholiken in Thüringen von etwa 200.000 auf rund 157.000 gesunken, erläuterte Wanke. Zudem habe sich das Leben der Menschen verändert. In einer mobilen und individualisierten Zeit müsse sich die Kirche neu aufstellen und neue Wege der Seelsorge finden.
"Dabei müssen wir aufpassen, dass vor allem die Alten und Schwachen nicht zu kurz kommen", mahnte Wanke. Es gehe daher auch um ein anderes Verständnis der Rolle des Pfarrers: "Wir brauchen noch beweglichere Mitarbeiter, die suchen, tasten und ausprobieren."
Norden am stärksten betroffen
Die Zusammenlegung von Pfarreien solle der Situation in den Gemeinden angepasst werden, sagte Ordinariatsrätin Maria Lubina. Sie solle immer erst erfolgen, wenn der Pfarrer vor Ort seine Aufgabe nicht mehr erfüllen könne. Der Statuswechsel solle dann mit den Wahlterminen der Gemeindegremien 2012, 2016 und 2020 verknüpft werden. Die sieben Dekanate als Verwaltungseinheiten sollen jedoch bleiben.
Am härtesten treffen die Sparmaßnahmen das Dekanat Leinefelde-Worbis in Nord-Thüringen. Hier sollen 16 Pfarreien zu sechs Pfarrbezirken zusammengeführt werden. Im katholischen Eichsfeld, dem Dekanat Heiligenstadt, sinkt die Zahl der Pfarreien von elf auf fünf. Das Bistum Erfurt umfasst den größten Teil Thüringens. Nur im Südwesten des Landes gehört ein Teil zum Bistum Fulda, im Ost zum Bistum Dresden-Meißen.
Gruß,
Heinrich5