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Hat das christliche Gottesbild Konsequenzen?

Verfasst: Sonntag 26. Mai 2013, 21:53
von Christel
Hat das christliche Gottesbild Konsequenzen? Gedanken zum Dreifaltigkeitssonntag

Man spricht heute oft vom Monotheismus oder von den Abrahamitischen Religionen und meint damit Judentum, Christentum und Islam.
Das Gottesbild verbindet nicht nur diese drei Religionen, es trennt sie zugleich. Der Unterschied kann an dieser Frage festgemacht werden: „Ist Gott nur einzig oder Einzig und dreieinig?“
Das Christentum weiß sich mit dem Judentum und, ohne das geistliche Band mit dem Stamme Abrahams (vgl. NA 4) dadurch zu relativieren, mit dem Islam einig im Bekenntnis zur Einzigkeit Gottes, wie sie in Dtn 6,4 („Höre Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig.“) bzw. in Sure 112 des Koran („Sprich: Er ist Gott, ein Einziger, Gott, der Communio Notwendige Diskussionen 87 Undurchdringliche …“) zum Ausdruck kommt. Jedoch hat die Anerkennung Jesu Christi als „Herr“ (kýrios) und die konsequente Herausbildung des trinitarischen Bekenntnisses den christlichen Glauben von Seiten des Judentums dem Verdacht ausgesetzt, in ein polytheistisches Gottesverständnis zurückgefallen zu sein. Die scharfe Ablehnung des christlichen Trinitätsglaubens durch den Islam geht möglicherweise darauf zurück, dass Muhammad diesen Glauben in einer stark tritheistisch geprägten Form kennen gelernt hat. In der zitierten Sure 112 wird jegliche „Zeugung“ und jegliches „Gezeugt-Werden“ in Gott abgewiesen.
http://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/v ... e/DB83.pdf
„Der Glaube an den dreieinen Gott : Eine Handreichung der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz zur Trinitätstheologie“ - (Die deutschen Bischöfe ; 83). – S 86 f.

Hat das christliche Gottesbild Konsequenzen? Ja, aber nur, wenn es reflektiert wird!

Augustinus schrieb: ,,Wenn du die Liebe siehst, siehst du die Heiligste Dreifaltigkeit’’
(De Trinitate, VIII, 8, 12: CCL 50, 287)
BENEDIKT XVI. konnte schreiben: ”DEUS CARITAS EST“ = "Gott ist die Liebe"
http://www.vatican.va/holy_father/bened ... st_ge.html

Re: Hat das christliche Gottesbild Konsequenzen?

Verfasst: Sonntag 26. Mai 2013, 22:03
von Christel
Gottes Sein blüht gesellig

1

Wenn Gott zum Götzen verzerrt wird,
muß man sich diesem verweigern.
Wo Gott zum Tyrannen gemacht wird,
müssen wir diesen stürzen.
So fordert's
Seine Dreieinigkeit.

2

Dreieinigkeit?
Ein Männerbund! empören sich Frauen.
Zu Recht.
Zu Recht.
Und dennoch:
entwarf diese Denkfigur
die unausdenkbare Gottheit nicht
als Gemeinschaft,
vibrierend, lebendig,
beziehungsreich?
Kein einsamer Autokrat jedenfalls,
schon gar nicht Götze oder Tyrann!
Eine Art Liebeskommune vielmehr,
einer für den andern,
»dreifach spielende Minneflut« (MECHTHILD VON MAGDEBURG).

3

Mich stellt's jedenfalls auf,
Gott als Beziehungsvielfalt zu denken,
als Mitbestimmung, Geselligkeit,
die teilt, mit-teilt, mit anderen teilt:
»Die ganze Gottheit spielt
ihr ewig Liebesspiel.« (QUIRINUS KUHLMANN)
Und insofern:
niemals statisch,
nicht hierarchisch,
actus purus,
lustvoll waltende Freiheit,
Urzeugung der Demokratie.

4

Alsbald ins Leere
laufen da Fragen wie:
personal oder apersonal?
transzendent oder immanent?
ruhendes Sein oder ewiges Tun?
Seit urher beides
und mehr noch als beides,
ein Drittes also
und mehr als ein Drittes:
das Ganze, die Fülle
(auch von Weiblichkeit, Männlichkeit),
die unausschöpflich - End ohne Ende -
in Beziehungen blüht.

5

Will ich die gesellige Gottheit begreifen,
von Ihr Besitz ergreifen,
lang' ich ins Leere.
Und auch Sie
- von Mechthild »Frau Minne« genannt -
will nicht Besitz ergreifen von mir.
Eher berührt Sie,
wie Freunde, wie Liebende
einander berühren,
berührt,
damit überspringe der Funke, das Leben,
berührt,
damit die Besessenheit vom Besitz,
der Wille zur Macht verglühe
im Angesicht jenes Tages,
»da alle Herrschaft,
jede Gewalt oder Macht
vernichtet
und Gott alles sein wird
in allem.« (1. KORINTHER 15,24)

6

Dreieinigkeit?
Weil sexistisch
und überhaupt: Entwurf
ohne Endgültigkeit.
Gott ist Liebe,
will er sagen,
Gottes Sein blüht gesellig,
»Seine Liebe wandelt
in immer frischem Trieb
durch die Welt.« (FRANZ ROSENZWEIG)

Aus: Kurt Marti, Die gesellige Gottheit. Ein Diskurs. Im RADIUS-Verlag, Stuttgart 1993.
http://www.redemptoristen.com/index.php ... ogramm=232

Re: Hat das christliche Gottesbild Konsequenzen?

Verfasst: Sonntag 26. Mai 2013, 22:11
von Heinrich5
Hat das christliche Gottesbild Konsequenzen?
Ich sehe keine.

Wer glaubt denn heute noch an eine einfältige dreifältige Gottheit?